Der Atlas Novus
Im 17. Jahrhundert waren die Niederlande das kulturelle und wirtschaftliche Zentrum Europas und zählten zu den bedeutendsten See- und Kolonialmächten. Amsterdam entwickelte sich zum europäischen Zentrum der Kartographie.
Um 1630 gründete hier Willem Janszoon Blaeu (1571-1638) einen Kartenverlag, den sein Sohn Joan (1596-1673) zur größten Druckerwerkstatt der damaligen Zeit ausbaute. Mit neun Pressen für den Buchdruck und sechs für Kupferplatten produziert man unzählige Atlanten, Karten, Ansichten und Globen. Topographische Genauigkeit und hoher ästhetischer Anspruch ließen Meisterwerke entstehen.
Beide Blaeus waren auch Chefkartographen der Niederländischen Ostindien-Kompanie, für die sie streng geheime Karten über die niederländischen Kolonien und die neu entdeckten Gebiete druckten.
Glanzstück des Kartographiedruckes war ihr Atlas Novus, der 1635 zum ersten Mal erschien.
Die 1662 vollendete lateinische Ausgabe dieser Kartensammlung in Buchform, nun Atlas Maior genannt, bildet in 11 Bänden auf 594 Karten alle Kontinente ab und ist damit das aufwändigste Werk der Geschichte der Kartographie. Auf 3368 Textseiten wird das Wissen über die Welt des Entdeckerzeitalters beschrieben.
Etwa 650 Stück wurden produziert. Geringere Auflagen hatten die später erschienene französische (400 Stk.), die niederländische (300) und die spanische (200) Ausgabe. Alleine das Setzen der Textseiten dauerte rund 100.000 Stunden, dazu kamen 950.000 Abzüge der Kupferplatten für die Produktion der Karten. Einige davon sind so groß, dass sie eingefaltet werden mussten.
Das Kolorieren der Karten wurde gegen Stücklohn in Heimarbeit vergeben, oft an Frauen und Kinder. Da man sich bei dieser Arbeit nicht immer an die Vorgaben gehalten hat, gibt es häufig Farbvarianten in den einzelnen Exemplaren.
Das Binden war aufwändig, jede Karte musste gesondert auf einem Papierstreifen eingeklebt werden.
Titelblatt des ersten Bandes des Atlas Novus über Europa
Scheinarchitektur mit allegorischen Gestalten der vier Erdteile: Asien, Europa, Amerika und Afrika.
Darüber die Astronomie und die Geographie, zwischen ihnen eine Armillarsphäre;
im Himmel darüber in goldenem Strahlenschein der Name Gottes in hebräischen Buchstaben.
In den Sockeln unten: links eine Amerika-Karte, rechts eine Portolankarte.
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