VeranstaltungsortHS 11Veranstalter Universitätszentrum für Frauen- und Geschlechterstudien (UZFG)BeschreibungDie demographische Entwicklung zeigt, dass die Gruppe der ältesten Menschen in den nächsten Jahrzehnten am stärksten anwachsen wird. Schon im Jahr 2050 wird jede zehnte Person über 80 Jahre alt sein. Die Befunde für diesen Lebensabschnitt verweisen auf eine deutliche Zunahme an altersspezifischen Funktionsverlusten und ein erhöhtes Risiko für Hilfe- und Pflegebedürftigkeit. Die rasch wachsende Zahl alter Menschen konfrontiert uns mit Fragen der Versorgungsplanung und –forschung. Die in unserer Gesellschaft stark verankerte Pflicht zur Pflege ermöglicht es, dass nach wie vor der Großteil pflegebedürftiger Menschen im familiären Umfeld, vorrangig von Partnerinnen, Töchtern und Schwiegertöchtern, betreut wird. Für den Partner oder die Elterngeneration Sorge zu tragen, wird oft zur Lebensaufgabe, die mit hoher Opferbereitschaft einhergeht. Kann die familiäre Betreuung für einen pflegebedürftigen Angehörigen nicht mehr sichergestellt werden, bleibt als letzter Ausweg die Übersiedelung in eine Institution der Altenpflege. Eine Entscheidung, die häufig mit Schuldgefühlen und geringer gesellschaftlicher Akzeptanz einhergeht. Die Belastungen und Auswirkungen sowohl familiärer als auch institutioneller Altenpflege sind gut belegt. Die vielfältigen Anforderungen an die Pflegenden zeigen sich in emotionalen und körperlichen Beanspruchungen. Am Ende eines langen Prozesses von Überlastung, Erschöpfung und mangelnder Unterstützung stehen nicht selten Aggressionen gegen die zu Pflegenden, die in Gewaltanwendungen münden. Zu diesem tabuisierten Problemfeld werden zwei Studien vorgestellt: Eine quantitative Online-Befragung bei informell Pflegenden (N = 75) ergab, dass die überwiegende Mehrheit weiblich und jede zweite Person hochgradig burnout-gefährdet ist. Häufig kommt es auf Grund der Pflege zu Einschränkungen der sozialen Kontakte, beruflichen Auswirkungen, als auch zu mangelnden Freizeitmöglichkeiten, welche sich auf die Regeneration der Pflegenden auswirken. Nicht selten sind Pflegende von einer Reihe eigener psychischer und physischer Konsequenzen durch die Pflegetätigkeit konfrontiert, welche sich in Aggression und Frustration äußern und als Gewalthandlungen zum Vorschein kommen können. Eine qualitative Befragung an Altenpflegekräften (N = 38) zeigte, dass auch im institutionellen Kontext vielfältige Belastungen erlebt werden. Aus den Interviews geht hervor, dass inhumane Arbeitsbedingungen, konflikthafte Beziehungen zu HeimbewohnerInnen, gegenseitige Abhängigkeiten und mangelnde Unterstützung die Aggressions- und Gewaltbereitschaft erhöhen. Aggressives Handeln der Pflegekräfte zeigt sich in Einschränkungen individueller Wünsche und Vorlieben, in der Vernachlässigung der Intim- und Privatsphäre, wie auch einer demütigenden Kommunikation, stigmatisierenden und diskriminierenden Verhaltensweisen. Damit Gewalthandlungen nicht Alltagshandlungen werden, müssen verstärkt Bemühungen in Aufklärung und Intervention gesetzt und die Thematik als gesellschaftliches Problem erkannt werden. Vortragende(r)Brigitte Jenull und Nadja FrateKontaktmaria mucke (maria.mucke@aau.at)