Österreichweite Vorreiterrolle in der Hörsaaltechnik: Neue Systeme sind seit Semesterstart an Universität Klagenfurt im Einsatz

Rund ein Jahr dauerten die Vorarbeiten für eine Modernisierung der Hörsaaltechnik in den Hörsälen der Universität Klagenfurt. Insbesondere in der barrierefreien Steuerung der Technikkomponenten wie Licht, Ton, Beamer und Jalousien nimmt die Universität Klagenfurt nun eine österreichweite Vorreiterrolle ein. Was mit den neuen Systemen möglich geworden ist, erklärt das Projektteam im Interview.

Welches Problem wurde aus Ihrer Warte mit dem neuen System gelöst, Herr Wassermann?

Mark Wassermann: 2017 gab es den ersten Versuch, die Hörsaaltechnik zu erneuern. Wir hatten vorher Touchscreens, die nicht barrierefrei waren, speziell für Menschen mit Sehbehinderung und für blinde Personen. Mittlerweile gibt es hier völlig neue Technologien, die es ermöglichen, Touchscreen-Buttons vorlesen zu lassen. Das sehen wir beispielsweise bei iOS oder Android. 2017 konnte das noch nicht umgesetzt worden, daher wurden damals Tastenfelder installiert. Das war zwar für sehbehinderte und blinde Menschen besser, aber nicht optimal. Nun kam es zu einem neuen Anlauf, die Hörsaaltechnik zu erneuern, den wir nutzen konnten, um auf eine moderne barrierefreie Medientechnik umzurüsten. Mit der Firma PKE und der Abteilung Gebäude & Technik gab es dann umfassende Planungen. Nun konnten wir erreichen, dass wir jetzt eine mit Sprachausgabe verknüpfte Bedienung in den Hörsälen haben. Damit sind wir österreichweit Vorreiter.

Welche Anforderungen musste das System neben der Barrierefreiheit erfüllen?

Markus Kupper: Wir hatten den Anspruch, die Bedienung der Medientechnikanlage möglichst einfach auszuführen: Dafür mussten wir auch technische Zusatzfeatures für die Benutzenden weglassen und vereinfachen bzw. eine erweiterte Bedienebene rein für die Haustechnik gestalten, sodass nur mehr die relevanten Bedienelemente am Touchpanel vorhanden sind. Unser Ziel war ein funktions- und benutzerzentriertes Design. Die Komponenten der Firma Crestron waren dafür gut geeignet.

Herr Struger und Herr Harisch, Sie  leisten an der Universität den technischen Support bei Lehrveranstaltungen und  verschiedensten Events. Gibt es seit der Implementierung der neuen Steuerung jetzt weniger technische Einsätze ?

Bernd Harisch: Wir haben ja erwartet, dass technischer Support zu Beginn des Semesters mit den neuen Geräten häufiger benötigt wird, weil die Touchpanels ja auch neu für unsere Lehrenden sind. Wir haben aber gesehen, dass dieser Effekt nicht eingetreten ist. Wir dürfen also wohl davon ausgehen, dass die einfachere Bedienung als Konzept aufgegangen ist. Entsprechende Rückmeldungen haben wir auch erhalten.

Daniel Struger:  Einen Touchscreen in dieser Form zu bedienen, ist für die allermeisten Menschen von den Smartphones her bestens bekannt. Für viele ist die Nutzung selbsterklärend. Wir haben in diesem Wintersemester fast 3.000 Lehrveranstaltungen in unserem Programm. Wenn die entsprechenden Lehrenden besser mit der Hörsaaltechnik umgehen können, ist das für uns eine große Erleichterung.

Markus Kupper: Die Vor-Ort-Einsätze könnten sich in Zukunft auch reduzieren. Wir haben dazu das Crestron-Fusion-System als übergeordnete Monitoring-Software installiert, mit dem zentral überprüft werden kann, ob alle Geräte in den Hörsälen richtig verbunden und in Betrieb sind. So können viele Probleme kurzerhand telefonisch oder direkt am PC im Büro gelöst werden.

Bernd Harisch: Im Zuge der Modernisierung haben wir auch die Anschlussmöglichkeiten im Hörsaal zum mitgebrachten Laptop ausgetauscht. Es gibt nicht mehr nur HDMI und die nicht mehr zeitgemäßen VGA-Kabel im Einsatz, sondern wir haben auf USB-C umgesattelt, das heißt, wir haben den Anschluss auch für Nutzer:innen von Mac vereinfacht.

