KWF-Vorstand Roland Waldner (c) Johannes Puch

„Man lernt nicht aus Erfolgen“

Roland Waldner ist seit Mai 2024 neuer Vorstand des Kärntner Wirtschaftsförderungs Fonds (KWF) und Absolvent des Doktoratsstudiums der Sozial- und Wirtschaftswissenschaften. Er spricht mit uns über seine neuen beruflichen Herausforderungen beim KWF, über die Relevanz von Innovation und Kreativität im Karriereweg und warum er nach Kärnten zurückkehrte, obwohl er dies nie wollte.

Herr Waldner, Sie haben sich im Auswahlprozess für die Vorstandsposition beim Kärntner Wirtschaftsförderungsfond durchgesetzt. Gratulation! Was reizt Sie an Ihrer neuen Tätigkeit besonders?

Eigentlich hatte ich nicht vor, mich für die Vorstandsposition zu bewerben. Ich war gerade auf dem Weg in die selbstständige Unternehmensberatung, ehe man mir sagte, dass der KWF-Vorstand neu ausgeschrieben wird. Das hat mein Interesse geschürt, da ich als Einreichender bereits über 20 Jahre mit Förderungen zu tun hatte und mich ebenso lange im Wirtschafts- und Bildungsbereich engagierte – z.B. durch Lehrtätigkeiten an der Universität Klagenfurt und der FH Kärnten oder durch meine Mitgliedschaft im Vorstand der Industriellenvereinigung Kärnten, wodurch auch ein persönliches Netzwerk entsteht. Für den Innovations- und Wirtschaftsstandort Kärnten einen Beitrag zu leisten, das war mir immer wichtig.

Dabei wollten Sie gar nicht nach Kärnten zurück? Wie kamen Sie zum Thema Innovation?

Mit 19 Jahren war es mein Plan, Kärnten zu verlassen und nie wieder zurückzukommen. Das ging so nicht ganz auf: Nach meinem Diplomstudium der Kunststofftechnik und einem Forschungsprojekt an der Montanuniversität Leoben ergab sich durch Zufall bei Philips eine Stelle. Als die mir sagten, die Stelle sei in Klagenfurt, wollte ich zuerst gar nicht zum Bewerbungsgespräch gehen. Durch meine Neugierde bin ich doch hingegangen und so kam es, dass ich „hängen“ blieb – weil sich immer etwas Spannendes im Job ergeben hat. Heute bin ich froh, in einem Land zu arbeiten, wo viele anderen Urlaub machen. Bei Philips bin ich schließlich auch ins Innovationsthema reingeschlittert. Das war als Leobener eine gewisse Kunst, denn als studierter Techniker wird man nicht unbedingt auf Innovation hintrainiert. Eine gute Ausbildung würde ich keinesfalls missen wollen, aber Innovation war damals Neuland – das hat keinen interessiert, ich habe es spannend gefunden.

Nach langer Tätigkeit im Philips-Konzern waren Sie nicht nur an der Universität Klagenfurt, FH Kärnten und in der Industriellenvereinigung tätig, sondern auch in der Werkmeisterschule, im Makerspace Carinthia und im Silicon Austria Labs. Welche Erfahrungen waren für Ihren Karriereweg besonders lehrreich?

Das Scheitern, denn man lernt nicht aus Erfolgen. Bei Erfolgen wiederholt man in der Regel etwas, das bereits funktioniert. Wenn etwas nicht funktioniert, muss man sich intensiv mit dem Problem auseinandersetzen, neue Lösungen finden und diese umsetzen – daraus lernt man weit mehr als bei einer „Wiederholungsaufgabe“. Zudem hatte ich immer einen Sparringspartner an der Seite, mit dem ich mich über Ideen und Pläne professionell austauschen konnte. Das kam meinen Manager-Fähigkeiten und mir persönlich sicher zugute.

Sie sagten unlängst in einem Interview, Sie möchten im KWF einen Edelstein hinterlassen. Wie läuft es beim Schleifen?

