Drohnensteuerung: Von der Leidenschaft, Komplexes einfach zu machen
Ekaterina Peshkova hat für ihre Dissertation an einer natürlichen und intuitiven Interaktion zwischen Mensch und Drohne gearbeitet. Im April wird sie ihre Arbeit in Klagenfurt fertig gestellt haben.
Ekaterina Peshkova liebt Herausforderungen und sie genießt es, sich selbst herauszufordern. Die Technik schien am Anfang für sie sehr komplex; im Laufe der Jahre gewann sie aber einen Zugang dazu, und es wurde „einfach“, technische Fragestellungen zu lösen. „Schon in der Schule mochte ich deshalb die Mathematik so gerne“, erzählt sie. Peshkova ist glücklich, wenn es ihr gelingt, Komplexität zu reduzieren. Diese Leidenschaft kommt auch in ihrem Dissertationsthema zum Ausdruck: Sie arbeitet an einer vereinfachten Interaktion zwischen Mensch und Drohne. Statt komplizierte Controller zu bedienen, soll es zukünftig möglich sein, mit Gesten und einfachen Sprachbefehlen Drohnen zu navigieren. „Es sollte also alles leichter werden“, wie sie zusammenfasst.
Dabei geht es Peshkova vor allem darum, dass die Technologie von den Nutzerinnen und Nutzern selbst als brauchbar empfunden wird. „Üblicherweise schlagen Designer Gesten-Sets oder Vokabular vor, die dann von Teilnehmerinnen und Teilnehmern in Studien ausprobiert werden.“ Ekaterina Peshkova ging den umgekehrten Weg: Sie hat im Rahmen ihrer Untersuchung die Probandinnen und Probanden glauben lassen, dass sie mit ihren Gesten den Flug einer Drohne steuern können. (In Wahrheit wurde die Drohne extern gesteuert.) So konnte sie sehen, was Menschen tun, wenn sie mit einem fliegenden Kleinroboter spontan interagieren sollen. Aus ihren Daten ergab sich ein Set von benutzerdefinierten Gesten, die natürlich und intuitiv von StudienteilnehmerInnen ohne Vorerfahrungen kommen. Danach ging es Peshkova darum, mit der Idee von mentalen Modellen eine Logik hinter den verwendeten Gesten zu erkennen. Das Ergebnis war unter anderem, dass es für den Nutzer leichter ist, wenn alle Gesten einem mentalen Modell angehören und Mischformen von verschiedenen Modellen vermieden werden. „Diese Homogenität scheint stärker intuitiv zu sein und weniger zu Verwirrung zu führen“, so Peshkova.
Dass Drohnen in den nächsten zehn bis zwanzig Jahren in unserem Alltag Einzug halten werden, ist für Ekaterina Peshkova zweifelsfrei. „Wenn jeder normale Mensch, egal welcher Generation, Drohnen bedienen soll, brauchen wir auch eine intuitive Steuerung“, ist sie überzeugt. Bis dahin gelte es auch noch viele Privacy- und Sicherheitsregulierungen zu finden; Peshkova sieht aber mit Freude einer Zukunft mit Drohnen im Alltag entgegen. „Das wird ein Riesenspaß“, glaubt sie. Vielleicht werde sogar der Traum aus Fantasy-Filmen wahr, dass der Mensch auf kleinen flachen Geräten durch die Lüfte getragen wird. Und vielleicht werde es einmal genauso normal, auf Drohnen zu fliegen, wie mit Fahrrädern zu fahren. Für Peshkova sind dies aufregende Zukunftsvisionen, an denen sie mit ihrer Technologie mitwirken will.