Wie steht es um Licht und Ton in den Hörsälen, die ja nicht nur für universitäre Lehre, sondern auch für andere Veranstaltungen genutzt werden?

Daniel Struger: Die Lampen in den Hörsälen konnten wir vollständig auf energiesparende LEDs umrüsten. Außerdem sind wir mit neuen Tonanlagen nun für alle Anwendungsfelder gut ausgestattet. Wir können damit nicht nur Vorträge unterstützen, sondern auch eine gute Akustik für Musik bieten.

Markus Kupper: Konkret handelt es sich um ein Line-Array-System der Firma QSC, das in Form von zwei in bananen- oder traubenförmigen Lautsprechereinheiten rechts und links in den Hörsälen angebracht ist. Diese kann man über die zentrale Audioanlage im Hintergrund steuern. So kann man eine flächendeckende Beschallung zu jedem Platz im Hörsaal gewährleisten.

Bernd Harisch: Neu hinzukommen werden demnächst auch höhenverstellbare Medientische in den Hörsälen, die für ein schöneres Gesamtbild sorgen werden, weil damit auch diverse Kabel unsichtbar für die Besucher:innen werden.

Gibt es noch offene Wünsche nach dieser Modernisierung?

Bernd Harisch: Bei der LED-Technik gäbe es noch Möglichkeiten, diese für unseren größten Hörsaal, den Hörsaal A, auszubauen, sodass wir unterschiedliche Veranstaltungsformate noch besser mit Lichtstimmungen unterstützen könnten. Eine Modernisierung der Streaming-Anlagen wäre ebenfalls wünschenswert, die ersten Gespräche bzgl. der Umsetzung laufen bereits.

Mark Wassermann: Wir sind jetzt auf einem sehr guten Weg. Nun werden die Systeme getestet und wir holen uns das Feedback der Nutzer:innen ein. Dann versuchen wir das in den nächsten Iterationen einfließen zu lassen. Mit der Abteilung Gesundheitsmanagement, Sicherheit, Barrierefreiheit und den Behindertenvertrauenspersonen sind wir ständig dabei, im baulichen Bereich am Campus der Universität Verbesserungen zu erzielen. Beispielsweise haben wir für den Hörsaal C vor zwei Jahren von einem Studierenden die Anmerkung erhalten, dass der Niveauunterschied zwischen den Böden bei der Eingangstür zu hoch war, um mit dem Rollstuhl sicher in den Hörsaal fahren zu können. Probleme wie diese können laufend behoben werden.

Markus Kupper: Im Hörsaal A haben wir die bestehende induktive Höranlage wieder reaktiviert. Das heißt, dass in den ersten beiden Reihen des Hörsaals ein technisches System eingebaut ist, das es uns ermöglicht, in die Hörgeräte der anwesenden Personen ein Audiosignal zu induzieren.

Mark Wassermann: Ja, das funktioniert sehr gut. Dahinter steckt eine Funktechnologie, die mit magnetischen Wellen funktionieren, die von einer D-Spule im Hörgerät aufgenommen werden können. Der Vorteil ist, dass eine hörbehinderte Person den Umgebungslärm ausblenden kann und tatsächlich besser hört, was die Vortragende ins Mikrophon spricht. Dafür braucht es natürlich eine höhere Sensibilität, dass tatsächlich alle, auch Fragensteller:innen aus dem Publikum, in ein Mikrophon sprechen.

Wie können sich eigentlich sehbehinderte Menschen am Campus orientieren? Gibt es da schon neue Technologien zusätzlich zu den Streifen am Boden?

Mark Wassermann: Ja, da gibt es ein neues System, das wir gerade testen. Die Codes nennen sich NaviLens-Codes. Der Vorteil ist, dass dieser Code im Gegensatz zum QR-Code aus größerer Distanz gescannt werden kann. Damit kann man ein Navigationssystem nicht nur für sehbehinderte und blinde Menschen, sondern für alle mit völlig neuen Möglichkeiten installieren.

Zu den Personen



Daniel Struger und Bernd Harisch sind in der Abteilung Gebäude & Technik der Universität Klagenfurt für die Hörsaaltechnik, die Schließsysteme, das Planarchiv sowie das technische Projektmanagement verantwortlich. Mark Wassermann ist Behindertembeauftragter der Universität Klagenfurt und stellvertretender Leiter der Stabstelle Gesundheitsmanagement, Sicherheit & Barrierefreiheit. Markus Kupper ist Projektleiter bei der Firma PKE Electronics, die für die Installation und Konfiguration der Komponenten verantwortlich war.