Gehwege und Sehwege. Ein Beitrag zur Theoriegeschichte filmischer Bewegung
Ich möchte einen kurzen Einblick in das geben, was ich Dialogische Filmtheorie nenne. Ein Baustein dazu ist die Abhandlung Wege. Spuren und Bahnen der Bewegung im Kino. Sie versucht, Leitlinien filmischer Fortbewegung ausfindig zu machen, seien es solche, die auf der Leinwand sichtbar werden, oder solche, die Abläufe und Übergänge sichtbar machen. Diese Gehwege und Sehwege mischen sich in hybride und vitale Konstruktionen, die wir im Dialog mit den Bildern und Tönen als Filme wahrzunehmen gewohnt sind. Sie beziehen sowohl bewegte Figuren ein, als auch das, was man gewöhnlich Dekor nennt. Die Trennungen in Bewegtes und Unbewegtes, Belebtes und Unbelebtes, Weg und Ort, werden damit hinfällig. Wie der Neue Materialismus die Polarisierung zwischen Menschen und Dingen infrage stellt, so versucht diese filmtheoretische Vorgangsweise die absonderliche Opposition zwischen Subjekt und Objekt auf ihrem Terrain aufzuheben. Die Bilder, die wir im Kino sehend erzeugen, gewinnen dadurch nicht nur an Strahlkraft. Sie werden auch zubildpolitischen Manifesten und Monumenten einer Sicht, die nicht identifiziert, sondern Alteritätenfreilegt. Wenn dann noch genug Zeit bleibt, sollen auch einige analytische Splitter dieses Vorhabens vorgeführt werden. Damit meine ich die Untersuchung kleiner Einheiten des einen oder anderen Films, die filmische Wege auf ihren Bewegungen über die Leinwand und in unsere Köpfe wie unter dem Mikroskop vergrößert und sie damit erst sichtbar macht. Wie verlaufen die Gehwege und Sehwege, also die Leitfäden der Fortbewegung und Sichtbarmachung im Detail? Vielleicht wähle ich dazu einige Minuten aus Notorious aus, oder aber etwas aus einem Film von Amos Gitay. Es kann aber auch sein, dass es Covered Wagon oder Taris wird. Man wird sehen.