2. Platz „Smart-Schools“ an das Ingeborg-Bachmann-Gymnasium; Projektleiterin Ingrid Huber (Bachmann-Gymnasium, dritte von links), Projektleiter Horst Kanzian (Uni Klagenfurt, zweiter von links), Markus Krainz (Direktor Bachmann-Gymnasium) und den SchülerInnen

Lernfeld-Projekt „Smart-Schools“ wurde mit dem „Energy Globe Award Kärnten 2019“ ausgezeichnet

Die Universität Klagenfurt kooperiert mit fünf Kärntner Schulen und setzt zahlreiche Initiativen und Projekte im Rahmen der „Kooperationsschule der AAU“ um. Das gemeinsame Projekt des Ingeborg-Bachmann-Gymnasiums (IBG) „Smart-Schools“ wurde vom Land Kärnten mit dem regionalen Energy Globe Award in der Kategorie Jugend mit dem zweiten Platz gewürdigt.

 

Vor zwei Jahren wurde das Projekt „Kooperationsschule der AAU“ mit dem Ziel ins Leben gerufen, schulische Praxis und LehrerInnenbildung zu vernetzen. Im Fokus der vierjährigen Zusammenarbeit steht die gemeinsame Durchführung schulbezogener Forschungsprojekte unter der Einbindung von LehrerInnen, WissenschaftlerInnen, Studierenden und SchülerInnen zu Fragestellung aus dem Schulalltag, den bildungswissenschaftlichen Grundlagen, der Fachwissenschaft und/oder der Fachdidaktik.

Die School of Education (SoE) koordiniert und organisiert in Abstimmung mit der Koordinationsstelle Lehramtsausbildung die schulbezogenen Forschungsprojekte. Fünf Schulen dürfen sich als „Kooperationsschule der AAU“ bezeichnen, darunter das Ingeborg-Bachmann-Gymnasium, das für ihr eingereichtes Projekt „Smart- Schools: Innovative und nachhaltige Visionen für die Schule von morgen“ mit dem „Energy Globe Award Kärnten 2019“ (2. Platz) in der Kategorie Jugend ausgezeichnet wurde.

Wir fragen nach bei den ProjektkoordinatorInnen Ingrid Huber, Professorin für Mathematik und Geographie am Ingeborg-Bachmann-Gymnasium Klagenfurt, und Horst Kanzian, Geographie-Fachdidaktiker am Institut für Geographie und Regionalforschung der Universität Klagenfurt.

 

 

Das Projekt „Kooperationsschulen“ läuft seit 2017. Was ist seither passiert?

Kanzian: Sehr viel. Wir haben gut mit den Schulen vernetzt, intensivieren laufend unsere Kooperation und setzen gemeinsame Projekte um. Insgesamt werden 22 Forschungs- und Entwicklungsprojekte gefördert. Sie reichen von „Be First“, „Digitalisierung“, „Schule und Datenschutz“, „Urban geography“ bis hin zu „Analyzing GeoJobs“. Im Fokus der Kooperation steht das forschende Lernen in den Schulen.

 Wie erleben Sie die Zusammenarbeit?

Huber: Sehr positiv. Wir haben nicht nur das Projekt „Smart-Schools“ umgesetzt, sondern auch das Projekt „GeoJobs – Die Frage nach Chancengleichheit in geographischen Berufsfeldern“. Das Ergebnis dieses Projekts mit den Lehramsstudierenden und den SchülerInnen war ein E-Book, auf dem der Projektablauf und die gesamte Dokumentation des Projekts nachzulesen ist. Sozusagen ein Leitfaden für Studierende und angehende Lehrkräfte.

Was ist das Besondere an so genannten „Lernfeldprojekten“?

Kanzian: Lernfeldprojekte haben am Institut für Geographie und Regionalforschung eine lange Tradition. Diese Projekte ermöglichen den Lehramsstudierenden der Geographie die praktische Umsetzung eines Projekts mit Schülerinnen und Schülern zu einem Thema mit Geographie-Bezug. So war es auch beim Projekt Smart-Schools mit dem Ingeborg-Bachmann-Gymnasium. Jedes Lernfeldprojekt wird mit einer fachdidaktischen höhersemestrigen Lehrveranstaltung begleitet und die Studierenden werden theoretisch und praktisch in ein Thema – im konkreten Smart-Schools – und in die Projektarbeit mit SchülerInnen eingeführt. Die ihnen zugewiesenen Schüler führen das Projekt im Rahmen des Unterrichts in der Schule eigenständig durch.

