Die Sammlung. Die Ausstellung. Die Postkarte.
Die Postkartensammlung der UB entstammt einer privaten Sammlung. Wer sie angelegt hat, ist nicht bekannt. Ebenso wenig weiß man, wann die Ansichtskarten in die Bbliothek gelangt sind. Wir wissen lediglich, dass Richard Fuchs, der die Bibliothek von 1942 bis 1953 leitete, dem Konvolut einige Exemplare hinzufügte. Seine Karten stammen aus der Familienkorrespondenz und sind alle „gelaufen“ – sie wurden also versendet.
Nr. 133: [hsl.] Photo. Dr. Fuchs, 4./5 [19]42, Studien-Bibliothek Kaufmanngasse 11
Die Klagenfurter Studienbibliothek, die der 1970 gegründeten Hochschule für Bildungswissenschaften angegliedert wurde, befand sich in der Kaufmanngasse 11.
Die Ausstellung entstand 2020/21 im Rahmen eines Lehrforschungsprojekts des Studiengangs Angewandte Kulturwissenschaft der Alpen-Adria-Universität Klagenfurt unter der Leitung von Ute Holfelder in Zusammenarbeit mit der Universitätsbibliothek, Christa Herzog, und Wissen schafft Kunst, Barbara Maier.
Im Jahr 1869 wurde die Postkarte unter dem Namen „Correspondenzkarte“ in Österreich-Ungarn eingeführt. Als ihr Erfinder gilt der gebürtige Klagenfurter Nationalökonom Emanuel Herrmann (1839-1902), der seinen Kollegen in der Schweiz und in Deutschland in der Umsetzung der Idee ein Jahr zuvorkam. Trotz anfänglicher moralischer Bedenken über die öffentlich einsehbaren Kurznachrichten, die das Briefgeheimnis nicht gewährten, trat das neue Kommunikationsmittel seinen unaufhaltsamen Siegeszug an. Bereits 1888 waren in 35 Ländern der Welt Ansichtskarten erhältlich. In Österreich-Ungarn erreichte der Ansichtskarten-Boom 1912 seinen Höhepunkt.
Diese Entwicklung bewog den Satiriker Karl Kraus (1874-1936) dazu, von einer „Ansichtskartenseuche“ zu schreiben. Die kostengünstige Alternative zur Briefpost war für alle sozialen Kreise attraktiv und traf den Nerv der Zeit, die geprägt war von steigender beruflicher und touristischer Mobilität. Der Austausch über räumliche Distanzen hinweg erfolgte vor der Etablierung des Telefonnetzes vorwiegend schriftlich. Um 1900 waren die ersten Correspondenzkarten noch unbebildert, blühte der Markt für Bildpostkarten ab Mitte der 1880er-Jahre auf. Die anfangs von Fotografien abgezeichneten und lithografisch reproduzierten Illustrationen wurden von kostengünstigen fotomechanisch hergestellten Mehrfarbendrucken abgelöst. Das Angebot an Motiven war reichhaltig: Neben Grußkarten für Anlässe wie Geburtstage, Weihnachten oder Ostern waren vor allem Karten für touristische Zwecke weitverbreitet. Dabei galt es, die Schönheiten der beworbenen Orte und Regionen hervorzuheben.
Der in Klagenfurt geborene Schriftsteller Robert Musil (1880-1942) hat die Inszeniertheit von Urlaubspostkarten, bei der die schönen Fotografien auf der Bildseite den formelhaften Mitteilungen auf der Textseite entsprechen, im Essay „Hier ist es schön“ thematisiert.
Mit dem Versenden von Ansichtskarten vermittelt man den Daheimgebliebenen nicht nur, dass man an sie denkt, sondern man zeigt ihnen auch den Ort der Reise. In den frühen Jahren der Postkartengeschichte war der Besitz von Ansichtskarten aber auch ein Mittel, sich die „große Welt“ ins eigene Heim zu holen. Ereignispostkarten und Serien, wie jene über die Errichtung der Karawankenbahn, hatten Nachrichtencharakter. Auch aus diesem Grund waren sie schon bald ein beliebtes Sammelobjekt. Es entstand ein großer Markt, auf dem sogar Sammelboxen und Sammelalben angeboten wurden.
Ute Holfelder / Denis Zaros
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