Wer einen realistischen Eindruck vom Zustand Österreichs gewinnen möchte, braucht das Land bloß mit dem Zug zu durchreisen – die freiwillig und halbfreiwillig geführten Gespräche in den Railjets und Speisewägen der Nation geben einen tiefen Einblick in die hiesige Verfasstheit, die zwischen „Fernsehkaisern und Kurzschlusskanzlern“ kaum unterscheiden zu können scheint.Eine solche Tour de force unternimmt Markus Köhle mit viel Sprachwitz in seinem Romandebüt, in dem er seinen aufmerksam registrierenden Protagonisten Lukas auf seinen Zugreisen durch die Bundesländer den großen Themen unserer Zeit begegnen lässt: Deutlich zu spüren ist da das „Stadt-Land-Kluft-Schlamassel“, die sture Ignoranz gegenüber der nötigen Veränderung („die Füße schischuhschwer, aber die Nase immer oben“), ein bestenfalls halbes Bewusstsein von Überalterung und Pflegenotstand und, natürlich, eine große Unlust, sich mit all dem ernsthaft auseinanderzusetzen.Markus Köhle, geb. 1975 in Nassereith, Tirol, studierte Germanistik und Romanistik, bezeichnet sich selbst als Sprachinstallateur. Seit 2001 ist er literarisch, literaturkritisch, literaturwissenschaftlich und auch als Literaturveranstalter im In- und Ausland aktiv undaußerdem und Poetry Slammer der ersten Stunde. Seit 2004 lebt und arbeitet er in Wien.