Gut! Mein Ziel ist es, den KWF zu einer High-Performance-Organisation zu machen, um schnell und effizient auf Veränderungen reagieren zu können. Wesentlich dabei ist die Selbstinnovation und -organisation. Zudem arbeiten wir natürlich intensiv an der KWF-Strategie für den Wirtschaftsstandort Kärnten, welche „Kooperation“ als Haltung und Geschäftsmodell beinhaltet. „Kooperation statt Konfrontation“ ist eines meiner Grundprinzipien, denn je besser man kooperiert, desto erfolgreicher sind letzten Endes immer die Ergebnisse.

Innovation und Kreativität spielen in Ihrem Leben offensichtlich eine zentrale Rolle. Welche Relevanz haben die Elemente für die berufliche Laufbahn?

Das hängt vom Aufgabenbereich ab. Grundsätzlich gibt es heutzutage wenige Berufe, in denen Innovation und Kreativität nicht gebraucht werden; erwünscht sind sie in jedem Fall. Eine Voraussetzung für Innovation ist Offenheit, welche nicht jede Person von Natur aus mitbringt. Studierenden habe ich immer gesagt „wenn ihr nicht von innen heraus offen seid und an eure Idee glaubt, dann bringt euch die beste Methode nicht zum Erfolg“. Für die berufliche Laufbahn ist es wichtig, sich selbst zu fragen, wo die persönlichen Stärken liegen? Denn oft sind weniger kreative Menschen ausgezeichnete Umsetzer, Überwacher oder Promoter – hier hilft ein Blick auf das persönliche Stärkenprofil.

Warum haben Sie sich für ein Doktoratsstudium an der Universität Klagenfurt entschieden?

Das ist eine lange Geschichte. Fangen wir so an: Prof. Schwarz war meine erste und einzige Internetbekanntschaft [lacht]. Ich habe damals bei Philips begonnen, das Thema Innovation strukturiert in die Firma einzuführen und weiterzuentwickeln. Im Selbststudium, durch das Lesen vieler Bücher, kam ich jedoch an meine Grenzen. So googelte ich verschiedene Begriffe und bin auf einen Eintrag der Universität Klagenfurt zum Thema „Innovationsmanagement“ gekommen, Erich Schwarz und seine Telefonnummer standen darunter. Im Gespräch haben wir festgestellt, dass es viele fachliche Überschneidungspunkte und wenige Unternehmen gibt, die sich damals mit Innovation ernsthaft auseinandersetzten.

Im Zuge dessen entstand dann Ihre Doktorarbeit?

Die Universität Klagenfurt beschäftigte sich früh wissenschaftlich mit dem Thema Innovation. Ich wollte durch die vielen Bücher und Lehrveranstaltungen an der Universität Wissen erlangen, das ich in der Praxis einsetzen kann. An einen Doktortitel dachte ich nicht. Nach der Inskription und einigen Dissertant:innenseminaren lud mich Erich Schwarz dann ein, selbst Innovationstrainings an der Uni zu halten, da ich viel Praxiswissen hatte. Nach zwei, drei Jahren meinte meine Frau schließlich zu mir, ich wäre verrückt, wenn ich die vielen Learnings nicht in Form einer Doktorarbeit zusammenschreiben würde. Was zwei Wochen dauern sollte, dauerte im Endeffekt ein Jahr – dann habe ich die Arbeit eingereicht.

In ihrer Doktorarbeit beschäftigten Sie sich mit der Verwertung von generierten Ideen und Erfindungen in großen Technologieunternehmen. Auf welche persönlichen Ideen bzw. Erfindungen sind Sie besonders stolz?

Im privaten Bereich zählt da sicher unser gebautes Haus hinzu, das ist voller Innovationen. Stolz bin ich auch auf die Entwicklung des Lichtepiliergerätes von Philips, bei dem ich in der Frühphase dabei war – zwei Mal habe ich meinen Job darauf gewettet und gesagt „wenn das nichts wird, könnt ihr mich rauswerfen“. Haben sie aber nicht. Gebracht hat es mehrere Millionen Euro Umsatz pro Jahr. Mit Philips waren wir mehrmals zum Forschungs- und Innovationspreis des Landes Kärnten nominiert bzw. haben diesen auch gewonnen. Einerseits für unsere Produktinnovationen (u.a. für den Airfryer), andererseits aber auch für die am Standort aufgebaute Innovationskultur. Damals hat mich schon gefreut, dass der KWF erkannte, wie wertvoll die Investition in eine Innovationskultur ist.

