Alina Zeichen: „Spanien, Nicaragua, Mexiko – Ich habe viele Auslandsprogramme genutzt“
Alina Zeichen hat an der Universität Klagenfurt Angewandte Kulturwissenschaft studiert und war während ihres Studiums mit Hilfe der vielen Auslandsprogramme in Spanien, Nicaragua und Mexiko. Im Interview erzählt sie uns von ihren Erfahrungen im Ausland, wie sie sich für Chancengleichheit einsetzt und mit welchen Themen sie sich in ihren Vereinen beschäftigt.
Warum haben Sie sich für die Uni Klagenfurt entschieden?
Ich habe zuerst an der FH Kufstein Sport-, Kultur- und Veranstaltungsmanagement abgeschlossen und durch erste Praktika und Arbeitserfahrungen (u. A. am Institut für Auslandsbeziehungen in Stuttgart und am österreichischen Kulturforum in Belgrad) erkannt, dass mich Projektarbeit an der Basis mehr interessiert als Projektadministration. Da ich den Wunsch hatte mich noch stärker in kulturwissenschaftliche Themen zu vertiefen, bin ich auf das Studienangebot der Universität Klagenfurt gestoßen. Das Studium der Angewandten Kulturwissenschaften in Kombination mit den vielen Möglichkeiten für Zusatzausbildungen wie das DAF/DAZ- (Deutsch als Fremdsprache/Deutsch als Zweitsprache) Zertifikat und die Angebote aus den Fachbereichen der Frauen- und Geschlechterforschung sowie Friedensforschung haben mich überzeugt. So fand ich früher als geplant meinen Weg zurück nach Kärnten/Koroška.
Was hat Ihnen an der Universität Klagenfurt besonders gut gefallen?
Das Portfolio der Universität hat viele meiner Interessen abgedeckt: Die Studienrichtung, die Inhalte aus anderen Fachrichtungen und die zahlreichen Möglichkeiten im Ausland zu studieren.
Was war für Sie ein unvergessliches Erlebnis Ihrer Studienzeit?
Aus dem Vollen schöpfen zu können – ich konnte alles tun was mich interessierte und dadurch habe ich Inhalte nach meinem persönlichen Interesse abgedeckt.
Wenn ich noch einmal studieren würde, würde ich… alles genau so wieder machen (lacht).
Gab es Momente oder Personen in Ihrem Studium, die Sie besonders geprägt haben?
Drei Personen haben mich sehr geprägt: Ruth Ayaß (z. B. ihre Lehrveranstaltungen zu Ethnographie) und Johann Strutz, bei ihm speziell die Auseinandersetzung mit slowenischer Literatur. Und natürlich: Brigitte Pappler aus dem Sekretariat, weil sie uns Studierende so unglaublich unterstützt.
Sie waren während Ihrem Studium mehrmals im Ausland.
Ich habe viele universitären Auslandsprogramme genutzt: Ich war über Erasmus in Pontevedra, Spanien, über Joint-Study in Nicaragua, Zentralamerika, und mein Unterrichtspraktikum für das DAF / DAZ-Zertifikat habe ich in Mexiko-Stadt absolviert. Daraus habe ich mitgenommen, dass es viel leichter ist ein Auslandssemester zu bekommen, als man vielleicht glaubt.
Welche Erfahrungen haben Sie im Ausland gesammelt?
Sehr viele … und jedes Land hat mich auf seine Weise geprägt. Nicht nur, weil ich weitere Sprachen gelernt habe. Erst durch die Auslandserfahrungen, habe ich bewusst erlebt, wie eine „gute“ Staatsbürgerschaft die Lebensrealitäten und Chancen beeinflusst. Das wird einem erst deutlich, wenn man Menschen kennenlernt, die aufgrund ihrer Staatsbürgerschaft nicht frei leben, reisen oder arbeiten können. Diese Erfahrung hat mich und meinen Blickwinkel auf viele Diskussionen stark verändert.
Wie hat sich Ihr Weg vom Studium bis heute entwickelt?
