Margaretha Gansterer ist neue Dekanin der Fakultät für Wirtschaftswissenschaften
Nach zwölf Jahren kommt es zu einem Dekanswechsel an der Spitze. Mit 1. Jänner 2022 wurde Margaretha Gansterer, Professorin für Produktionsmanagement und Logistik, zur Dekanin der Fakultät für Wirtschaftswissenschaften bestellt. Die Funktion des Prodekans übernimmt Martin Wagner, Professor am Institut für Volkswirtschaftslehre. Die Funktionsperiode endet spätestens am 31. Dezember 2023.
Nachgefragt bei Margaretha Gansterer und Martin Wagner
Sie leiten gemeinsam für die nächsten 2 Jahre die Fakultät für Wirtschaftswissenschaften. Welche Erwartungen haben Sie?
Wir beide sind erst seit relativ kurzer Zeit an der Fakultät, das hat den Vorteil des „frischen Winds“ von außen der einen unbelastet und frei ans Werk gehen lässt und gleichzeitig den Nachteil, dass wir eben bspw. nicht alle und nicht alle kurzen und informellen Wege kennen. Wir sind aber guten Mutes, dass wir seitens der Fakultät und der Universität sehr viel Unterstützung – nicht zuletzt durch Diskussion – finden werden, um den großen Herausforderungen zu begegnen vor denen wir stehen. Es werden sicherlich sehr intensive zwei Jahre.
Und welche Ziele verfolgen Sie?
Wir haben beide Erfahrungen an diversen Universitäten im In- und Ausland gesammelt. Diese wollen wir nutzen, um die Fakultät in den Bereichen Lehre und Forschung weiterzuentwickeln und die Fakultät international wettbewerbsfähiger aufzustellen. In Bezug auf die Lehre bedeutet dies, dass wir international kompetitive Studienprogramme entwickeln wollen, die nicht zuletzt auch im Hinblick auf die immer wichtiger werdenden methodischen Kenntnisse – breit gedacht – unserer Meinung nach ein wenig besser aufgestellt werden müssen. Hier wollen wir uns stärker an Best Practice Beispielen orientieren und uns auch frische Impulse von führenden Expert*innen, etwa durch ein Scientific Advisory Boards, holen. In Bezug auf die Forschung ist es wichtig, nicht zuletzt durch eine Erhöhung der kompetitiv eingeworbenen Drittmittel, etwa FWF, FFG, OeNB oder EU-Mittel, unsere Expertise und unsere Sichtbarkeit zu erhöhen. Klarerweise bedingen sich die beiden Ziele, Forschung und forschungsgeleitete Lehre. Forschungsgeleitete Lehre ist ja auch das zentrale Asset, das uns helfen kann, unser Lehrangebot von dem der Fachhochschulen abzugrenzen. Aus volkswirtschaftlicher Sicht ist es für ein Land wie Österreich klar, dass das Um und Auf für eine gedeihliche Entwicklung bestens ausgebildete Menschen sind. Die Fakultät soll im Konzert der starken Wirtschaftsfakultäten mitspielen und unseren Absolvent*innen möglichst gute Chancen, in der Region, im Inland aber auch im Ausland ermöglichen.
Gibt es Schwerpunkte, die an der Fakultät unbedingt gestärkt werden sollten?
Wir sind davon überzeugt, dass eine methodisch grundlagenorientierte Ausbildung – nicht zuletzt vor dem Hintergrund der immer weiter fortschreitenden Digitalisierung, Stichwort Big Data aber auch Internationalisierung – für unsere Studierenden essenziell ist. Methodisch gut ausgebildete Absolvent*innen haben auch sehr gute Berufsperspektiven. In dieser Richtung müssen wir uns verstärken, wie wir bereits bei der Diskussion der Ziele angedeutet haben. Eine Verstärkung der Angebote in evidenzbasierter Entscheidungsfindung, in der BWL oft als Prescriptive Analytics bezeichnet, ggf. in Kooperation mit Kolleg*innen der TeWi, ist sicher ein wesentlicher Baustein. Ein Benchmarking mit führenden Standorten, welches wir ja in der AG Strategie der Fakultät, der wir beide angehören begonnen haben, ist sicher hilfreich. Wir wollen uns an den Industriestandard anpassen, ein kompetitives Angebot legen und dann mit bspw. guten Betreuungsrelationen und der schönen Umgebung mit relativ günstigen Mieten als Extras so richtig punkten.
Was sehen Sie als die größte Herausforderung?
Wir sind eine relativ kleine und breit, aber in den einzelnen Gebieten dünn aufgestellte Fakultät. Das birgt Chancen und Risiken. Die Kooperation zwischen den Wirtschafts- und Rechtswissenschaften ist eine der Erfolgsgeschichten der letzten Jahre, weitere interdisziplinäre Kooperationen – auch mit Partnern aus anderen Fakultäten – wollen wir anstoßen.
Welche Pläne haben Sie für die Fakultät?
