Maria Lassnig nimmt Ehrendoktorat der Alpen-Adria-Universität an
Mit einer Verzögerung von 14 Jahren überbrachte Rektor Oliver Vitouch der großen österreichischen Künstlerin am 16. Dezember 2013 die Ehrenurkunde.
Wäre es nach dem Wunsch der Universitätsleitung gegangen, hätte Maria Lassnig das Ehrendoktorat der Universität Klagenfurt bereits im Jahr 1999 erhalten. Nach dem einstimmigen Beschluss des Senats auf Initiative von Klaus Amann, dem Leiter des Robert Musil-Instituts für Literaturforschung, hätte ihr diese Ehre schon zum 80. Geburtstag zuteil werden sollen. Die Antwort auf die schriftliche Anfrage vom damaligen Rektor Winfried Müller fiel jedoch negativ aus: Die aus Kärnten stammende Künstlerin lehnte die Annahme der Auszeichnung aufgrund der politischen Verhältnisse ab. Sie stellte sich zu dieser Zeit ausdrücklich gegen jegliche potentielle Vereinnahmung durch die damalige Regierung unter Haider, etwa die geplante Einrichtung eines Lassnig-Museums im Schloss Reifnitz.
Nach dem politischen Wechsel in diesem Jahr erneut befragt, hat sie ihre Vorbehalte nun soweit abgelegt, dass am 16. Dezember Oliver Vitouch, Rektor der Alpen-Adria-Universität, der Ausgezeichneten die Urkunde persönlich in Wien übergeben konnte. Der Doktortitel honoris causa wird Lassnig „in Würdigung ihrer Verdienste um den konsequenten bildnerischen Ausdruck des Innerlichen, besonders des bewusstermaßen Weiblichen“ vergeben. Ihre Reaktion auf die Würdigung der Kärntner Universität: „Ich freue mich sehr.“
Rektor Vitouch brachte seine große Freude zum Ausdruck, der Überbringer der schönen Botschaft sein zu können: „Maria Lassnig ist eine österreichische Künstlerin von Weltrang. Sie hat entscheidend dazu beigetragen, die einstige Männerdomäne Malerei – und deren hochschulische Vermittlung – auch zur Frauensache zu machen, und hat in der Medienkunst neue Formen der visuellen Kultur erschlossen. In ihrer klugen Streitbarkeit und der Weite ihres Blickes hat sie zeitlebens jene Ziele verfolgt, für die auch die Alpen-Adria-Universität Klagenfurt einsteht. Dass sie nun, nach dem langersehnten ‚Kärntner Frühling‘, bereit ist, das Ehrendoktorat anzunehmen, ist ein Zeichen von hoher Symbolkraft.“
Lassnig ist 31. Ehrendoktorin der Universität Klagenfurt und eine von mehreren aus Kärnten stammenden KünstlerInnen, darunter Valentin Oman, Peter Handke und Wolfgang Puschnig. Erst vor kurzem erhielt der Maler Manfred Bockelmann für sein engagiertes Spätwerk den Ehrentitel.
Leben und Werk von Lassnig sind einmalig und außergewöhnlich. Sie besitzt ein hoch sensibles Empfindungsvermögen und eidetisches Talent. Schon in ihren frühen Jahren in Klagenfurt, Metnitz und Wien nahm neben der Erarbeitung eines eigenen Farbspektrums die Darstellung introspektiver Erlebnisse zunehmend mehr Raum in ihrem Schaffen ein. Lassnig, die auch im täglichen Sein und in oft komplizierten Beziehungsgeflechten ihr Innerstes nach außen kehrte, lässt die Gefühlswelt einmal in konkreten Formen, in surrealen Umkehrungen oder völlig ungegenständlich werden. Sie bedient sich verschiedener künstlerischer Techniken, um das Erspürte für das Auge sichtbar zu machen. Besonders in ihren Körperempfindungsbildern bleibt die Weiblichkeit ständig präsent.
Nach dem Studium an der Akademie der bildenden Künste in Wien und ersten Ausstellungen in Klagenfurt und Wien verbrachte sie lange Jahre in Paris und New York. 1980 erhielt sie eine Berufung an die Hochschule für angewandte Kunst in Wien – als erste Professorin für Malerei im deutschen Sprachraum überhaupt. Lassnig gilt heute vielen als die größte bildende Künstlerin Österreichs. Die großen Erfolge und Auszeichnungen fielen und fallen ihr erst in den späteren Lebensjahren zu. Erst heuer erhielt sie den Goldenen Löwen der Kunstbiennale von Venedig für ihr Gesamtwerk.
Fotos: Die rechtefreie Verwendung der Fotos ist ausschließlich im Zusammenhang mit der Ehrendoktoratsverleihung und der Nennung des Fotografen Arnold Pöschl erlaubt.
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