Im Berufsalltag Gelerntes sichtbar und nachweisbar machen: Neue Bewertungsrahmen wurden präsentiert
Viele Menschen, die als wertvolle Arbeitskräfte in Betrieben arbeiten, haben für das, was sie tun, keine formelle Ausbildung abgeschlossen. Das EU-Projekt RAFT bietet ihnen nun Möglichkeiten, einen Nachweis über ihre Kompetenzen in den Bereichen Gastronomie und Gärtnerei zu erlangen, damit Jobwechsel leichter möglich sind und zukünftige Arbeitgeber besser einschätzen können, über welche Kompetenzen diese Personen verfügen. Das Projekt ist nun abgeschlossen: Zwei Bewertungsrahmen stehen zur Verfügung. Das Projektteam hat die Ergebnisse im Rahmen eines Multiplier Events präsentiert und mit Fachexpert:innen diskutiert.
Kann die Person einen Tisch eindecken? Kann sie Gäste freundlich begrüßen und zu einem Platz begleiten? Oder: Kennt sie Fachbegriffe aus der Gärtnerei? „Die Personen, für die wir in unserem Projekt arbeiten, sind oft lernungewohnt und haben – aus verschiedenen Gründen – keine formelle Ausbildung abgeschlossen. Sie arbeiten aber oft in der Gastronomie oder in Gärtnereien, wo sie sich viele berufliche Fähigkeiten aneignen. Dazu gehören nicht nur fachliche Kompetenzen, sondern auch Softskills wie die Zusammenarbeit im Team oder Pünktlichkeit“, erläutert Monika Kastner, die das Projekt an der Universität Klagenfurt koordiniert. In Bewertungsverfahren wird standardisiert erhoben, was die Personen können und wo noch weitergelernt werden muss.
Oft sind diese Menschen, ständig weiterlernend, über viele Jahre hinweg bei einem Arbeitgeber tätig. Schwierig wird es für sie hingegen, wenn sie einen Jobwechsel vornehmen wollen und dann gegenüber einem neuen Arbeitgeber ausweisen müssen, über welche Kompetenzen sie verfügen. Dieses Problem möchte RAFT (Reconnaître les Acquis en Formation par le Travail / Work-based learning recognition) lösen. Projektpartner sind Trainingsanbieter im geförderten Arbeitsmarkt, die Betroffenen ein Training zu solchen Skills anbieten. Monika Kastner erklärt dazu: „Formelle Bildungspartner wie Schulen oder Lehrlingsausbildner haben einen Vertrauensvorschuss. Die nicht-formalen Trainingsanbieter sind demgegenüber im Nachteil. Die Bewertungsrahmen sollen über Standardisierung, Transparenz und ein Vier-Augen-Prinzip dabei unterstützen, dass das Vertrauen in die nicht-formalen Trainingsanbieter steigt.“
Letztlich haben die Projektverantwortlichen die Hoffnung, dass die Menschen durch den transparenten Nachweis ihrer Kompetenzen bessere Karten am Arbeitsmarkt haben. „Wir wollen sie Stück für Stück hin zu einem höherwertigen Bildungsabschluss begleiten. Für manche kommt dann auch ein Lehrabschluss in Frage“, so Monika Kastner.
Das Team hat das Projekt nun mit einem Multiplier Event am 6. Oktober 2023 abgeschlossen und die Ergebnisse einem Fachpublikum präsentiert.