Wie viel Wissenschaft steckt in Pop? Und wie viel Pop steckt in der Wissenschaft?
Joachim Allgaier (Institut für Technik- und Wissenschaftsforschung) fragt sich in seinen Untersuchungen, wie Wissenschaft in Mainstream-Popmusik vorkommt und inwiefern sich die Medien der Populärkultur für die Wissenschaftskommunikation eignen.
Zuletzt hat der Soziologe gemeinsam mit Chun-Ju Huang (National Chung Cheng University, Taiwan) eine Studie in der Zeitschrift „Public Understanding of Science“ veröffentlicht, in der es darum geht aufzuzeigen, wie Wissenschaft in den Liedtexten taiwanesischer Popmusik vorkommt. Die Wissenschaftler kommen dabei zum Ergebnis, dass Ausdrücke aus der Astronomie und Weltraumforschung recht prominent in den Songtexten präsent sind. Die meisten Texte thematisieren emotionale Zustände. Aktuelle wissenschaftliche Themen kommen hingegen nur sehr selten vor.
„In vielen Ländern, insbesondere auch in Österreich, gibt es eine gewisse Kluft zwischen den Wissenschaften und der Bevölkerung, die es zu überbrücken gilt. Hier können unter anderem auch die Populärkultur und Unterhaltungsmedien eine wertvolle Übermittlerrolle spielen“, so Allgaier. Es gehe darum, mehr Gelegenheiten zu schaffen, um die Welt der Wissenschaft mit der Welt des Alltagslebens zu verbinden.
Dafür sind für Allgaier viele Mittel recht. Auch in der westlichen Kultur findet er Beispiele, in denen Wissenschaft zum Thema von populären Liedtexten wird. So heißt es etwa bei der alternativen Band „They Might Be Giants“: „Balloons are full of helium and so is every star. Stars are mostly hydrogen which will someday fuel your car…“ In dreieinhalb Minuten singen sich die Musiker durch das Periodensystem und laden ihr Publikum zum Treffen mit den Elementen („Meet the Elements“) ein. Aber auch Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler werden selbst zu Videoclip-ProduzentInnen, die beispielsweise über YouTube Verbreitung finden. Ein Beispiel dafür ist der „Large Hadron Rap“ des CERN, der fast acht Millionen Mal aufgerufen wurde.
Kritisch sieht Allgaier den Trend, wenn Stereotypen wie bei dem umstrittenen Video „Science – It’s a Girl Thing!“ der Europäischen Kommission verwendet werden. Man versuchte damit, Mädchen für Wissenschaft zu interessieren, kam aber nicht ohne pinken Lippenstift und schicke Kleider aus. „Außerdem gibt es auf Plattformen wie YouTube keinerlei Qualitätskontrolle: Auch PseudowissenschaftlerInnen und solche, die sich generell gegen Wissenschaft wenden, sind dort aktiv und finden ihr Publikum“, erklärt Allgaier weiter. Dennoch würden für ihn die Chancen überwiegen, die die neuen Technologien für die Wissenschaftskommunikation bieten. Diese gelte es nun von den Forscherinnen und Forschern gut zu nutzen.
Huang, Chun-Ju & Allgaier, J. (2014). What science are you singing? A study of the science image in the mainstream music of Taiwan. Public Understanding of Science, http://pus.sagepub.com/content/early/2014/07/21/0963662514542565.
Listenbild: Fotolia | Kzenon