Shortlist-Nominierung für Game Studies Studierende

Drei Game-Entwickler:innen des Master-Studienganges „Game Studies and Engineering“ wurden für die Shortlist des Talent Award 2024 der Pioneers of Game Development Austria ausgezeichnet. Wie es dazu kam und was dieses Masterstudium so besonders macht, hat uns einer der drei Entwickler:innen Mano Marichal aus Belgien im Interview verraten. Gemeinsam mit seinen Kolleg:innen Nikolay Markozov aus Russland und Anja Kolundzija aus Serbien gehören sie zu den innovativsten, jungen Künstler:innen, die die Universität Klagenfurt in „Game Studies and Engineering“ hervorgebracht hat. 

Hallo Mano, schön, dass du Zeit für dieses Interview gefunden hast! Wir sind heute hier, um über das von dir und deinen Kolleg:innen entwickelte Game „Bagels of War“ zu reden, das es in die Shortlist der PGDA Awards geschafft hat! Könntest du uns vorab ein bisschen über den Talent Award Games 2024 und die Idee dahinter berichten?

Der Talent Award wird veranstaltet von der PGDA, den Pioneers of Game Development Austria. Das ist ein Verein, der Studierenden hilft, in der österreichischen Gaming Industrie Fuß zu fassen. Die PGDA sind bemüht, Veranstaltungen für Studierende zu planen, die dabei helfen sollen, deren Projekte zu zeigen und einer breiteren Öffentlichkeit vorzustellen. Eine dieser Veranstaltungen ist der seit letztem Jahr stattfindende jährliche Talent Award. Bei diesem können die Studierenden ein Game einreichen inklusive einem Pitch Deck, einem Trailer und anderen Infos dazu. Die Shortlist setzt sich aus den besten drei Games zusammen, die dann von ihren Entwickler:innen bei einem Event in Salzburg vorgestellt werden. Danach wird das Gewinner Game ausgezeichnet.

Und wann wird diese Veranstaltung abgehalten?

Sie war schon am 30. Juni dieses Jahres.

Und hat Euer Game gewonnen?

Nein, das macht aber nichts, denn wir haben die Entwickler:innen der anderen Projekte und weitere coole Games kennengelernt.  Es war sehr interessant, einen Überblick über all diese Projekte zu bekommen.

Du hast mir gesagt, dass Du nicht der einzige Entwickler von „Bagels of War“ bist. Wer sind denn die anderen beteiligten Personen?
Also ich arbeite mit zwei wundervollen Künstler:innen namens Nikolay Markozon und Anja Kolundzija zusammen. Der Charme unseres Games kommt davon, wie seine Welt und die Charaktere dargestellt werden. Unser Team hat eine wunderbare Arbeit abgeliefert, die Zeichnungen und Stories zum Leben zu erwecken und die User:innen so in den Bann des Games zu ziehen. Es gibt aber noch eine vierte Person, die uns geholfen hat, nämlich Florian Meynen, ein Freund von mir aus Belgien. Er machte das Audio Design, die Sound Effects und hat diese ins Game eingebaut.

Wie lange habt ihr dafür gebraucht, das Spiel zu entwickeln?

Die Entwicklungsphase begann letztes Jahr um den Januar herum. Unser Game startete als Projekt für einen Kurs, den wir gemeinsam hier an der Alpen-Adria-Universität besucht haben. Ich habe aber auch in meiner Freizeit weiter an dem Game gearbeitet und wir haben im letzten Februar beschlossen, dass wir mit Nachdruck daran arbeiten, um das Game für den Talent Award einzureichen.

Sehr interessant! Und du bist extra aus Belgien nach Klagenfurt gekommen, um an der Universität Game Studies and Engineering zu studieren? Was war der Grund dafür?

Da gibt es mehrere Gründe. Erstens ist dieses Studiums ziemlich einzigartig in Europa. Ich würde sagen, dass es die klassisch-technische Game Entwicklung mit einer Art „cultural humanity studies“ verbindet. Und genau, dass ist es, was es nirgendwo anders gibt. Ich meine, dass es das oberste Ziel dieses Studiums ist, eine Brücke zwischen der technischen und der gesellschaftlichen Seite der Game-Entwicklung schlägt. Immer auch den Einfluss auf die menschlichen Seite der eigenen Games mit zu berücksichtigen, ist meiner Meinung nach ziemlich einzigartig. Das Studium ist also sehr cool und Klagenfurt ist ein schöner Ort. Hier zu leben, ist traumhaft.

In welchem Semester studierst Du jetzt?

Ich befinde mich im letzten Semester meines Studiums und beende gerade meine Abschlussarbeit.

In welchem Semester befinden sich Deine Team-Kolleg:innen?

Anja hat gleichzeitig mit mir begonnen, Game Studies and Engineering hier an der Universität Klagenfurt zu studieren. Nikolay hat ein bisschen vor uns angefangen, hier zu studieren.

Videostill des Games Bagels of War von Nikolaj Markozov, Anja Kolundzija und Mano Marichal

Videostill des Games Bagels of War von Nikolaj Markozov, Anja Kolundzija und Mano Marichal

Hast du irgendwelche Pläne für die Zeit nach dem Studium, zum Beispiel Traum-Arbeitgeber, bei denen du gerne arbeiten möchtest?

