Ausstellung zum Volkshaus/Ljudski dom in Lehrforschungsprojekt erarbeitet: Vernissage im kärnten.museum am 11. April 2024

Das Volkshaus/Ljudski dom am Südbahngürtel unweit des Klagenfurter Hauptbahnhofs hat seit seiner Errichtung im Jahr 1950 viele Verwendungen und bauliche Verwandlungen erfahren. Unter dem Titel „Verwendungen und Verwandlungen. Bausteine zum Volkshaus/Ljudski dom in Klagenfurt/Celovec. Rabe in spreminjanja. Gradbeni elementi Ljudskega doma v Celovcu“ wird nun eine Ausstellung zur wechselhaften Geschichte im kärnten.museum am 11. April 2024 eröffnet. Die Schau wurde in einem Lehrforschungsprojekt im Masterstudium „Angewandte Kulturwissenschaft & Transkulturelle Studien“ von Lehrenden und Studierenden inhaltlich erarbeitet und konzipiert.

Die Architektur des Volkshauses/Ljudski dom ist ein herausragendes Beispiel für den Baustil der Moderne. Margarete Schütte-Lihotzky, die nicht nur als erste österreichische Architektin, sondern auch als Antifaschistin bekannt ist, entwarf das Haus gemeinsam mit Fritz Weber als Druckerei- und Verlagsgebäude für die KPÖ-Zeitung „Volkswille“. Von 1948 bis 1950 wurde es mithilfe von Spenden aus der Arbeiter:innenbewegung und in Eigenarbeit errichtet. Seit 1994 steht das Gebäude unter Denkmalschutz.

Über die Jahre hinweg erfolgten mehrfach Umbauten, die stets auf die Fortschreibung des von der prominenten Architektin vertretenen sozialen Bauens zielten. Von Beginn an ist die Entwicklung des Hauses auch mit den nationalitätspolitischen Konflikten und Widersprüchen innerhalb der Kärntner Gesellschaft verwoben. Die Auseinandersetzungen rund um die slowenisch sprechende Bevölkerung führte auch zu Zerwürfnissen innerhalb der Arbeiter:innenbewegungskultur.

In den 1950er- bis in die 1970er-Jahren fungierte das Volkshaus/Ljudski dom als Druckerei, Parteilokal und Heimstätte zahlreicher politischer Organisationen im Umfeld des antifaschistischen Widerstands und der Arbeiter:innenbewegung. Diente es zunächst vor allem als Ort für politische Aktivitäten, entwickelte es sich immer mehr zu einer Kultur- und Bildungsstätte. Spätestens seit den 1990er-Jahren war das Volkshaus/Ljudski dom ein Ort der Sub- und Gegenkultur, es war interkulturelles Zentrum (IKUC) sowie Treffpunkt verschiedener Gruppen und Initiativen, die andernorts Schwierigkeiten hatten, geeignete Räumlichkeiten zu finden. Es war nun Theater, Event- und Veranstaltungshaus und beherbergte das klagenfurter ensemble (ke), den Balkan Klub sowie den Verein Ballhaus. Eine zentrale Rolle spielen seit Jahren auch die Angebote für Migrant:innen – so etwa das „Sprachcafé“ von VOBIS, für das im Sommer auch der Schatten des Kastanienbaumes vor dem Haus genutzt wird.

Nach dem Auszug des VolXhaus-Vereins, der im Volkshaus/Ljudski dom Konzerte veranstaltete, beherbergt das Gebäude heute das Interkulturelle Theater des Slowenischen Kulturverbands/Slovensko prosvetno društvo (iKULT). Außerdem befindet sich dort – neben den Arbeitsräumen der Eigentümerin KPÖ – seit 2022 das neue „WerkStattMuseum im Margarete Schütte-Lihotzky Haus“.

Die Ausstellung „Verwendungen und Verwandlungen. Rabe in spreminjanja“ zeigt die schillernde Biografie des Volkshauses/Ljudski dom und die Bedeutung von räumlichen Infrastrukturen für soziale, kulturelle und politische Bewegungen. Sie versteht sich auch als ein Baustein für die Geschichte sozialer und gegenkultureller Initiativen in Kärnten/Koroška.

Ausstellungsteam
Die Ausstellung wurde in einem Lehrforschungsprojekt im Master-Studiengang Angewandte Kulturwissenschaft & Transkulturelle Studien an der Alpen-Adria-Universität Klagenfurt inhaltlich erarbeitet und konzipiert. Die wissenschaftliche Leitung liegt bei Ute Holfelder und Klaus Schönberger (Institut für Kulturanalyse).
Das studentische Team besteht aus Gabriele Brunner, Sarah Levstock, Barbara Pachler, Melanie Proksch und Johanna Steindl. Organisatorische Assistenz: Orsolya Pataki.
Die grafische Konzeption wurde in der Lehrveranstaltung Wissenskommunikation unter der Leitung von Walter Oberhauser (Klagenfurt/Celovec) gemeinsam mit dem Ausstellungsteam entwickelt.

Vernissage am 11. April 2024 (18:00 Uhr im kärnten.museum, Museumsgasse 2)

Es tragen bei:

  • kärnten.museum
    Martin Stermitz
    Abteilungsleitung Landesgeschichte, Mittelalterliche und Neuzeitliche Numismatik
  • Alpen-Adria-Universität Klagenfurt
    Hans Karl Peterlini, Prodekan und Alexandra Schwell, Institutsvorständin (Institut für Kulturanalyse)
  • WerkStattMuseum im Margarete-Schütte Lihotzky Haus
    Mirko Messner
  • Ausstellungsteam
    Ute Holfelder und Klaus Schönberger sowie Studierende des Masterstudiengangs Angewandte Kulturwissenschaft und Transkulturelle Studien
  • Landtagsabgeordnete Ruth Feistritzer
  • Musikalische Umrahmung:
    Duo Vongole
  • Rezitation und Performance:
    Dietmar Pickl

Anmeldung unter erlebnis [at] kaernten [dot] museum [dot] at oder +43 (0)463 240025 erbeten.

Ab 25. Mai 2024 ist die Ausstellung im Volkshaus/Ljudski dom, Südbahngürtel 24, Klagenfurt/Celovec zu sehen.
http://www.werkstattmuseum.at/