Trachten stehen für das Selbstbild einer Region. Bereits in der Zeit der Sommerfrische wurden sie in der touristischen Vermarktung von Kur- und Urlaubsregionen eingesetzt. Um 1900 war die Tracht nicht mehr die Alltagskleidung der ländlichen Bevölkerung, sondern man trug sie zu speziellen Anlässen wie Festen oder Auftritten des Gesangsvereins. Diese angeblich „urtümlichen“ Trachten waren Rekonstruktionen und Neuerfindungen, abgeleitet von einzelnen älteren Kleidungsstücken.
Die Trachtenerneuerungsbewegung ging Hand in Hand mit der Popularisierung der Fotografie. Mit dem neuen Bildmedium ließen sich die verschiedenartigen Trachten dokumentieren und überregional bekannt machen. Besonders gut gelang dies mit Trachtenpostkarten. Typische Darstellungsformen von Trachtenfotografien sind Einzelaufnahmen im Atelier, Gruppeninszenierungen in geschlossenen Räumen und Freiluftaufnahmen. Hierbei bedienten sich die Fotografen der damaligen Mittel der Bildbearbeitung: Es wurde zurechtgeschnitten, retuschiert, freigestellt und typisiert.
Karina Lochner
Nr. 243: Lavanttalerin. Verlag von Ernst Ploetz, Wolfsberg, Kärnten, Nr. 2865 [1903]
Die Lavanttaler Festtagstracht mit allen Accessoires steht im Zentrum der nachkolorierten Fotografie. Es handelt sich um eine Studioaufnahme vor einem inszenierten Hintergrund.
Die schöne Lavanttalerin konnte identifziert werden: Es ist Maria Greiner, geboren 22. 10. 1879, gestorben 27. 08. 1934. Sie war den überwiegenden Teil ihres Lebens eine Dienstmagd. Ihr Ururgroßenkel, Herr Josef Raffalt-Gfrerer aus Mittertrixen hat diese Information zur Verfügung gestellt.
Nr. 106: Keutschach. Verlag Joh. Leon sen., Klagenfurt, Nr. 349, 1902
Die vier Feldarbeiter*innen posieren in ländlicher Tracht auf einer Wiese. Die Frau hält einen Rechen in der Hand, im Hintergrund ist ein Pferdefuhrwerk zu sehen. Diese Freiluft-Gruppenaufnahme ist ein inszeniertes Foto mit Blick auf den Ort Keutschach.
Nr. 244: Lavanttaler Bauern. Verlag von Ernst Ploetz, Nr. 2867, Wolfsberg, Kärnten [undatiert]
Zwei Lavanttaler Bauern stehen vor einem Waldstück. Sie sind in der Taltracht mit Jacke, Weste, Lederhose und Hut mit Hutband gekleidet. Einer der Männer trägt einen Regenschirm – ein Accessoire, das der städtischen Mode entstammt.
Nr. 499: Ein Kärntner Trachtenfest. Verlag Franz Schilcher, Klagenfurt, 1930
Als Vorlage für diese Künstlerpostkarte diente ein Gemälde von Albert Zahlbruckner (1895-1962). Abgebildet sind Trachten aus slowenisch- und deutschsprachigen Regionen Kärntens. Sie symbolisieren die Einheit des Landes, für die beim Plebiszit 1920 die Mehrheit gestimmt hatte.
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