Wurzeln und Flügel

Veranstaltungsort: N.1.44

Ungarn liegt im Karpatenbecken mit ca. 10 Millionen Einwohner:innen. Es gilt heute als ein einsprachiges Land, in dem jedoch wegen seiner historischen Ereignisse der letzten Jahrhunderte auch Minderheiten ansässig sind. Heute werden in Ungarn dreizehn Minderheiten (Armenier, Bulgaren, Deutsche, Griechen, Kroaten, Polen, Roma, Rumänen, Ruthenen, Serben, Slowaken, Slowenen und Ukrainer) gesetzlich anerkannt. Die deutsche Nationalität in Ungarn, die auch als Ungarndeutsche oder Donauschwaben bezeichnet wird, gehört zu einer der größten deutschen Gemeinschaften in Ost-Mittel-Europa. Die Deutschen sind nach den Roma die zweitgrößte Minderheit in Ungarn.Der Vortrag zielt darauf ab, die aktuelle Lage der Ungarndeutschen zu erläutern, indem zuerst ihr soziohistorischer Hintergrund dargestellt wird, der einen Ausgangspunkt für die Beurteilung des Sprachverhaltens der Menschen, ihrer Sprachwahl und ihrer Sprachkompetenz in der Gegenwart bildet. Anschließend wird zum einen die sprachliche Situation der Ungarndeutschen thematisiert, zum anderen wird auf ausgewählte Aspekte des schulischen Minderheitensprachunterrichts eingegangen, wobei auf Umgang mit Mehrsprachigkeit und Evaluation fokussiert wird.

Bildung als Transformation: Die Veränderung von Welt- und Selbstverständnis

Veranstaltungsort: N.144, Nordtrakt (Universität Klagenfurt )

Bildungsprozesse umfassen weit mehr als nur die Aneignung von Lehrinhalten oder Kompetenzen. In seinem Vortrag stellt Prof. Dr. Hans-Christoph Koller eine Neufassung des Bildungsbegriffs vor, nämlich Bildung als Transformation. Bildung entsteht, wenn Menschen auf Probleme stoßen, für die sie keine adäquaten Lösungen haben. Solche Herausforderungen zwingen sie dazu, ihr Welt- und Selbstverständnis grundlegend in Frage zu stellen und neu zu gestalten. Dieser Ansatz knüpft an die Bildungstheorie Wilhelm von Humboldts an und erweitert sie um die Idee, dass Bildung vor allem ein Prozess tiefgreifender persönlicher Veränderung ist, der durch gesellschaftliche oder individuelle Krisenerfahrungen ausgelöst wird.Doch was bedeutet es, eine solche Transformation zu erleben und welche Herausforderungen sind damit verbunden? Im ersten Teil des Vortrags werden die Grundlagen der Theorie, mögliche Weiterentwicklungen sowie offene Fragen und ungelöste Probleme vorgestellt. Der zweite Teil widmet sich den Methoden zur empirischen Untersuchung von transformatorischen Bildungsprozessen und diskutiert die damit verbundenen Fragen.Zum Vortragenden: Prof. Dr. Hans-Christoph Koller studierte Erziehungswissenschaft, Germanistik und Politikwissenschaft an den Universitäten Marburg und Hamburg. 1989 promovierte er in Erziehungswissenschaft an der Universität Hamburg. Seit 2010 ist er Professor für Erziehungswissenschaft unter besonderer Berücksichtigung der Qualitativen Bildungsforschung und der Wissenschaftstheorie an der Fakultät für Erziehungswissenschaft der Universität Hamburg. Er war Vorsitzender und Vorstandsmitglied der Deutschen Gesellschaft für Erziehungswissenschaft. Er absolvierte Forschungsaufenthalte und Gastprofessuren in den USA sowie in Tokio.