Roboterteams, denen nicht die Energie ausgeht
Stellen wir uns ein großes Erdbebengebiet vor, das nach Vermissten abgesucht werden soll. Weil nach wie vor Gebäude vom Einsturz bedroht sind, können Roboter diese Aufgabe besonders gut erledigen. Mit einem solchen Szenario hat sich Micha Sende in seiner Dissertation beschäftigt.
„Das Besondere daran ist, dass alle Roboter die gleiche Rolle haben, also niemand als Koordinator auftritt“, führt Micha Sende dazu aus. Bei seinen Forschungen stand die Energieautonomie im Fokus, also Fragen wie: Wie viel Energie habe ich noch? Wie viel Energie brauche ich noch für eine bestimmte Aufgabe? Wie lange kann ich weiterarbeiten bzw. wann muss ich mich wieder aufladen? Welche Ladestation steuere ich an, welche ist gerade frei?
Auf unsere Nachfrage, worin die Komplexität dieser Aufgabe liegt, erklärt Micha Sende: „Ein Rasenmähroboter oder ein Staubsaugerroboter haben es verhältnismäßig leicht. Sie kennen das Gebiet und sie arbeiten in der Regel alleine, also nicht im Team.“ Außerdem müssten sie auch nicht optimiert arbeiten, das heißt, ein paar Extrarunden über den Wohnzimmerteppich sind in der Regel verkraftbar. Wenn es aber um die Suche nach Vermissten geht, ist es auch wichtig, dass die Roboter möglichst schnell und effizient arbeiten und dass es zu keinen Ausfällen kommt.
Insbesondere das Szenario von mehreren Robotern und mehreren Ladestationen sei noch weitgehend unerforscht gewesen, erklärt uns Micha Sende weiter. Dabei verweist er auch auf Elektroautos: Auch für diesen Bereich gebe es noch relativ wenig Arbeit.
Sein Doktorat hat Micha Sende vor Kurzem abgeschlossen. Gearbeitet wurde meist am Computer in Simulationen, gegen Ende wurden die Szenarien auch mit echten Robotern getestet. Aktuell arbeitet Micha Sende im Forschungsteam der benachbarten Lakeside Labs GmbH.
Micha Sende ist im Rahmen seines Industriepraktikums für sein Diplomstudium nach Villach gekommen und ist dann auf eine Doktorandenstelle in der Forschungsgruppe von Christian Bettstetter am Institut für Vernetzte und Eingebettete Systeme gestoßen. „Selbstorganisierende Systeme haben mich besonders fasziniert, deshalb habe ich auch hier meinen Schwerpunkt gelegt“, erzählt er uns. Ihr Vorteil: „Wenn wir auf Selbstorganisation setzen, können wir funktionstüchtige Systeme bauen, die man aufgrund ihrer Komplexität nicht mehr von außen steuern kann.“
Auf ein paar Worte mit … Micha Sende
Was motiviert Sie, wissenschaftlich zu arbeiten?
Die Freiheit, Themen zu erarbeiten, die im Vorhinein nicht klar definiert sind und spannende Erkenntnisse liefern können.
Verstehen Ihre Eltern, woran Sie arbeiten?
Ja, im Großen und Ganzen schon. Sie haben natürlich keinen Einblick in die technischen Details.
Was machen Sie im Büro morgens als Erstes?
Ich hole mir frisches Wasser und checke meine Emails.
Machen Sie richtig Urlaub? Ohne an Ihre Arbeit zu denken?
In meiner Doktoratszeit konnte ich mich nie ganz entspannen, da hat immer etwas im Hinterkopf gearbeitet. Jetzt, wo das erledigt ist, kann ich auch komplett abschalten. Da fühlt sich auch schon mal ein Wochenende an wie Urlaub.
Was bringt Sie in Rage?
Aggressivität, Ungerechtigkeit und Unachtsamkeit von Menschen gegenüber Mitmenschen, Tieren und Natur.
Und was beruhigt Sie?
Durchatmen und rationales Denken.
Wer ist für Sie der*die größte Wissenschaftler*in der Geschichte und warum?
Mich hat in meinem Studium besonders Alan Turing fasziniert. Er hat den Computer in der Theorie entwickelt, lange bevor es soweit war, dass man an eine technische Umsetzung denken konnte.
Wovor fürchten Sie sich?
Ich bin generell sehr optimistisch und habe wenig Angst. Trotzdem achte ich auf die Einhaltung simpler Sicherheitsmaßnahmen, um Risiken zu minimieren.
Worauf freuen Sie sich?
Auf die Ruhe und Herausforderung beim Bergsport.