In der Leistungsvereinbarung 2019-2021 hat sich die Universität Klagenfurt verpflichtet, „als Grundlage für geplante Digitalisierungsmaßnahmen […] eine umfassende Digitalisierungsstrategie” zu erarbeiten. Die Universität Klagenfurt will dieses Vorhaben zunächst als Anlass zur Standortbestimmung im Hinblick auf ihre bereits relativ weit gediehenen Entwicklungen nützen, um darauf die Weichenstellungen für die kurz-, mittel- und langfristige Zukunft aufzubauen.
Zu diesem Zweck hat das Rektorat eine Arbeitsgruppe eingesetzt, die auf Basis der strategischen Grundlagen der Universität und der im seit 2019 etablierten Digitalisierungsrat geäußerten Bedürfnisse das vorliegende Konzept erarbeitet hat. Dies zielt darauf ab, das Know-how der Universität in digitalen Technologien im weitesten Sinne zu entwickeln und zu fördern, digital getriebene Innovationen in Lehre, Forschung und Verwaltung zu unterstützen sowie strategische Kooperationen mit wichtigen externen Partnern zu entwickeln. Dieses Konzept wurde im Rektorat adaptiert, vom Erweiterten Digitalisierungsrat der Universität Klagenfurt diskutiert, nochmals modifiziert und am 19. März 2021 verabschiedet.
Beschlossen, nach Entwurfsfassungen des Rektorats vom 24. Oktober und 27. November 2020, am 19. März 2021 vom Erweiterten Digitalisierungsrat der Universität Klagenfurt (mit einzelnen Anregungen aus dem Forum Digitalisierung der Universitätenkonferenz sowie des Erweiterten Digitalisierungsrats).
Autor*innen: Doris Hattenberger, Martin Hitz, Alexander Presch, Johann Wilfling
Das seit den Anfängen des 21. Jahrhunderts beobachtbare Phänomen der Digitalisierung des Alltags ähnelt in seiner allumfassenden Wirkung den großen technologischen Entwicklungen des 19. und 20. Jahrhunderts, wie etwa der Automatisierung nach Erfindung der Dampfmaschine, der Elektrifizierung und dem Einzug von Informationssystemen in Wirtschaft und Verwaltung. Wenngleich die sozioökonomische Bedeutung des Phänomens unbestritten ist, muss − wie bei allen derartigen „Megatrends“ − doch strikt darauf geachtet werden, dass der Einsatz des Werkzeugs „Digitalisierung“ nicht zum Selbstzweck wird, sondern immer den Zielen der Gesellschaft und deren Konstituenten untergeordnet wird. Dementsprechend muss sich auch die Digitalisierungsstrategie einer Universität an den strategischen Zielen dieser Universität und an internationalen universitären Entwicklungen orientieren.
Im Entwicklungsplan 2019-24 wird die langfristige strategische Grundorientierung der internationalen Konkurrenz- und Kooperationsfähigkeit wie folgt umschrieben:
„[…] steht die Orientierung an hohen und höchsten Leistungsstandards der Wissenschaften im Vordergrund, um im nationalen und internationalen Kontext keinen Vergleich mit budgetär und gesetzlich ähnlich ausgestatteten Universitäten scheuen zu müssen und im Wettbewerb um Ressourcen, Aufmerksamkeit, Reputation und Kooperationsmöglichkeiten erfolgreich zu bestehen.”
Zur Konkretisierung wurden im Entwicklungsplan folgende sieben profilbildende Elemente verankert:
Als weiteres profilbildendes Element kommt im Entwicklungsplan 2022-2027 die Diversität hinzu: Universitäten leben von der Vielfalt und vom Ideenreichtum ihrer Angehörigen, sodass die Förderung von Diversität auf allen Ebenen für die Universität Klagenfurt gleichermaßen gelebte Gegenwart und erklärtes Ziel darstellt, insbesondere auch im Bereich der gesellschaftlichen Zielsetzungen.