Frau Huber, das Projekt „Smart-Schools“ wurde kürzlich ausgezeichnet. Mit was haben sich die Schülerinnen und Schüler beschäftigt?

Huber: Ziel des Projekts war es, die schulische Infrastruktur so zu optimieren und personell sowie technologisch so zu vernetzen, dass eine Steigerung der Energie- und Ressourceneffizienz in den unterschiedlichsten Schulbereichen erreicht wird. Darauf aufbauend haben 25 SchülerInnen der 7. Klasse Oberstufe im Rahmen des Geographieunterrichts Handlungskonzepte entwickelt, die den Unterricht oder die Schule als Ganzes, nachhaltiger, effizienter und technologischer machen soll. Unterstützt wurden sie von 22 Lehramtsstudierenden der Geographie der Uni Klagenfurt.

Kanzian: Unser Ansatz war es zu analysieren, wie man Smart-Schools ganzheitlicher verstehen kann. Daher haben wir uns an den Begriff Smart-City angelehnt und auf den Begriff Schule umgelegt.

Wie sind die SchülerInnen dabei vorgegangen?

Huber: Die Schülerinnen und Schüler der 7. Klasse konzipierten sieben Forschungsgruppen mit unterschiedlichen Forschungsfragen, wie Umwelt und Energie, Digitale Lernkultur, Mobilität, Schulklima, Schulgesundheit, Dokumentation sowie Administration und Kommunikation. Die Forschungsfragen lauteten beispielsweise: Wie hoch ist der schulinterne Verbrauch durch Standby-Geräte? Was kann zur Verbesserung der Verkehrssicherheit vor dem Gymnasium beitragen? In welchen Bereichen könnte die Kommunikation zwischen Lehrenden und SchülerInnen verbessert werden? Welche Einstellungen haben Lehrende in Bezug auf den Einsatz digitaler Medien? – um nur einige zu nennen. Jede Gruppe wählte ihre eigene Methode zur Beantwortung der Forschungsfragen aus. Energiedetektive ermittelten mittels Messgeräten das Energieeinsparungspotenzial an der Schule, die Mobilitätsgruppe analysierte die aktuelle Verkehrssituation rund um die Schule mittels Online-Befragung, dokumentierte den Autoverkehr und erarbeitete Lösungsvorschläge.

 Was passiert mit den Ergebnissen und den Lösungsvorschlägen für eine „Schule von morgen“?

Huber: Ausgewählte Konzepte wurden im Kollegium diskutiert und werden demnächst umgesetzt. Es wird auch Fortsetzungsprojekte geben. Als Schule nehmen wir am Projekt „Mobilitätsmanagement“ teil, das im Auftrag vom Bundesministerium für Nachhaltigkeit und Tourismus durchgeführt wird. Aus unserer Umfrage ging auch hervor, dass der Großteil der SchülerInnen von den Eltern mit dem PKW zur Schule gebracht wird, was wiederum zu einer großen Verkehrsdichte am Schulareal führt. Hier besteht großer Handlungsbedarf und die SchüerInnen haben beispielsweise vorgeschlagen, eine „Kiss-and-Go-Zone“ einzuführen, d. h. die Eltern dürften vor der Schule nicht mehr zufahren, sondern in einem definierten Bereich ihre Kinder aussteigen lassen. Im Bereich der Schulgesundheit legen wir großen Wert auf regionale Produkte, Softdrinks werden nicht mehr verkauft und jüngere SchülerInnen können die „Bewegte Pause“ nutzen und sich im Turnsaal frei bewegen.

Wie funktionierte die Zusammenarbeit zwischen den Lehramtsstudierenden der Geographie und den SchülerInnen?

Huber. Die Zusammenarbeit zwischen den Studierenden und den SchülerInnen in kleinen Arbeitsgruppen war jedenfalls etwas Neues. Die Schüler konnten sich gut vorstellen, wie Wissenschaft in der Praxis aussieht und wie wissenschaftliche Methoden und Erkenntnisse in eine VWA einfließen könnten. Darüber hinaus übten sie sich im kleinen Rahmen als ForscherInnen.

Kanzian: Zu den Projekten gibt es immer eine höhersemestrige begleitende Lehrveranstaltung im Geographie-Lehramtsstudium. Die Studierenden haben im Vorfeld die Projektmethode im kleinen Rahmen an der Universität erprobt und dann erst die SchülerInnen eingeführt und angeleitet. Für beide Seiten auf jeden Fall eine Win-win-Situation.

 

Weiterführende Informationen zu „Kooperationsschulen der Universität Klagenfurt“ 

Link zum Projekt „Smart-Schools“