Smoothe Videoübertragung trotz hoher Datenmengen

Am Christian Doppler Labor ATHENA arbeiten aktuell 12 Forscher:innen an neuen Technologien, damit Videoübertragung trotz hoher Datenmengen smooth und energieeffizient funktioniert. Einer von ihnen ist Daniele Lorenzi, der im Laufe des kommenden Wintersemesters seine Dissertation abschließen wird.

Man setzt sich gemütlich auf die Couch, öffnet die App am Tablet und möchte sich ein Fußballspiel ansehen: Nichts ist in dem Moment nerviger, als wenn das Bild stockt und die Qualität schwankt, zwischen gestochen scharfen Bildern und verschwommenen Szenen. Das Christian Doppler Labor ATHENA an der Universität Klagenfurt arbeitet daran, genau solche Situationen zu verhindern. Die Forschungsgruppe, die Christian Timmerer (Institut für Informationstechnologie) leitet, baut dabei auf jahrzehntelange Erfahrung auf, aus der auch ein Spin-Off der Universität, Bitmovin, hervorging. Das Unternehmen ist Mit-Betreiber des ATHENA-Labors und bietet seine Videostreamingtechnologien mittlerweile weltweit an.

Einer der Teammitglieder, der schlechte Qualität bei Online-Videos beenden will, ist Daniele Lorenzi. Was er konkret tut, erklärt er im Interview: „Unser Ziel ist es, einen reibungslosen und nahtlosen Abspielprozess zu gewährleisten. Das Video sollte weder stocken noch zwischen hoher und niedriger Qualität schwanken. Bei meiner Arbeit konzentriere ich mich auf die Software, die auf den Geräten verwendet wird, die die Videos empfangen, z. B. Smartphones, Smart-TVs und Tablets. Diese Geräte sollten in der Lage sein, die bestmögliche Qualität zu empfangen und wiederzugeben.“  Das Ergebnis soll unabhängig von der Qualität der Internetverbindung möglichst optimal sein. Zum Einsatz kommen dabei Algorithmen, die über die Zeit hinweg für die beste Qualität sorgen. Dabei spielt auch die Energieeffizienz eine Rolle, soll bei diesen Übertragungsqualitäten doch nicht unnötig viel an Energie verbraucht werden. Daniele Lorenzis Werkzeug ist dabei oft die Mathematik, die ihm schon in der Schule große Freude gemacht hat: „Ich hatte einen wirklich coolen Lehrer, der immer alles auf die möglichst einfache Weise erklärt und mit Beispielen aus realen Lebenssituationen verständlich gemacht hat.“

Sein Wissen brachte Daniele Lorenzi 2022 von der Universität Padua nach Klagenfurt mit. Nur drei Autostunden von Klagenfurt entfernt absolvierte er an der Università degli Studi di Padova das Bachelorstudium Information Engineering sowie das Masterstudium Information and Communications Technology for Internet and Multimedia Engineering. Im Jänner 2022 trat er seine Stelle als Doktorand im ATHENA-Labor an. Doch schon davor studierte Daniele Lorenzi in Klagenfurt: 2020 kam er für ein Auslandssemester im Rahmen von Erasmus+ hierher und blieb der Stadt und der Region verbunden, aufgrund der Schönheit der Berge und der Verbindung zur jungen Frau, die ihn als Erasmus-Buddy in Klagenfurt unterstützte. Hier genießt er das internationale Umfeld im ATHENA-Labor (die 12 Teammitglieder am ATHENA-Labor stammen aus 6 Ländern) und den Sommer mit den vielen Freizeitmöglichkeiten und großen Veranstaltungen.

Im Laufe des kommenden Wintersemesters wird Daniele Lorenzi seine Dissertation abschließen. An seiner PhD-Stelle schätzt Daniele Lorenzi, dass er viel Freiheit genießt und gleichzeitig praxisnah forschen kann. Das Feld der Videostreamingtechnologien sei dabei besonders spannend, weil es noch viel zu tun gebe, wie er ausführt: „Wir erleben eine Zunahme der Bildauflösungen: 8K wird sich in den 2020er Jahren mehr und mehr durchsetzen. Dies führt zu größeren Videodateien und Datenmengen, was eine bessere Infrastruktur erfordert, damit die Kundinnen und Kunden die Videos auf die bestmögliche Weise erhalten.“ Auch neue spannende Technologien wie cloud gaming oder interaktive Videoerlebnisse mit AR und VR stellen neue Anforderungen. „Uns wird nicht langweilig“, betont Daniele Lorenzi lachend.