Darüber hinaus hat sich die Universität Klagenfurt zum Grundsatz gemacht, alle ihre operativen Ziele immer unter Berücksichtigung von wichtigen querschnittlichen Nebenbedingungen zu verfolgen, die sicherstellen, dass die Universität ihre Wirkung zum Wohle der Menschen und der Gesellschaft entfalten kann. Zu diesen Nebenbedingungen gehören
Innerhalb des Rahmens, der durch die beschriebenen strategischen Grundsätze der Universität Klagenfurt abgesteckt wird, ist die Universität Klagenfurt bestrebt, mit ihren Digitalisierungsinitiativen eine Reihe von konkreten Zielen zu erreichen:
Neben der Berücksichtigung der zuvor beschriebenen allgemeinen und konkreten strategischen Ziele wurden für die weitere Digitalisierung der Universität Klagenfurt eine Reihe von Grundsätzen festgelegt, die im Sinne von übergeordneten Nebenbedingungen die Entwicklung steuern sollen, um auf diese Weise für den Universitätsalltag förderliche Resultate sicher zu stellen. Diese sind:
Nutzerzentrierung ist eine Schlüsseleigenschaft für erfolgreiche Entwicklungen, die es hilft auszuschließen, dass Digitalisierung sich zum Selbstzweck (l’art pour l’art) verselbstständigt. Digitale Werkzeuge sollen Nutzer*innen bei der Erfüllung ihrer Aufgaben qualitätssteigernd unterstützen. Nutzerzentrierung muss bewusst von Beginn jeglichen Wandels an verfolgt werden, indem Vorgehensmodelle gewählt werden, die eine Einbindung zukünftiger Nutzer*innen während des gesamten Änderungsprozesses ermöglichen bzw. erzwingen.
Prozesse, die dem digitalen Wandel unterzogen werden sollen, müssen zunächst einer Analyse unterzogen werden, auf welche Weise sie vereinfacht bzw. effizienter gestaltet werden können. Dies gilt insbesondere für Aspekte der Kontrolle, die durchaus auf Basis von Vertrauen auf Eigenverantwortung und (lediglich) stichprobenartiger Qualitätssicherung relaxiert werden können, wenn die Prozesse dadurch schlanker gestaltet werden können.
Selbstverständlich müssen sich alle resultierenden Prozesse und Artefakte mit allen rechtlichen und universitätsinternen Vorgaben im Einklang befinden. Dies gilt insbesondere auch für Fragen des Datenschutzes und der Datensicherheit.
Im Bereich der digitalen Werkzeuge, die die Universität Klagenfurt unterstützt und pflegt, führt der Grundsatz des Effizienz-Mainstreamings zu Notwendigkeit, bestimmte Standards zu verfolgen und somit nicht alle marktüblichen Werkzeuge anzubieten, sondern sich auf eine wohldefinierte Teilmenge zu beschränken, die den internen Qualitätskriterien genügen.
Die Modernisierung von Geschäftsprozessen benötigt erhebliche Ressourcen, die im Falle der österreichischen Universitäten nach UG 2002 von öffentlichen Mitteln gespeist werden. Daher entspricht es rechtlichen Vorgaben von Zweckmäßigkeit, Sparsamkeit und Wirtschaftlichkeit, wenn diese Unterfangen von mehreren Universitäten gemeinsam getragen werden. Die Universität Klagenfurt zeigt hier hohe Kooperationsbereitschaft (Mehr dazu im Abschnitt über die Strategie der Softwareentwicklung).
Während zugekaufte Services schnelle Verfügbarkeit und i. A. hohe Softwarequalität versprechen, besteht die Gefahr, sich durch faktische Bindung an einzelne Hersteller in Abhängigkeiten zu begeben, die eine selbstbestimmte Weiterentwicklung der Universität im betroffenen Bereich erschweren, verteuern bzw. verunmöglichen können. Die oben erwähnte innerösterreichische Kooperation und Open-Source-Ansätze mögen dabei helfen, derartige „toxische“ Abhängigkeiten zu vermeiden.
Der gesamte Prozess des digitalen Wandels ist in regelmäßigen Abständen einer kritischen Reflexion zu unterziehen. Diese „Digitalisierungsfolgenabschätzung“ soll Sackgassen und dysfunktionale Entwicklungen vermeiden helfen bzw. auf da und dort sich ggfs. als notwendig herausstellende „Re-Analogisierungsschritte“ hinweisen, diese einfordern und ermöglichen.
Die gesetzten Maßnahmen und Ziele werden auch in Hinblick auf Gender Mainstreaming und damit verbundener Gleichstellung reflektiert. Es wird bedacht, dass die Prozesse die Digital Gender Gaps nicht vergrößern und zu Lasten von Frauen gehen. Konkret bedeutet dies, z. B., dass digitale Werkzeuge unter Berücksichtigung der geschlechterspezifischen Wirkungsweise entwickelt und allen Nutzer*innen zugänglich gemacht werden.
