Ein Schüler, der seine Lehrer überflügelt
Nach der ersten Promotion 2012 hat der Mathematiker Philipp Hungerländer nun auch sein Doktoratsstudium in den Wirtschaftswissenschaften sub auspiciis abgeschlossen. Die Promotion unter Anwesenheit von Bundespräsident Heinz Fischer fand am 8. April 2016 an der Alpen-Adria-Universität statt.
„Erst im zwölften Jahr meiner Präsidentschaft erlebe ich eine promotio sub auspiciis, bei der die Lehrer des Promovenden geradezu selbstverständlich betonen, dass ihr Schüler sie überflügelt hat“, so Bundespräsident Heinz Fischer bei seiner Rede. Er griff damit auf, was Hungerländers (Zweit-)Betreuer Volkswirtschaftsprofessor Reinhard Neck in seiner Laudatio ausführte: „Es muss das Ziel eines akademischen Lehrers sein, dass der Schüler besser werde als er selber.“ Dieses Ziel zu erreichen, sei bei Philipp Hungerländer leicht gewesen. Der frisch Promovierte gab sich in seiner Rede hingegen bescheiden: „Es braucht ein bisschen Glück, ein wenig Talent, viel Hingabe und Motivation und ganz besonders viel Unterstützung, um dies zu erreichen.“ Die Alpen-Adria-Universität sei für Hungerländer ein „großartiger Ort für Nachwuchswissenschaftler“, der ihm dieses unterstützende Umfeld geboten hätte. Ein Gutteil der Unterstützerinnen und Unterstützer aus dem privaten und beruflichen Umfeld nahm an der stimmungsvollen akademischen Feier teil.
Philipp Hungerländers Dissertation, für die er Ende 2015 den Dissertationspreis der Österreichischen Gesellschaft für Operations Research gewinnen konnte, beschäftigt sich mit Produktionsoptimierung und Logistik. Hungerländer wendet beispielsweise mathematische Methoden an, um zu Vorschlägen für Produktionsprozesse zu kommen, die besonders effektiv sind. Dabei geht es unter anderem darum, Maschinen in einer Produktionshalle so anzuordnen, dass der Materialfluss zwischen den Maschinen optimiert wird, um eine möglichst effiziente Fertigung zu ermöglichen. „Seit den 1960er Jahren arbeiten Forscherinnen und Forscher an dem Problem. Im Moment halten meine KollegInnen und ich für eine Reihe von Layoutvarianten den Weltrekord bezüglich der Anzahl der Maschinen, für die man eine optimale Anordnung bestimmen kann“, erklärt Hungerländer.
Philipp Hungerländer wurde im Juli 1984 in Villach geboren, besuchte die Volksschule in Weißenstein und das Bundesrealgymnasium in Spittal. Anschließend absolvierte er zeitgleich das Diplomstudium der Angewandten Betriebswirtschaft und das Bachelor- und Masterstudium der Technischen Mathematik an der Alpen-Adria-Universität Klagenfurt mit ausgezeichnetem Erfolg. Während seiner Studienzeit war Philipp Hungerländer als Studienassistent, Tutor und Projektassistent am Institut für Volkswirtschaftslehre, am Institut für Finanzierung und am Institut für Mathematik tätig. Seit 2008 arbeitet er als Wissenschaftler am Institut für Mathematik, Fachbereich „Discrete Mathematics and Optimization“. Im Oktober 2012 fand seine erste Promotion statt. Seine Forschungs- und Arbeitsschwerpunkte, mit denen er schon eine Reihe von Preisen gewinnen konnte, liegen in der konvexen und kombinatorischen Optimierung sowie in der Spieltheorie. Hungerländer schloss kürzlich auch seine Habilitation ab und forscht seit Oktober für ein Jahr am Massachusetts Institute of Technology (MIT). Zuletzt ist es Hungerländer gelungen, für den Zeitraum 2016/17 ein Forschungsprojekt im Wert von einer halben Million Euro mit dem britischen Unternehmen SATALIA zu fixieren. Im Rahmen des Projekts befasst sich seit Anfang Jänner ein 6-köpfiges Team unter anderem mit der Optimierung der Transportlogistik einer der weltweit größten Supermarktketten. Der CEO des Unternehmens, Daniel Hulme, kam auch nach Klagenfurt, um im Rahmen der Promotion eine Laudatio zu halten.
Voraussetzung für eine „Promotio sub auspiciis Praesidentis rei publicae“ sind unter anderem der Abschluss aller Oberstufenklassen mit „ausgezeichnetem Erfolg“, die Ablegung der Matura mit „Auszeichnung“, sowie die Beurteilung sämtlicher Diplom- und Rigorosenprüfungen mit „sehr gut“. Bisher gab es unter rund 1.100 Promotionen sub auspiciis seit 1952 acht Personen, die zweimal sub auspiciis Praesidentis promoviert wurden. Mit Philipp Hungerländer gibt es nun den neunten doppelten „sub-auspiciis“-Promovenden.