„Was G‘scheits“ Studieren

Silvia Agha-Schantl studierte in Klagenfurt Publizistik und Kommunikationswissenschaften. Heute ist sie eine gefragte Business-Trainerin, Moderatorin und Keynote-Speakerin für internationale Unternehmen im In- und Ausland.

 

Frau Agha-Schantl, an welchen Aspekt Ihrer Studienzeit erinnern Sie sich gerne zurück?

Das Studierendenleben am wunderschönen Wörthersee war schon einmalig! Ich erinnere mich zurück an tolle Gespräche, Praktika und Günther Stotz, der immer Zeit für ein Gespräch hatte und die Ruhe in Person war. Er war für mich Mentor, Kollege und Inspirationsquelle in einem. Mit ihm konnte ich sowohl über den Stand meiner Diplomarbeit sprechen als auch über das Leben philosophieren. Diesen Zugang zu den Professoren habe ich sehr geschätzt.

Sie sind im Alter von 16 Jahren alleine von der Steiermark nach Klagenfurt gezogen. Wie kam es dazu?

Ich habe mir spontan eingebildet, Schauspielerin werden zu wollen. Nach meiner bestandenen Aufnahmeprüfung an der Schauspielschule Odeon haben mich meine Eltern aus Graz unterstützt. Ich habe damals in einer kleinen Garconniere gegenüber vom Stadttheater gewohnt. Schlagartig war ich auf mich alleine gestellt. Am Vormittag besuchte ich das BORG Klagenfurt und am Nachmittag ging ich vier Jahre zum Schauspielunterricht bis zum Paritätischen Abschluss. Als ich mit dem Gymnasium fertig war, habe ich begonnen an der Universität Klagenfurt zu studieren.

Was waren Ihre Beweggründe, an der AAU zu studieren?

Einerseits meine Mutter mit ihrer Forderung: „Wir unterstützen dich nur, wenn du daneben auch was G‘scheits studierst!“ Und nachdem ich damals schon viel Praxis auf der Bühne gesammelt hatte, wollte ich die Theorie dahinter noch besser kennenlernen. Meine Wahl stellte sich als gute Entscheidung heraus, denn die Uni Klagenfurt hat den Grundstein für meinen weiteren Weg gelegt.

Ihre Berufung als Moderatorin, Speakerin und Business Trainerin?

Richtig, ich habe damals mit 22 Jahren mein erstes Konzept für eine Lehrveranstaltung am Institut für Germanistik eingereicht. Und plötzlich ging alles ganz schnell und ich habe im Rahmen meiner Lehrveranstaltungen „Professionelles Auftreten“ sowie „Stimm-, Sprech- und Atemtechnik“ an der Uni in Klagenfurt, später auch an der Uni Salzburg, begonnen zu unterrichten. Das war für mich der Einstieg ins Businessleben. Meine Studierenden waren oftmals älter als ich! Meine Kurse waren so schnell ausgebucht, dass es immer Zusatzveranstaltungen gab.

Von der Studentin zur Lektorin. Was war das für ein Gefühl?

Ein komisches, ich „hatte die Hosen voll“ und fragte mich selbst, was mir die Berechtigung zum Unterrichten gibt.

Haben Sie die Antwort auf diese Frage gefunden?

Ja, denn ich habe blitzschnell gemerkt, dass die Studierenden durch das Training und meine Tipps ein Vielfaches an Wirkung erzielen. Sie waren sicherer, konnten deutlicher sprechen und wussten, worauf sie Wert legen müssen, und erreichten ihr Publikum wesentlich effizienter. Und dann wusste ich: Das ist meine Berechtigung. Das will ich werden, wenn ich älter bin.

Wie erreichen Sie die Menschen?

Dazu braucht es drei Komponenten: erstens: die gewinnbringende Körpersprache; zweitens: gezielte Stimmführung; und drittens: die Rhetorik. In jeder Position, früher als Schauspielerin, heute als Moderatorin und Business Trainerin oder bei einer Keynote vor 500 Personen, weiß ich ganz genau, wie ich mich verhalten und sprechen muss, was ich sagen muss, damit ich das Publikum erreiche. Mein Vorteil ist, dass für mich gilt: je mehr Zuseher, desto lieber.

Wie fühlt es sich an, vor so vielen Menschen zu sprechen?

Es macht süchtig und fühlt sich himmlisch an.

Sie wurden 2011 in New York mit dem Times Square Award in der Kategorie „Best Lead Actress“ ausgezeichnet. Was hat Ihnen diese Auszeichnung bedeutet?

Sie bestätigte mir offiziell am Times Square, dass ich schauspielen kann. Trotzdem wollte ich nicht davon leben und konzentrierte mich auf die Entwicklung zur Moderatorin, Business-Trainerin und Vortragsrednerin. Mittlerweile freue ich mich auf meine neue Aufgabe als Vizepräsidentin Österreich der German Speakers Association.

Was würden Sie den Studierenden mit auf den Weg geben?

Ich habe viele Praktika gemacht und in den unmöglichsten Situationen Menschen kennengelernt, die für meine jetzige Karriere wichtig waren. Außerdem würde ich jedem Studierenden raten, ein Auslandssemester zu machen. Ich bereue, dass ich nie im Ausland war, das wäre das i-Tüpfelchen gewesen.

Die Universität Klagenfurt wird 50 Jahre alt. Was wünschen Sie ihr für die nächsten 50 Jahre?

Ich wünsche ihr, dass sie ein so toller, inspirierender Ort der Begegnung bleibt und dass sie weiterhin offen ist in Bezug auf das Angebot für Studierende und Alumni. Dazu möchte ich auch beitragen: Mit meinem Engagement beim Job-Shadowing und einem geplanten Training für Studierende und Alumni.

 

für ad astra: Lisa Svetina