Veranstaltungsort: Robert-Musil-Institut
Ingeborg Bachmann, die ihr Philosophie-Studium mit einem Doktorat abschloss, war eine exzellente Kennerin der zeitgenössischen Philosophie, in deren Zentrum für sie der Widerspruch der sprachphilosophisch fundierten Metaphysikkritik Wittgensteins und des logischen Empirismus gegen die neue Ontologie Heideggers stand. Von Beginn an steht Bachmanns Auseinandersetzung mit diesen Antipoden der Philosophie im Horizont der Frage nach der Eigenart der dichterischen Rede und ihrem genuinen Anspruch auf Wahrheit. Die „schöne“ Sprache der Dichtung sei der „Realität“ verpflichtet, heißt es in den Frankfurter Vorlesungen; was aber dieses Gebot besagt, wie die Angemessenheit einer dichterischen Erfassung der Realität zu bestimmen ist und an welcher „Ethik“ sich diese selbstgesetzte Norm ausrichtet, sind Grundfragen Ingeborg Bachmanns. Ihnen nachzugehen, ist die Zielsetzung dieser Tagung, die verlangt, Interpretationen des dichterischen Werks mit Analysen ihrer theoretischen Schriften zu verbinden. Die vertiefende Erkundung gerade der philosophischen Lektüren und Texte Bachmanns – die deren zeit- und ideengeschichtliche Kontexte berücksichtigt – wird das Profil dieser Autorin klarer hervortreten lassen.