Die Welt als ein Hirn verstehen, das zu viele dunkle Flecken hat
Kilian Kleinschmidt ist kein unbeschriebenes Blatt in der Flüchtlingshilfe und will einen Beitrag für eine bessere Welt leisten, gemeinsam mit der Unterstützung von Christian Wankmüller und weiterer Lehrender der Universität Klagenfurt. Kilian Kleinschmidt war über 25 Jahre im Krisenmanagement tätig. Nun geht er aber neue Wege, denn seiner Meinung braucht es im 21. Jahrhundert eine andere Art der Flüchtlingshilfe. Für ihn geht es darum, Bedarf aufzudecken und diesen mit vorhandenen Kompetenzen aus anderen Teilen der Welt zu decken.
So kam es auch zur Kooperation zwischen der „Innovation & Planning Agency“ und dem Institut für Produktions-, Energie- und Umweltmanagement der Universität Klagenfurt. Kilian Kleinschmidt und Reinhard Scharner wurden gebeten, für libysche Flüchtlinge ein Ausbildungskonzept zu entwickeln mit dem Ziel, diese für den Job-Markt vorzubereiten. Dafür vernetzten sie sich mit Christian Wankmüller vom Institut für Produktions-, Energie- und Umweltmanagement. Dass Kilian Kleinschmidt die nötige Kompetenz dazu hat, hat er bereits in Zaatari, Jordanien unter Beweis gestellt. Dort managte er das zweitgrößte Flüchtlingslager der Welt mit 100.000 Flüchtlingen. Nun liegt sein Fokus auf der Weiterentwicklung seiner eigenen Agentur, die sich darauf spezialisiert, den Bedarf und die Opportunitäten mit dem globalen Angebot an Ressourcen wie Technologie, Finanz, Know-How zu vernetzen und um so das veraltete Konzept der Hilfe mit intelligenten Kooperations- Netzwerken zu ersetzen.
Netzwerk ist alles.
Der Fokus der Ausbildungsprogramme für Libyen betrifft vier Bereiche: Man will den libyschen Fischerei-Markt für den Export öffnen. Außerdem sollen Kompetenzen in den Bereichen Landwirtschaft, Coding und Supply Chain Management, Logistik und Projektmanagement gefördert werden. Hier kam auch das Institut für Produktions-, Energie- und Umweltmanagement ins Spiel, das weitreichende Kompetenzen in diesen Bereichen aufweist. Es wurde also ein Online-Kurs entwickelt, der den libyschen jungen Menschen zugänglich gemacht wird. Somit wurden 40 Personen für das Programm “Supply-Chain Management” ausgewählt und nach Tunis eingeladen.
Konkret handelt es sich um den Kurs „Cases in International Operations Management and Logistics“ von Francesco Gallmann aus dem Studium der Betriebswirtschaft. Dieser Kurs wird in englischer Sprache an der Universität angeboten und von der Abteilung für E-Learning aufgezeichnet. Nun wurde diese Lehrveranstaltung ins Arabische übersetzt und den ausgewählten libyschen Studierenden zur Verfügung gestellt. Das Material soll ebenso für weitere Projekte genutzt werden.
Lokales Wissen mit internationalem Know-How ergänzen.
Auch im Migrationsbereich sollen weitere Schritte gesetzt werden: So sind auch physische Kooperationen wie Austauschprogramme zwischen Studierenden in beide Richtungen denkbar. Kilian Kleinschmidt konnte schon diverse Universitäten für gemeinsame Projekte gewinnen, wie die Universität Dresden, IUAV in Venedig oder auch die Universität Wien.
Ausbildungszentrum in Planung.
In Tunis plant Kleinschmidt Ausbildungszeiten in verschiedenen Bereichen ein Ausbildungs- und Veranstaltungszentrum, Co-Working Spaces und auch Labore. Er wünscht sich eine intensivere Zusammenarbeit mit Österreich, um einen Technologie- und Wissenstransfer zu forcieren. Der Bedarf sei jedenfalls groß, besonders auch die Social Skills betreffend. „Eigentlich könnte man jegliche Innovation momentan zurückhalten und einfach das verteilen, was wir schon haben“, so Kleinschmidt, der mit dieser Aussage seine Überzeugung unterstreichen will, dass es primär darum gehe, bereits vorhandenes Wissen dorthin zu bringen, wo es gebraucht wird.