Science-Fiction-Filme: Warum haben Maschinenmenschen ein Geschlecht?

Im italienischen Stummfilm La bambola vivente von Luigi Maggi aus dem Jahr 1924 baut ein Wissenschaftler eine Puppe, die seiner Tochter zum Verwechseln ähnlich sieht. Dieser Maschinenmensch ist dabei klar weiblich. Larissa Grantner, Doktorandin im Programm „Italian Studies“, untersucht in einer interdisziplinären Studie, welche Rolle die Kategorie Geschlecht bei Maschinenmenschen in Filmen spielt.

„Warum muss ein Roboter ein Mann oder eine Frau sein und in Filmen auch so dargestellt werden?“, diese Frage liegt den Untersuchungen von Larissa Grantner zugrunde. Sie geht dabei vom Film La bambola vivente aus, der bereits 1924 mit diesem Science-Fiction-Szenario einer „gebauten“ Menschenfigur arbeitet. Ein Wissenschaftler fertigt dabei einen Roboter basierend auf dem Aussehen seiner Tochter an. Die Maschine wird allerdings von einem Assistenten aus dem Labor gestohlen. Um den Vater vor der Enttäuschung zu bewahren, gibt sich schließlich die junge Frau selbst als Roboterpuppe aus.

Im Verhältnis zu diesem frühen Werk möchte Larissa Grantner nun Filme und Serien der Gegenwart vergleichend analysieren. Im Zentrum soll dabei die Untersuchung der Darstellung der Geschlechternormen und -rollen von Androiden und Gynoiden stehen. „Es wäre gar nicht notwendig, eine Maschine wie einen Roboter mann-ähnlich, also android, oder frau-ähnlich, also gynoid, darzustellen. Auf die Kategorie Geschlecht könnte verzichtet werden; sie ist in unserer Gesellschaft aber scheinbar so tief verankert, dass sie selbst in diesen Darstellungen aufgegriffen wird“, erläutert Larissa Grantner.

Was dabei männlich oder weiblich ist, kommt in der Sprache, in den Körperbewegungen und in der Charakteristik der Maschinenfiguren zum Ausdruck. Für Larissa Grantner ist diese Darstellung von Geschlecht hinterfragenswert: „In der menschlichen Welt gilt es als normal, alles in männlich und weiblich einzuteilen. Dies schließt allerdings jene aus, die außerhalb dieser Normen stehen.“ Diese Unterschiede spielen auch bei den von ihr zu analysierenden Filmen eine tragende Rolle: „Die Beziehung zwischen Mensch und Nicht-Mensch ist zusätzlich häufig von einem Machtgefälle geprägt.“

Ihre Dissertation verfasst Larissa Grantner bei Angela Fabris am Institut für Romanistik. Unterstützt wird sie dabei durch ein Dissertationsstipendium der Fakultät für Kulturwissenschaften. Eigentlich wäre vorgesehen, dass Larissa Grantner das Studienjahr 21/22 in der Partneruniversität Università Ca’ Foscari in Venedig verbringt, aufgrund der Pandemie wird sie allerdings nur einzelne Seminare in Venedig besuchen. Zur Romanistik ist Grantner über mehrere Schritte gekommen: Nachdem sie zuerst das Bachelorstudium Anglistik und Amerikanistik abgeschlossen hat, studierte sie noch zusätzlich das Lehramtsstudium mit den Fächern Englisch und Italienisch. Schließlich erschien ihr die Welt der Wissenschaft immer reizvoller, und sie entschied sich für das Doktorat. „Langfristig wäre es mein Wunsch, in der Wissenschaft zu bleiben. Ich kann mir aber auch gut vorstellen als Lehrerin zu arbeiten“, erzählt Larissa Grantner zu ihren Zukunftsplänen.

Auf ein paar Worte mit … Larissa Grantner



Was motiviert Sie, wissenschaftlich zu arbeiten?

Einen Beitrag in der Forschung leisten zu dürfen und eventuell überraschende neue Erkenntnisse zu gewinnen

Verstehen Ihre Eltern, woran Sie arbeiten?

Sie sind über mein gewähltes Thema im Allgemeinen informiert, auch wenn sie die gewählten Filme und Serien selbst nicht kennen. Ich bin mir aber sicher, dass sie meine fertige Arbeit lesen werden.

Was machen Sie morgens als Erstes?

Kaffee trinken

Machen Sie richtig Urlaub? Ohne an Ihre wissenschaftliche Arbeit zu denken?

Ich kann Urlaube auf jeden Fall genießen, auch wenn mir meine wissenschaftliche Arbeit meist im Hinterkopf bleibt. Das sehe ich allerdings nicht als Belastung an, sondern als Möglichkeit mir auch zwischendurch Dinge zu notieren, die ich noch einbauen oder verändern möchte.

Was bringt Sie in Rage?

Dazu kommt mir im Moment nichts in den Sinn, da ich ein ziemlich ruhiger Mensch bin.

Und was beruhigt Sie?

Entspannende Musik oder eine interessante Serie.

Wer ist für Sie der*die größte Wissenschaftler*in der Geschichte und warum?

Mir fällt es schwer diesbezüglich eine einzelne Person zu nennen, da ich dadurch womöglich einen wissenschaftlichen Bereich besonders hervorheben würde. Ich möchte hier aber gerne die Wichtigkeit der verschiedenen Disziplinen und deren Zusammenarbeit untereinander betonen.

Worauf freuen Sie sich?

Auf die Forschungsaufenthalte in Venedig