Neues Mobilitätslabor für Kärnten

Was kann man in den Regionen in Bezug auf Mobilität verbessern? In Kärnten steht dem Land und den Gemeinden nun neu ein Mobilitätslabor zur Verfügung, das Unterstützungsleistungen vor Ort anbietet, um mehr Menschen nachhaltig in Bewegung zu bringen. Vorangegangen ist das Projekt MOBIREG, in dem Forscher:innen des Instituts für Geographie und Regionalforschung und des Instituts für Unternehmensgründung und Innovationsmanagement sondiert haben, wie die Mobilität in den peripheren ländlichen Räumen in Kärnten verbessert werden kann. Im Zentrum steht dabei, welche Problemlage die Akteur:innen vor Ort vorfinden – und wie diese unter Einbindung aller Stakeholder gelöst werden kann. Aus dem von der FFG unterstützten Projekt ist nun das von der FFG und der BABEG geförderte Mobilitätslabor hervorgegangen, das offiziell am 1. Oktober seine Arbeit aufnimmt.

„Im Sondierungsprojekt haben wir mit Fokusgruppen und mit Workshops herausgearbeitet, was so ein Mobilitätslabor leisten können soll. Drei Kernpunkte haben sich dabei herauskristallisiert: Wir wollen an den Kontextbedingungen vor Ort arbeiten, Verhaltensweisen weiterentwickeln und Informationen bereitstellen“, erklärt Max-Peter Menzel (Institut für Geographie und Regionalforschung). Mit dem Mobilitätslabor will man nun also Daten erheben und aufbereiten, Anlaufstelle für die Entwicklung von Problemlösungsstrategien sein, Stakeholder vernetzen und einen Kreativraum für die Entwicklung neuer Ideen aufbauen.

Katharina Kubelka, wissenschaftliche Leiterin des Anfang Oktober startenden Mobilitätslabors MOBIREG, erklärt zur Funktionslogik des Mobilitätslabors: „Es ist nicht so, dass wir sagen: Wir wissen, wie es funktioniert. Folgt unseren Anweisungen. Im Gegenteil: Wir verfolgen den Ansatz der breiten Stakeholdereinbindung. Wenn viele mitreden, ist das oft schwierig und langwierig, aber es ist ungemein wichtig, um zu nachhaltigen und langfristigen Problemlösungen zu gelangen, die von allen Beteiligten mitgetragen werden.“ Gemeinsam mit den Beteiligten will man die Kontextbedingungen verändern und so zu einer nachhaltigeren Mobilität beitragen. „Oft reden Stakeholder aufgrund von negativen Vorerfahrungen nicht mehr miteinander, manchmal hakt es an gesetzlichen Rahmenbedingungen oder es fehlen schlicht Daten, um Verbesserungen herbei zu führen“, so Katharina Kubelka.  Sie kann auch ein Beispiel nennen: „Es gibt in manchen Orten Bahnhöfe, die das Potenzial haben, mehr Personen auch aus anderen Gemeinden anzusprechen. Der Weg dorthin ist aber mitunter schwierig bewerkstelligbar. Das kann auch an fehlenden Radwegen, schlechter Beleuchtung oder gefährlichen Übergängen liegen. Das sind kleine Aspekte, deren Verbesserung aber eine hohe Wirkung entfalten könnte.“

Für die Entwicklung eines innovativen Geschäftsmodells war das Institut für Innovationsmanagement und Unternehmensgründung federführend verantwortlich. Wolfgang Lattacher führt aus: „Vorgabe war, ein Geschäftsmodell für das Labor zu entwickeln, das einen hohen Nutzen für die Region stiftet und mittelfristig diesem eine gewisse finanzielle Unabhängigkeit gewährleistet. Im entwickelten Geschäftsmodell wird dies durch eine Ergänzung der grundsätzlich kostenlosen Angebote um weitergehende, entgeltliche Zusatzleistungen erreicht.“

Als potenzielle Kunden sieht Max-Peter Menzel neben Gemeinden auch das Land, denn: „Gerade in den peripheren Regionen ist die Mobilität ein wichtiger Aspekt, um die Lebensqualität der dort lebenden Menschen aufrecht zu erhalten. Nicht jeder kann ein Auto fahren, und das nicht zu allen Zeitpunkten, daher ist es im Interesse des Landes, die Strukturen hier zu verbessern.“

Neben den Sondierungen werden aktuell schon erste Aktivitäten umgesetzt: So wird derzeit in Zusammenarbeit mit der TU Wien in Gmünd an Konzepten für die Verkehrsberuhigung im Innenstadtbereich gefeilt.