Promotio sub auspiciis: Dissertation zu Rollenspielen und ihre Verbindung zu Theorien der Postmoderne
Mit diesem Bereich der „Games Studies“ beschäftigte sich der Anglist René Schallegger. Er feiert am 6. Dezember 2013 (13:00 Uhr, Hörsaal B) seine „Promotio sub auspiciis Praesidentis rei publicae“ an der Alpen-Adria-Universität.
Pen&paper-Rollenspiele wurden in den 1970er Jahren entwickelt: Ein Spielleiter bzw. eine Spielleiterin bringt das Handlungsgerüst und Regelwerk – meist von Verlagen in Buchform herausgegeben – ein. Die SpielerInnen übernehmen die Hauptcharaktere und liefern im Laufe des Spieles narrative Beiträge, das heißt, sie sprechen darüber, was ihre Figur in welcher Situation tut. Hinter den Charakteren stecken Werte; zusätzlich gibt es ein Regelwerk, mit Hilfe dessen über Situationen entschieden wird. Die Stories dafür kommen meist aus den fantastischen Genres wie Science Fiction oder Horror, es gibt aber auch realistische Hintergründe.
Für René Schallegger sind diese Rollenspiele Ausgangspunkte für eine Beschäftigung und Verknüpfung mit Theorien der Postmoderne, die ebenfalls in den 1970er Jahren aufgekommen sind. „Für mich zeigen viele der Themen in den Rollenspielen auch politische Relevanz: Diese wird beispielsweise sichtbar, wenn die Figur des Werwolfes als Retter der Natur auftritt und damit ökologische Aspekte thematisiert werden“, so Schallegger. Rollenspiele zeigen für ihn noch weitere Parallelen zur Postmoderne: Sie seien evolutionär statt revolutionär, stark prozessorientiert und funktionieren nur durch die narrativen Beiträge, die aktiv und interaktiv von Einzelnen kommen. „Kritische Diskurse ergeben sich häufig durch die Reflexion der Regeln, die selten hundertprozentig akzeptiert werden. Außerdem wird der Mensch in seiner Vielfalt thematisiert: zerstörerisch und schöpferisch gleichermaßen“, so Schallegger weiter.
Hinter den Rollenspielen steckt für René Schallegger auch ein demokratisches Kunstverständnis: „Im Rollenspiel ist jeder und jede Teil eines Kunstwerks, das oft über Jahre hinweg entsteht. Wir gehen von einer Alltags- und Gebrauchskunst der Postmoderne aus, in der sich Kritik und Unterhaltung, Kommerz und Kunst vereinen können.“
René Schallegger, geboren 1977, war nach seinem Studium der Anglistik und Romanistik sechs Jahre in der Jugendpolitik tätig. Danach kehrte er für seine Dissertation an die Alpen-Adria-Universität zurück, wo er mittlerweile als Postdoc-Assistent am Institut für Anglistik und Amerikanistik tätig ist. Sein Forschungsgebiet liegt weiterhin im Bereich der „Games Studies“, im Rahmen derer er sich derzeit auf die Verbindung zwischen emotionalen und diskursiven Prozessen im Videospiel konzentriert. Für René Schallegger sind diese wissenschaftlichen Untersuchungen von großer Bedeutung, „da sie uns helfen, einen großen Teil – insbesondere – der Jugendkultur zu verstehen.“
Voraussetzung für eine „Promotio sub auspiciis Praesidentis rei publicae“ sind unter anderem der Abschluss aller Oberstufenklassen mit „ausgezeichnetem Erfolg“, die Ablegung der Matura mit „Auszeichnung“ sowie die Beurteilung sämtlicher Diplom- und Rigorosenprüfungen mit „sehr gut“.