Universität Klagenfurt verlieh Ehrendoktorate an Florjan Lipuš und Franz Schuh
Die beiden Sprachvirtuosen reihen sich in den Reigen herausragender Schriftsteller*innen unter den Ehrendoktor*innen der Universität Klagenfurt. Die Akademische Feier fand am 24. Juni statt.
Zu den bisher gewürdigten Ehrendoktor*innen der Universität Klagenfurt zählen literarische Größen wie Maja Haderlap, Peter Handke, Peter Turrini und Josef Winkler. Dieses herausragende Spektrum wurde nun um Florjan Lipuš erweitert.
Lipuš’ Arbeit basiert auf einem grundlegenden Sprach- und Literaturbewusstsein: „Z jezikom smo ali nismo, z jezikom bomo ali ne bomo“ („Durch die Sprache sind wir oder sind wir nicht, durch die Sprache werden wir bestehen oder nicht“), wie er 2004 in seiner Rede anlässlich der Verleihung des Prešeren-Preises ausführte. Seinem literarischen Schaffen gehen Wissenschaftler*innen der Universität Klagenfurt seit vielen Jahren auf die Spur. 2018 erhielt Lipuš den Großen Österreichischen Staatspreis. Dies gelang erst im zweiten Anlauf, lehnte doch der Kunstsenat der Republik bis dahin die Auszeichnung mit dem Argument ab, Lipuš schreibe ‚nur‘ auf Slowenisch, nicht in der ‚Nationalsprache‘ Deutsch. Seine Auszeichnung im Jahr 2018 wurde dann als Signal für die Anerkennung der Mehrsprachigkeit interpretiert. Ein weiteres kraftvolles Zeichen setzte nun die Universität Klagenfurt.
Die Sprache ist auch das mächtigste Werkzeug des anderen neuen Ehrendoktors, Franz Schuh. Der Philosoph, Schriftsteller und Essayist ist der Universität Klagenfurt seit über 30 Jahren in vielfältiger Weise, unter anderem als Lehrbeauftragter, verbunden. Er lehrte zu Aspekten der Essayistik, der Literaturkritik und der ästhetischen Wertung; zuletzt trug er zum Doktorand*innenkolleg an der Fakultät für Kulturwissenschaften bei. Franz Schuhs Werk ist vielfach ausgezeichnet, unter anderem mit dem Jean Améry-Preis (2000), dem Preis der Leipziger Buchmesse (2006) sowie dem Tractatus-Preis (2009). Seine Bücher und Essays zeichnen sich durch eine wirkungsvoll prägnante Sprache, souveräne, vielfach originelle Bezüge zur Kulturgeschichte und eine bestechende Selbstironie aus.
Larissa Krainer, Vorsitzende des Senats der Universität Klagenfurt, sieht in der Verleihung der zwei Ehrendoktorate einen erfreulichen Bezug zum Standort der Universität: „Als Kärntnerin weiß ich, wie sehr Sprachen verbinden oder trennen können. Es freut mich, dass es gelingt, zwei Autoren – einmal deutscher, einmal slowenischer Muttersprache – am selben Tag zu ehren. Das passt zu dem Kärnten, das verbindet und für das die Universität Klagenfurt steht.“
Der Rektor der Universität Klagenfurt, Oliver Vitouch, macht aus seiner Freude über den doppelten Festakt kein Hehl: „Florjan Lipuš und Franz Schuh sind ähnlich und verschieden zugleich. Ähnlich deshalb, weil ihre Texte das vermögen, was gute Literatur immer vermag: uns den Spiegel vorzuhalten. Verschieden deshalb, weil sie diese Spiegelung mit ganz unterschiedlichen Mitteln erreichen. Nach zwei herausragenden Ehrendoktorinnen im Mai – der Bildungsforscherin Käte Meyer-Drawe und der Mathematikerin Carola-Bibiane Schönlieb – feiern wir mit Lipuš und Schuh nun ein Hochamt der Sprache.“
Fotos stehen für Berichterstattung zur Veranstaltung kostenfrei zur Verfügung (Fotografenhinweis: aau/photo riccio):