Generell wollen wir die Frage stellen und diskutieren: Was müssen wir als Fakultät anbieten, was müssen wir verändern, dass wir als Standort attraktiver werden. Wir beobachten einen Brain Drain, seit jeher, in Richtung Graz und Wien – was kann man tun dies zu ändern, wie schaffen wir es, neue Studierendenpools anzusprechen? Wir glauben, dass die Antworten auf diese Fragen zu einem guten Teil in einem stärken Bewusstsein münden werden, dass wir uns stärker den Herausforderungen der Zeit proaktiv stellen müssen. Wir sind für zwei Jahre gewählt, das ist ein kurzer Zeitraum, da Universitäten sich normalerweise nur sehr langsam wandeln. Wir wollen die Zeit aber nützen um das Bewusstsein für den notwendigen Wandel zu verankern. Viele der oben skizzierten Dinge haben mittel- und langfristigen Charakter, aber um ein oft verwendetes Sprichwort zu bemühen, die Wege entstehen im Gehen. Wir wollen aber mal einige Schritte gehen. Operativ pragmatisch wollen wir dazu beitragen, dass die Prozesse an der Fakultät sowohl effizient als auch transparent ablaufen. Effizienter und optimaler Ressourceneinsatz ist uns, gegeben unsere Backgrounds, enorm wichtig. Das Dekanat ist ein Dienstleister und wir wollen dazu beitragen, gute Dienstleistungen anzubieten. In der akademischen Selbstverwaltung ist es uns ein großes Anliegen, dass jede*r einen Beitrag leisten kann, soll und aber auch will, dass wir die Fakultät also auch mitnehmen und vielleicht auch für die eine oder andere Idee begeistern können. Scheitern können wir auf viele Arten und Weisen getrennt oder im Streit – aber nur gemeinsam werden wir uns gut weiterentwickeln.
Zur Person
Margaretha Gansterer ist seit Oktober 2019 als Professorin für Produktionsmanagement am Institut für Produktions-, Energie- und Umweltmanagement tätig. Sie studierte Internationale Betriebswirtschaft an der Universität Wien und erhielt 2018 die Lehrbefugnis (venia docendi) für das Fach Betriebswirtschaft. Sie arbeitete von 2003 bis 2006 im Forschungszentrum Seibersdorf und hatte eine Vertretungsprofessur für das Fach Operations Management an der Universität Magdeburg inne. Viele Jahre ihrer wissenschaftlichen Karriere war sie an der Universität Wien als Universitätsassistentin im Bereich Produktion und Logistik tätig und bis zu ihrer Berufung an die Universität Klagenfurt als Post-Doc am Department of Business Decisions und Analytics.
Ihre Forschungsschwerpunkte liegen im Lösen von komplexen Planungsproblemen in der Produktion und Logistik. Ein besonderer Fokus liegt hier auf der Entwicklung von effizienten Algorithmen in der Tourenplanung. Zuletzt hat sie sich intensiv mit dem Design von kollaborativen Mechanismen beschäftigt. Diese finden beispielsweise beim Austausch von Transportaufträgen über Auktionsplattformen Anwendung.
Zur Person
Martin Wagner ist seit Oktober 2019 als Professor für Volkswirtschaftslehre mit dem Schwerpunkt Makroökonomik am Institut für Volkswirtschaftslehre tätig.
Er studierte Technische Mathematik an der TU Wien und erwarb ein Diplom in Ökonomie am Institut für Höhere Studien (IHS) Wien. Er hat im Jahr 2000 an der TU Wien promoviert und hat sich 2007 im Fach Volkswirtschaft an der Universität Bern habilitiert. Vor seiner Berufung an die Universität Klagenfurt war er Professor für Ökonometrie und Statistik an der Technischen Universität Dortmund (2012-2019), Chefökonom und Executive Director der slowenischen Notenbank (2017-2018), Professor für Empirische Wirtschaftsforschung und Ökonometrie am Institut für Volkswirtschaftslehre an der Universität Graz (2011-2012), Senior Researcher am Institut für Höhere Studien Wien (2005-2011), sowie Assistent an der Universität Bern (2000-2005). Martin Wagner war Visiting Research Fellow an der Princeton University (2003) und Jean Monnet Fellow am europäischen Hochschulinstitut in Florenz (2005). Im Jahr 2009 hielt er die Gumbel Vorlesung. Martin Wagner ist seit vielen Jahren Gastprofessor an der Universität Ljubljana und war bzw. ist als Gastprofessor an Universitäten in Belgien, Deutschland und der Schweiz eingeladen.
Neben seiner Tätigkeit an der Universität Klagenfurt ist er, in Teilzeit, Chief Economic Advisor in der slowenischen Notenbank. Zudem ist Wagner Fellow des IHS in Wien. Seine Forschungsinteressen sind breit gestreut in den Gebieten Quantitative Ökonomik, Ökonometrie und empirische Umweltökonomik.