21.01.: Stefan Schmitzer: liste der künstlichen objekte auf dem mond
Stefan Schmitzer
liste der künstlichen objekte auf dem mond
Lesung und Soundcollage
Freitag, 21. 01. 2022, 19.30 Uhr
1959 schlug als erstes irdisches Objekt die sowjetische Raumsonde Lunik 2 im Palus Putredinis auf. Seitdem brachten 66 Missionen Tonnen von Menschen erzeugtes Gerät zum Erdtrabanten. Vieles davon ist funktionslos geworden, darunter Teile, deren einstige Bestimmung sich nicht mehr eruieren lässt.
Stefan Schmitzer nahm sich solches Material als lexikalisches Stoff-Reservoir für sein Langgedicht liste der künstlichen objekte auf dem mond und lässt aus dem Wortschatz von Technik und Naturwissenschaften vielfältige Evokationen zünden. Die Chronik von Initialereignissen im Zuge ausgesuchter Expeditionen erzählt von einem unaufhaltsamen Prozess immer dichter werdender Daten. Gleich den im Mondstaub erhaltenen Abdrücken zieht der Text Spuren durch Historien von Politik, Forschung und Medien, von einer auf assyrische Tontäfelchen geritzten Himmelfahrt bis zu Suchmaschinenalgorithmen unserer Tage.
In wechselnden, treibenden Rhythmen inszeniert Stefan Schmitzer eine energiegeladene Dichterrede, deren Ton kraftvoll zwischen archaisierender Weissagung und flackernden Beat-Gesten wechselt: Eine singuläre Formfindung lunarer Poesie!
Stefan Schmitzer, 1979 in Graz geboren, nach dem Studium der Kunstgeschichte, Philosophie und Germanistik in Graz und Wien lebt er heute als Autor von Lyrik und Prosa, Performer und Kritiker in Graz. Sein erster Gedichtband moonlight on clichy erschien 2007 bei Droschl, weitere Veröffentlichungen, u.a.: wohin die verschwunden ist, um die es ohnehin nicht geht (Roman, 2009), gemacht/gedicht/gefunden (poetologische Streitschrift mit Helwig Brunner, 2011), okzident express (Falsch erinnerte Lieder, 2019).
„Schmitzer – frech, angriffslustig, skurril. Eine phantastisch politische Stimme mit poetischer Wucht.“
(Aus der Jury-Begründung für das Gisela-Scherer-Stipendium (2018))