Dies Sache ist die, das die Gaming Industrie den Ruf hat, jobtechnisch sehr hart umkämpft zu sein und sehr konkurrenzbeladen ist, weil es auch nur wenig Arbeitsmöglichkeiten gibt im Moment. Ich würde also sagen, dass wir alle davon träumen, in einem guten Game Studio zu arbeiten. Also geben wir unser Bestes. Der Talent Award ist aus diesem Grund entstanden, um zukünftigen Arbeitgebern in einem Showcase zu zeigen, was die jungen Game Entwickler so leisten können. Wir werden ja sehen, ob die Shortlist uns im Arbeitsmarkt helfen wird. Ich habe auf jeden Fall eine Liste meiner favorisierten Arbeitgeber im Kopf. Ich und auch der Rest meines Teams möchten auf jeden Fall im Gaming Bereich in der Europäischen Union oder in Amerika arbeiten. Österreich wäre cool, genauso wie Belgien, aber diese beiden Länder haben leider eine recht unterentwickelte Gaming Szene. In Europa sind hauptsächlich Schweden und Polen die Länder, in denen es Gaming-technisch abgeht.

Wirklich in Polen?

Ja, in Warschau. Ich bin aber ehrlich offen dafür, egal wo in der Welt zu arbeiten, wenn ich in meinem Job einen Wert darin finde, was ich tue.

Du und Deine anderen Team-Mitglieder habt Euch in einer Lehrveranstaltung kennengelernt? Dort ist die Idee zur Entwicklung von „Bagels of War“ entstanden und ihr seid über die Lehrveranstaltung dabeigeblieben, das Spiel fertig zu entwickeln?

Ja, ich würde sagen im Studium Game Studies and Engineering sind wir eine richtig starke Gemeinschaft. Wir haben uns bei außeruniversitären Events kennengelernt und uns dann in einer gemeinsamen Lehrveranstaltung wiedergefunden. Und dann haben wir begonnen, gemeinsam zu arbeiten, jetzt sind wir alle sehr gute Freunde.

Hast Du daran gedacht, im Ausland zu studieren?

Ich habe tatsächlich ein halbes Jahr in Japan studiert. Das war im Rahmen eines gemeinsamen Austauschprogrammes. Ich hatte eine tolle Zeit in Japan und habe dort ebenfalls begonnen, ein Game zu entwickeln.

Haben Deine beiden Team-Kolleg:innen auch ein Auslandssemester absolviert?

Nein, aber sie haben beide einen internationalen Background aus Russland und Serbien. Diese internationale Mischung in unserem Team ist auch etwas Besonderes. Game Studies and Engineering ist ja auch ein absolut internationales Studium. Studierende aus aller Welt haben sich dazu eingeschrieben: aus Asien, Amerika. Unsere Community ist international und divers.

Wie zufrieden bist Du eigentlich mit den LV-Leiter:innen, Professor:innen und Mitarbeiter:innen des Game Studies and Engineering Studiums?

Ich bin sehr zufrieden mit diesem Studium. Ich glaube die Lehrenden gehen sehr leidenschaftlich an die Lehre heran. Darüber hinaus ist GSE ein noch junges Programm, deshalb sind viele Lehrende offen dafür, die Studierenden in die Strukturen des Studiums zu involvieren und fragen immer nach Feedback von uns Studierenden. Sie gehen sehr kollegial mit uns um, sind  freundlich und organisieren tolle Events. Ich würde sagen, wir haben ein sehr angenehmes Verhältnis zu unseren Lehrenden. Das ist eine absolut tolle Sache.

Wie würdest du zukünftigen Studierenden, das Game Studies and Engineering Studium empfehlen? Was wären die besten Argumente dafür, dass sich Studierende einschreiben und nach Klagenfurt kommen sollen, um GSE zu studieren?

Ich glaube für mich ist das Tollste am Studium die Gemeinschaft hier: wir sind hier Menschen aus aller Welt, die entschieden haben, ihre Komfortzone zu verlassen, in ein fremdes Land zu ziehen, um unserer Leidenschaft zu folgen. Ich glaube, das Programm macht einen exzellenten Job, uns alle zusammenzubringen. Wir haben viele Veranstaltungen auch extra-curricular wie etwa die Critical Game Labs, die wöchentlich oder im zweiwochen-Rhythmus stattfinden, hier sitzen wir zusammen und diskutieren verschiedenste Themen rund um die Gaming Industrie. Es ist so cool, ein Teil dieser Gemeinschaft zu sein, die so aktiv ist, und wo jeder, Du weißt schon, seinen oder ihren Traum verfolgt, in der Gaming Industrie zu arbeiten. Es gibt nämlich nur ganz wenige Orte in der Welt, an denen man Game Studies auf so einem hohen Niveau studieren kann. Auch glaube ich, dass die Dinge, die wir gelehrt bekommen, sehr hilfreich für uns sind, in dem Sinn, dass man ein Gespür dafür bekommt, welchen Einfluss Games in der Gesellschaft haben können und es hilft uns Entwickler:inen wirklich, verantwortungsvollere Spiele zu entwickeln. Ja sogar Spiele, die den Menschen wirklich helfen können.

Mit diesem Satz möchte ich das Interview jetzt beenden. Danke Dir Mano und viel Erfolg in der Zukunft!