Was ist Ihnen aus Ihrer Studienzeit in Klagenfurt am besten in Erinnerung geblieben?

Soziologie. Ich hatte in meinem Wirtschaftsstudium die Soziologiekurse bewusst dazu gewählt, weil ich keine Ahnung davon hatte. Als Star-Wars-Fan interessierte mich vor allem die Macht, aber „leider“ war da schon ein bisschen mehr Foucault als Darth Vader. Auch ist mir in Erinnerung geblieben, dass ich durch meine 15 Jahre an Arbeitserfahrung viel praktisches Wissen in die Lehrveranstaltungen einbringen konnte – z.B. wenn es um Patente ging.

Sie haben das Talente-Programm interactive! als Lehrender über viele Jahre an der Universität Klagenfurt begleitet. Welche Vorteile hat man dadurch als Unternehmen oder Student:in?

Gegenseitiges Kennenlernen. Für Unternehmen ist es eine hervorragende Möglichkeit, nicht nur zukünftige Arbeitskräfte zu finden, sondern das Image zu pflegen und eine Verbindung zur Universität herzustellen. Studierende hingegen erhalten einen sehr authentischen Einblick in verschiedene Unternehmen und Jobs, den sie sonst nicht erhalten würden. Das Programm ist ein Türöffner und absolut weiterzuempfehlen!

Was macht aus Ihrer Sicht einen guten Lebenslauf aus?

Ein Lebenslauf ist dann gut, wenn er einem selbst gefällt – ist dies nicht der Fall, hat man etwas falsch gemacht. Ich schaue meinen Lebenslauf gerne an und bin stolz darauf.

Sie sind beruflich fest eingeteilt, Herr Waldner. Was machen Sie zum Ausgleich?

Beim Musikhören, beim Kochen, beim Golfspielen und beim Sport kann ich sehr gut abschalten. Ich lese auch sehr gerne. Währenddessen entstehen aber wieder neue Ideen: Besonders „gefährlich“ ist es beispielsweise, wenn Roland Waldner am Wochenende Rasenmähen geht, dann weiß mein Team inzwischen sehr gut, dass am Montag viele neue Ideen am Besprechungstisch liegen [Kollegin schmunzelt]. Ich liebe es auch, im Nebel spazieren zu gehen. Je weniger man sieht, desto besser. Desto spannender ist es zu sehen, was als Nächstes am Weg kommt.

Welche Tipps würden Sie Jungabsolvent:innen mit auf den Weg geben, um ein erfülltes Arbeitsleben zu finden?

Macht nicht das, was euch am meisten Geld bringt, sondern das, was ihr gerne macht! Ich habe beispielsweise viele Karrieremöglichkeiten ausgelassen, weil sie mich nicht weitergebracht hätten. Obwohl ich seit zwei Monaten beim KWF bin, habe ich nicht das Gefühl, hier gearbeitet zu haben – denn es macht mir Spaß und fühlt sich für mich nicht wie Arbeit an. Widerstände gibt es im Arbeitsleben immer, das ist normal. Je höher der Widerstand, desto innovativer die Veränderung. Aber: „Jammern gibt es nicht“, das habe ich auch meinen Student:innen immer gesagt. Wenn man ein Leben lang jammert, darf man sich nicht wundern, dass der Lebenslauf nur eine halbe Seite lang ist.

Wenn Sie könnten, würden Sie Ihren Weg noch einmal genauso gehen?

Wenn ich nichts von meinem Weg wüsste, würde ich alles gleich machen. Mein eigentliches Ziel war es jedoch, Kinderarzt zu werden. Inzwischen ist mein Sohn bereits Arzt, das freut mich genauso.

Vielen Dank für das Gespräch, Herr Waldner. 

 

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