Ich habe bereits während des Studiums als Regieassistentin beim Kulturverein rož und anderen Kulturinitiativen in Kärnten/Koroška gearbeitet. Mein weiterer Weg führte mich als dramaturgische Mitarbeiterin an verschiedene Theaterhäuser in Österreich und Deutschland (u. a. Berliner Ensemble, Residenztheater München, Staatstheater Stuttgart, Theater in der Josefstadt, Burgtheater). Meine Standbeine in Kärnten/Koroška habe ich jedoch nie aufgegeben. Seit 2016 bin ich bei der IG KiKK – Interessengemeinschaft für Kulturinitiativen in Kärnten/Koroška aktiv und seit 2018 auch die Vorsitzende dieser. Außerdem lehre ich an der Universität Klagenfurt und leite den Verein KD Barba, der als Plattform für Kooperationen in Kunst und Kultur nach feministischen Prinzipien und im zweisprachigen Kontext gegründet wurde.
Können Sie die IG KiKK kurz skizzieren?
IG KiKK ist die Interessensvertretung für freie Kulturinitiativen in Kärnten/Koroška. Wir bieten Service und Beratung zu verschiedenen kulturbezogenen Themen, die das Kulturvereinswesen betreffen an, so z. B. Corona-Verordnungen, Vereinsgründung, AKM, Fördermöglichkeiten des Landes und des Bundes uvm. Weiters vertreten wir die Interessen von Kulturinitiativen auf der Landes- und Bundesebene, so stehen wir für z. B. Verbesserung der Arbeitssituation der Kulturarbeiter*innen in Österreich (z. B. durch Fair Pay) ein und arbeiten aktiv an neuen Förder- und Stipendienprogramme mit.
Sie haben während Ihres Studiums einen Verein zur Flüchtlingsarbeit gegründet? Wie kam es dazu?
Ich habe ein paar Kommiliton*innen gesagt, dass ich mich in der Flüchtlingsarbeit engagieren möchte und sie gefragt, ob sie Projekte kennen. Zufälligerweise waren gerade einige aus dieser Runde dabei einen Verein zu gründen der gratis Deutschunterricht für Geflüchtete anbietet. So bin ich Teil des Vereins VOBIS – Verein für offene Begegnung durch Integration und Sprache geworden.
Was würden Sie sagen, gibt es an der Uni ein spezielles schöpferisches Klima?
Für mich gab es das definitiv. Es ist liegt eine gewisse Leichtigkeit in der Luft, sich als Student*in in unterschiedlichen Disziplinen und Interessensgebieten auszutauschen und auszuprobieren.
Mit dem Projekt SOLANGE hat Katharina Cibulka nun auch Klagenfurt erreicht und der Spruch „Solange manche Herren glauben Gott zu sein, bin ich Feministin. // Dokler bodo nekateri gospodje verjeli, da so Bog, bom feminist:ka.“ zeigt sich in deutscher und slowenischer Sprache am Stadtpfarrturm. Sie waren daran beteiligt. Wie kam es dazu?
Lena Freimüller (Galerie 3 und Verein Flux23) organisiert seit 2016 Kunstinterventionen im öffentlichen Raum mit dem Titel „Ins Freie/Na Prosto“ um. Dieses Jahr hat sie Katharina Cibulka nach Kärnten/Koroška eingeladen und Raffaela Lackner vom Architekturhaus Kärnten und mich zur Zusammenarbeit eingeladen.
Chancengleichheit ist ein wichtiges Thema für Sie. Was tun Sie, um Chancengleichheit in unserer Bevölkerung bewusster zu machen?
Ich bringe in alle meinen Projekten die Themen Chancengleichheit, Zweisprachigkeit und Geschlechtergerechtigkeit so gut ich kann ein.
Was fasziniert Sie an Ihrem Beruf am meisten?
Das Auseinandersetzen mit verschiedenen Themen und dabei zu sehen wie Akteur*innen und Zuseher*innen in diese eintauchen und dadurch die Möglichkeit haben, etwas Neues zu erfahren oder zu lernen.
Was würden Sie heutigen Studierenden mit auf den Weg geben?
Gestaltet euer Studium aktiv mit und genießt die Studienzeit!
Auf ein paar Worte mit Alina Zeichen
- Denke ich an Klagenfurt, denke ich sofort an… Celovec.
- Meine Lieblingsorte an der Universität waren… schattige Außenplätze.
- Das mache ich morgens zuerst im Home-Office… Nachrichten und E-Mails lesen.
- Mein Studium in 3 Worten: Kultur, Wissen, Erfahrung