Einblick in die Lehre… 3 Fragen an Thomas Brandauer
Im Bachelorstudium Psychologie beschäftigen sich Studierende mit dem Denken, Fühlen und Verhalten des Menschen und was zu diesem führt. In der Lehrveranstaltung von Thomas Brandauer hat man die Möglichkeit den Zusammenhang von Sport und psychischer Gesundheit zu erforschen. Dazu wird das Wirken von sportlicher Aktivität theoretisch analysiert und praktisch erfahren.
Können Sie uns etwas Näheres zu Ihrer LV „Sport, Bewegung und Gesundheit – die psychologische Perspektive: Theoretische Konzepte und praktische Anwendungen“ erzählen? Worum geht es dabei genau?
Die Lehrveranstaltung thematisiert unter der Überschrift „Sportliche Aktivität als Medikament“ im Besonderen den Zusammenhang von körperlicher/sportlicher Aktivität und psychischer Gesundheit. Die körperliche Ebene betreffend sind die positiven Auswirkungen von vermehrter sportlicher Aktivität wissenschaftlich gut dokumentiert. Vielversprechende Effekte werden überdies für den psychischen Bereich berichtet. Im Hinblick auf psychische Krankheitsbilder verweisen die Ergebnisse einer Vielzahl aktueller Studien auf die angstlösenden und antidepressiven Wirkungen von sportlicher Aktivität. Zudem zeigen wissenschaftliche Belege, dass ganz allgemein, ein bewegter Alltag, der sich durch sportliche Aktivität auszeichnet, nicht nur das persönliche Wohlbefinden erhöht, sondern auch zu einer verbesserten Stressbalance führen kann.
In der Lehrveranstaltung wird einführend ein Überblick zugrundeliegender theoretischer Konzepte und korrespondierender Begrifflichkeiten gegeben. In diesem Zusammenhang werden auch für die Thematik relevante, sportwissenschaftliche Erkenntnisse vorgestellt. Von Interesse ist hier beispielsweise, welche sportliche Aktivität, mit welcher Intensität, wie lange und wie oft durchgeführt werden sollte, um entsprechende psychische Effekt zu erzielen. Einen inhaltlichen Schwerpunkt bildet das Thema Motivation. Unter dem Blickwinkel, wie es bestmöglich gelingen kann zu sportlicher Aktivität zu motivieren bzw. diese längerfristig in den Alltag zu integrieren, werden maßgebliche Theorien, Modelle und Erhebungsmöglichkeiten referiert.
Im Rahmen von zwei praktischen Blocktagen haben die Studierenden die Möglichkeit, wissenschaftlich fundierte Praxis zu erleben. Neben dem Angebot von angeleiteten, kognitiv akzentuierten Bewegungseinheiten, können sich die LV-Teilnehmer*innen einer Laktatmessung (in Zusammenarbeit mit dem Institut für Sportmedizin des Landes Kärnten) unterziehen. Laktatbestimmungen dienen dazu, individuell gesundheitsförderliche Intensitäts- und Belastungsbereiche objektiv zu bestimmten, um ausgehend davon hilfreiche Trainingsempfehlungen geben zu können. Außerdem werden die Studierenden dazu angehalten, ihre Praxiserfahrungen, mit Hilfe von bereitgestellten Erhebungsinstrumenten zu dokumentieren, um diese dann in der abschließenden themenzentrierten Seminararbeit reflektieren zu können.
Wie kann Sport helfen, wenn ich mich in einer Stresssituation befinde?
Prinzipiell wird das Thema „Sport und Stress“ in der Sportpsychologie unter zwei Blickwinkeln betrachtet. Die Perspektive „Stress im Sport“ beschäftigt sich vornehmlich mit dem Erleben von Stress in typischen sportlichen Belastungssituationen, wie beispielsweise mit dem Umgang mit Druck bei entscheidenden Wettkämpfen. Für die Allgemeinheit ist demgegenüber der Bereich „Sport gegen Stress“ von größerer Bedeutung. Hierbei interessiert das stressregulative Potential von sportlicher Aktivität in Bezug auf die bessere Bewältigung von Alltagsbelastungen.
Empirische Belege zeigen, dass speziell dann, wenn Menschen hohen Belastungen ausgesetzt sind, diese vom gesundheitsschützenden Potential von sportlicher Aktivität profitieren können. Sportliche Aktivität scheint besonders bei negativen Begleiterscheinungen von Stress (z. B. durch eine Dauerbelastung am Arbeitsplatz) puffernde Wirkung zu haben.
Schon ein regelmäßiges ein- bis zweimaliges Sporttreiben pro Woche zeigt dahingehend positive Auswirkungen, wobei der Stresspuffereffekt bei häufigerer sportlicher Aktivität noch zunimmt. Durch körperlich/sportliche Aktivität werden stressphysiologische Anpassungsmechanismen hervorgerufen, die die unmittelbare Stressbewältigung erleichtern. Sportlich aktive Menschen zeichnen sich demnach durch eine geringere physiologische Stressreaktion und eine bessere Erholungsfähigkeit aus. Die Herausforderung besteht allgemein darin, sportliche Aktivität so in den Alltag zu integrieren, dass es als Routinehandlung regelmäßig, unabhängig vom Belastungsstatus, durchgeführt wird.
Was möchten Sie Studierenden mitgeben?
Ziel der Lehrveranstaltung wäre es, das Bewusstsein der Teilnehmer*innen dahingehend zu schärfen, dass sie das Potential von sportlichen Aktivitäten, auch im Hinblick auf Ihre zukünftige Tätigkeit als Psycholog*innen, wissenschaftlich fundiert einzuschätzen vermögen. Idealerweise sollten die Studierenden durch die LV zudem motiviert werden, vermehrt gesundheitsförderliche sportliche Aktivitäten in Ihr Leben zu integrieren.
Zur Person
Thomas Brandauer ist Sportpsychologe, Biofeedbacktherapeut und staatlich geprüfter Trainer für Sportklettern. Er berät und betreut Einzel- und Mannschaftsportler*innen bei individuellen sportpsychologischen Problemstellungen in enger Zusammenarbeit mit dem Institut für Sportmedizin des Landes Kärnten. Am Universitätssportinstitut USI leitet er das Projekt „Sportpsychologie“ sowie das Projekt „Spitzensport und Studium“. Zusätzlich lehrt Thomas Brandauer im Masterstudium Psychologie zu sportpsychologischen Fragen.