Auf ein paar Worte mit … Daniele Lorenzi



Verstehen Ihre Eltern, woran Sie arbeiten?

Ich schätze schon, aber nur im weitesten Sinne. Ich sage gerne, dass ich hinter den Apps stecke, die sie für ihr tägliches Film- und Fernsehvergnügen nutzen. Ich versuche, meinen Mathelehrer zu imitieren und die Dinge mit einfachen Beispielen aus dem wirklichen Leben zu erklären, aber ich bin mir ziemlich sicher, dass sie denken würden, dass ich in einem Geheimcode spreche, wenn ich ins Detail gehe!

Was machen Sie im Büro morgens als Erstes?

Jeden Morgen im Büro eile ich zuerst zur Kaffeemaschine, um mein Lieblingsheißgetränk zuzubereiten. Es mag ein Klischee sein, aber für mich als Italiener ist ein Espresso der ultimative Kickstart in den Tag. Ohne diese erste Tasse bin ich irgendwo zwischen „kaum wach“ und „bitte sprich noch nicht mit mir!“ gefangen.

Wer ist für Sie die größte Wissenschaftler:in der Geschichte und warum?

Es gibt viele bemerkenswerte Wissenschaftler:innen, aber im Bereich Multimedia ragt Tim Berners-Lee heraus. Er erfand das World Wide Web und revolutionierte damit Multimedia und digitale Kommunikation. Seine Entwicklung von HTTP (Hypertext Transfer Protocol), HTML (Hypertext Markup Language) und dem ersten Webbrowser legte den Grundstein für das Internet, wie wir es heute kennen.

Was bringt Sie in Rage?

Mich macht nichts wütend; meine Freunde sind oft überrascht, wie ruhig ich in schwierigen Situationen bleibe. Stress kann jedoch eine Herausforderung sein, obwohl ich Wege gefunden habe, damit umzugehen. So simpel es auch klingen mag: Tiefes Atmen kann erstaunlich effektiv sein.

Machen Sie richtig Urlaub? Ohne an Ihre Arbeit zu denken?

Nach fast vier Jahren in Klagenfurt fühlt sich die Rückkehr in meine Heimatstadt in Italien wie eine Mischung aus Urlaub und Heimkehr an. Ich kann nie ganz von der Arbeit abschalten, aber die Zeit außerhalb meiner gewohnten Umgebung gibt mir die Möglichkeit, neue Energie zu tanken und neue Ideen zu entwickeln. Für mich ist ein Urlaub wirklich eine Win-Win-Situation.

Wovor fürchten Sie sich?

Ich habe Angst vor Ungewissheit. Obwohl der Umgang mit Wahrscheinlichkeiten zu meinem Beruf als Wissenschaftler gehört, ziehe ich es vor, mich auf das vorzubereiten, was vor mir liegt, ob es nun kurz- oder langfristig ist. Klare und strukturierte Pläne zu haben, gibt mir ein Gefühl von Kontrolle und Stabilität und hilft mir, mit den unvorhersehbaren Ereignissen des Lebens besser umzugehen.

Worauf freuen Sie sich?

Da ich mich dem Ende meines Doktoratsstudiums nähere, bin ich gespannt auf die zukünftigen Möglichkeiten. Ich freue mich darauf, meine aktuelle Arbeit fortzusetzen und innovative Techniken anzuwenden, um Unternehmen dabei zu helfen, ihren Kund:innen außergewöhnliche Multimedia-Erlebnisse zu bieten. Unabhängig davon, welchen Weg ich einschlagen werde, bin ich zuversichtlich, dass ATHENA auch weiterhin eine Vorreiterrolle in diesem Bereich spielen wird.