Ende April endet ihr Vertrag in Klagenfurt; für sie ist dann völlig offen, welche weiteren Herausforderungen sie annehmen will. „Was ist schon leicht“, antwortet sie auf die Frage danach, wie es sich anfühlt, nicht zu wissen, wo man im diesjährigen Sommer leben wird. Was sie tun will, weiß sie: „Ich will lernen, ich will etwas verbessern, ich will im akademischen Bereich bleiben, mit Studierenden arbeiten, weiterforschen“, erklärt sie. Peshkova stammt aus Russland und studierte in den letzten fünf Jahren in Europa; zuerst mit dem Erasmus Mundus Master Program in Advanced Robotics (EMARO) in Nantes und Genua, dann mit dem Erasmus Mundus Doctorate Program in Interactive and Cognitive Environments (ICE) in Genua und Klagenfurt bei Martin Hitz am Institut für Informatik-Systeme. Jedes Jahr wechselte sie das Land, in dem sie lebte. In die Wände ihrer Wohnungen hat sie schon lange keine Nägel mehr geschlagen; ihre Fotos sieht sie sich digital an. Durch das viele Übersiedeln hat sie versucht, ihren Besitz zu minimieren. Und hat gleichzeitig ihren geistigen Horizont und die Vielfalt ihrer Erfahrungen maximiert.
Auf ein paar Worte mit … Ekaterina Peshkova
Was wären Sie geworden, wenn Sie nicht Wissenschaftlerin geworden wären?
Es gibt so viel, was ich gerne tue! Ich denke, ich hätte mich für einen Beruf entschieden, der es mir ermöglicht zu reisen, viele neue Menschen zu treffen, verschiedene Kulturen kennenzulernen und etwas Neues zu entdecken. Das erste, was mir jetzt einfällt, wäre ein Leben als unabhängige Reisereporterin.
Verstehen Ihre Eltern, woran Sie arbeiten?
Sie würden es bevorzugen, wenn ich so etwas sage wie „Ja, meine Eltern haben eine gute Vorstellung davon, woran ich arbeite“, aber sie haben mich dazu erzogen, nicht zu lügen, daher muss ich die Wahrheit sagen: Sie können Sie nur auf einer allgemeinen Ebene etwas unter meiner Forschungsarbeit vorstellen, aber das hindert sie nicht daran, mir gegenüber sehr unterstützend und ermutigend zu sein.
Was machen Sie im Büro morgens als erstes?
Oft beginne ich meinen Arbeitstag damit, eine stündliche To-do-Liste zu erstellen, die ich versuche, im Laufe des Tages abzuarbeiten. Das hilft mir dabei, meinen Arbeitstag effizient zu organisieren.
Machen Sie richtig Urlaub? Ohne an Ihre Arbeit zu denken?
Wie fast alle PhD-Studierenden denke ich fast immer an meine Forschungsarbeit. Während der letzten drei Jahre wurden wir (also ich und meine Forschung) fast unzertrennlich. Ich bin sehr froh über mein Forschungsthema, das ich als herausfordernd empfinde, aber das mir gleichzeitig auch Freude bereitet. Trotzdem verbringe ich mindestens eine Woche im Jahr „außerhalb der Zivilisation“, irgendwo in einem Dorf ohne Internetzugang, um meine Batterien aufzuladen.
Was bringt Sie in Rage?
Mangel an gegenseitigem Respekt zwischen Menschen
Und was beruhigt Sie?
Das effizienteste Mittel bei mir: Schokolade.
Wer ist für Sie die größte WissenschaftlerIn der Geschichte und warum?
Es gibt so viele großartige Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, die wertvolle Beiträge dazu geleistet haben, dass wir in solch einer technologisch entwickelten Welt leben. Als jemand, der weit weg von seiner Familie lebt, schätze ich besonders die Technologien, die es uns ermöglichen, binnen Sekunden miteinander in Kontakt zu treten oder weite Distanzen in wenigen Stunden zu überwinden. Deshalb möchte ich hier „The Wright Brothers“ erwähnen, denen es gelang, den ersten Flug mit einem Flugfahrzeug, das schwerer als Luft ist, zu absolvieren. Der Flug führte sie in eine kleine Stadt am Atlantischen Ozean mit dem eingängigen Namen Kill Devil Hills in North Carolina, wo ich den Sommer während meines ersten Auslandsaufenthalts verbringen durfte.
Wovor fürchten Sie sich?
Ich fürchte mich davor, dass eines Nachts jemand nach meinen Füßen greifen könnte, daher behalte ich sie – nur für den Fall – sicherheitshalber immer unter der Decke.
Worauf freuen Sie sich?
Ich freue mich darauf, Dr. Peshkova zu werden.