Weltuntergang
Jura Soyfer (1912-1939), geboren 1912 in Charkow/Russisches Reich (heute: Charkiw/ Ukraine), gestorben 1939 im KZ, war Dichter, Lyriker, Dramatiker.
Das Gesamtwerk Jura Soyfer.
Horst Jarka (Hrsg.).
Wien [u.a.]: Europaverl. 1980
Signatur: I 142087
Soyfers Eltern zählten in Charkow zum gehobenen Bürgertum, Juras Vater Wladimir war Kaufmann und Industrieller, seine Mutter Ljubow führte ein großes Haus. Die Sprache der Familie war Russisch. Jura und seine ältere Schwester Tamara hatten englische und französische Gouvernanten. Nach Zeitzeugenberichten schrieb Jura seine ersten Gedichte in Französisch.
Die Familie Soyfer floh 1920 über Konstantinopel nach Wien. 1927, nach dem Justizpalastbrand, trat Jura den Sozialistischen Mittelschülern bei und studierte dann Deutsch und Geschichte. Antisemitisch und faschistisch motivierte Prügeleien waren an der Universität an der Tagesordnung.
Soyfer schrieb Texte für das sozialdemokratische „Politische Kabarett“, mit seinen Publikationen in der „Arbeiter-Zeitung“ erreichte er ein Massenpublikum. Er nahm öffentlich gegen die austrofaschistische Zensur Stellung und schloss sich 1934 dem verbotenen kommunistischen Widerstand an.
1937 wurde Soyfer durch die austrofaschistische Polizei verhaftet. Seine Wohnung wurde durchsucht, seine Manuskripte und Texte beschlagnahmt. Im Februar 1938 kam Soyfer im Zuge einer Generalamnestie für politische Häftlinge wieder frei.
Nach Schuschniggs Rede am 11.3.1938 versuchte Jura Soyfer in die rettende Schweiz zu gelangen, wurde aber verhaftet. Er war in Bludenz, Feldkirch und Innsbruck inhaftiert und wurde im Juni 1938 unter unmenschlichen Bedingungen ins Konzentrationslager Dachau gebracht.
Dort entstand u. a. das berühmte „Dachau-Lied“. Es steht als Dokument dafür, dass Jura Soyfer sich weiterhin als Individuum, als handelndes Subjekt verstand, das Möglichkeiten sieht, die Welt zum Positiven zu verändern.
Am 23. September 1938 wurde er in das KZ Buchenwald verlegt. Seine 1939 in die USA emigrierten Eltern schickten ein Affidavit. Als seine Entlassungspapiere unterzeichnet wurden, war Soyfer aber bereits an Typhus verstorben.
Sein Theaterstück Weltuntergang (1936) mit dem berühmten Kometensong-Refrain ist stilistisch zwischen Volksstück und Kabarett einzuordnen. Heute ist sein Werk in über fünfzig Sprachen übersetzt.
Selbst „Vor der Mündung der Gewehre“ schrieb Jura Soyfer seine Texte, um die Kameraden aufzumuntern: Lachen als Waffe gegen die Herrschaft, gegen den Terror.
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