Frühe Kärntner slowenische Drucke - Starejši koroški slovenski tiski
Die beiden ersten slowenischen Drucke – ein Katechismus und ein Abecedarium – verlassen die Druckerpresse 1550 in Schwäbisch Hall. Beide verfasste der protestantische Reformator Primus Trubar.
Primož Trubar, (1508-1586):
Abecedarium vnd der klein Catechismus In der Windischen Sprach.
Ane Buquice, is tih se ty Mladi inu preprosti Slouenci mogo lahku vkratkim zhasu brati nauuzhiti.
Gedruckht In Sybenburgen Durch den Jernei Skuryaniz, [1550].
UBK: Faksimile Signatur: FA I 91335
Protestantische Werke zu drucken, war nur unter „gfahr“ möglich, daher verwendete Trubar Pseudonyme. „Sybenburgen“ steht für Schwäbisch Gmünd, der Drucker „Jernei Skuryaniz“ ist nicht sicher identifiziert. Vom frühesten bekannten slowenischen Druck ist nur ein einziges Exemplar erhalten, es befindet sich in der Österreichischen Nationalbibliothek.
Die UBK besitzt ein Faksimile.
Der wichtigste slowenische Druck des 16. Jahrhunderts ist Jurij Dalmatins Übersetzung der Bibel. Er erfolgt 1584 in Wittenberg und wird von den protestantischen Kärntner Landständen mitfinanziert, wodurch 300 Stück, ein Fünftel der Auflage, nach Kärnten kommen.
Jurij Dalmatin, (1547-1589):
Biblia tu je vse svetu pismv stariga inu Noviga Testamenta, Slovenski tolmazhena, skusi JVRIA DALMATINA.
Bibel, das ist die gantze heilige Schrifft / Windisch. – Wittenberg: Krafts Erben, 1584.
UBK: Faksimile Signatur: FA III 105898
1731 erscheint in Kärnten das erste Buch in slowenischer Sprache: die Predigtsammlung eines Kapuzinerpaters aus Laibach/Ljubljana. Der Beginn der nachhaltigen Pflege der slowenischen Sprache und des Erscheinens von Druckwerken ist in Kärnten mit der Reformzeit des aufgeklärten Absolutismus verbunden. Die Geschichte des slowenischen Buchdrucks ist auch die Geschichte des kulturellen Emanzipationsprozesses und der Vereinheitlichung der slowenischen Schriftsprache.
Die slowenischen Drucke aus Kärnten weisen eine große inhaltliche Bandbreite auf, wenn auch die Stückzahlen nicht hoch sind. Religiöse Werke herrschen vor: Katechismen, Gebetbücher, Handbücher für den Gottesdienst und Ähnliches.
Oswald/Ožbalt Gutsmann, (1727-1790):
Christianske Resnize [Christliche Wahrheiten], Skus Premishluvanje napreineshene, inu Sa Predige tudi naraunane, od enega Meshnika is Tovarshtva JEsusovega na svetlobo dane.
V Zelouzi [Klagenfurt] Se naidejo naprude per Joshefu Shotterju: Vtisnjene per Kleinmayrskeh Deidizhah [Kleinmayr für Joseph Schotter], 1770.
Ab Seite 237: „Anmerkungen über die windisch- und krainerische Rechtschreibung.“
UBK Signatur: I ES 495641
Gutsmann war ein hochgelehrter Jesuitenpater, der nach Aufhebung des Ordens als Missionär in Klagenfurt lebte. Er ist Verfasser mehrerer sprachlicher Werke.
Die Offizin Kleinmayr hatte bereits 1731 in Klagenfurt das erste slowenische Werk gedruckt, das leider nicht erhalten ist. Der Drucker Johann Joseph Schotter (gest. 1797) ist Buchhändler und Herausgeber. Er druckte in Klagenfurt ab 1770. Johann Julian Leon übernahm 1801 die Schotter´sche Druckerei.
Anton Slomšek, (1800-1862):
Mnemosynon Slavicum suis quondam auditoribus ac amicis carissimis dicat Antonius Slomshek. Venditione in commodum bibliothecae seminarii glanfortani relicta. Glanforti: typis et impensis Joannis Leon, 1840.
Ein liturgisches Kompendium für die verschiedenen Zeremonien, Sakramente und Riten, mit neu übersetzt und zusammengestellten Gebeten und Texten.
UBK Signatur: ES I 2877
Anton Martin Slomšek war der erste Bischof der neu geformten Diözese Lavant-Marburg. Aufgrund seines Wirkens für die slowenische Nationalbewegung, als Förderer der Volksbildung sowie auch als Schriftsteller steigt bereits ab 1828 die Anzahl der slowenischen Drucke massiv an. Slomšeks Texte überwinden die kärntnerische Variante des Slowenischen und gehen in Richtung einer Vereinheitlichung der Slowenischen Schriftsprache.
Stark vertreten sind Werke sprachwissenschaftlicher Natur wie Wörterbücher und Grammatiken.
Hieronymus Megiser, (1554-1618):
Dictionarium quatuor linguarum:
Videlicet Germanicae, Latinae, Illyricae (quae vulgo Sclavonica appellatur) & Italicae, sive Hetruscae. Auctore Hieronymo Megisero. Clagenfurti: Typis Joannis Friderici Kleinmayr, 1744
UBK Signatur: GO I 2985
Der von der evangelischen Reformation geprägte Megiser leistet mit seinen Übersetzungsarbeiten und lexikographischen Texten einen frühen Beitrag zum Werden der slowenischen Standardsprache. Sein Dictionarium ist eines der wichtigsten Werke zur slowenischen Sprache, es referiert den Wortschatz in Teutsch, Lateinisch, Windisch und Waelisch [Italienisch]. Die erste Ausgabe erschien 1592 in Graz.
Oswald Gutsmann, (1727-1790):
Deutsch=windisches Wörterbuch mit einer Sammlung der verdeutschten windischen Stammwörter, und einiger vorzüglichern abstammenden Wörter. Klagenfurt: Kleinmayer, 1789.
Motto: „Quot linguas calles tot homines vales“ [So viele Sprachen du sprichst, so oft bist du Mensch.] Sehr selten!
UBK Signatur: ES I 455
Adam Bohorič, (1520-1598):
Grammatica oder Windisches Sprach=Buch.
So ordentlich eingerichtet, Daß man darinnen An Grammaticalischen Grund=Reguln alles gantz kürtzlich, und klar beysammen findet, Und Mit einem mit grossen Fleiß außgearbeiteten sehr nutzbaren Windisch=Teutsch =und Wälschen Vocabulario versehen worden, zum Behuff aller der Windischen Sprache zu erlehrnen beginnenden, sowohl studiert= als unstudierten Liebhabern, Auf viles Verlangen, und mit weit mehrerer Verbesserung abermahlen in dem Druck beförderet worden.
Clagenfurt: Kleinmayrs Erben, 1758.
UBK Signatur: ES I 16654
Das beigefügte dreisprachige Vocabulario war für den Handelsverkehr in der Region besonders von Nutzen. Es folgten mehrere Auflagen dieses genau auf die sprachliche Situation im Land abgestimmten Verlagsartikels.
Die Verlegerin ist Maria Christina Pferschmannin. Sie unterfertigt „im Namen der Kleinmayrischen Erben“ die Dedicatio an Johann Anton Graf Goess. Darin lobt sie seine Hochachtung und Wertschätzung der Windischen Sprache.
Oswald Gutsmann, (1727-1790):
Neue Vollständige Windische Sprachlehre.
Klagenfurt: Walliser [ohne Jahr].
UBK Signatur: I ES 482743
Die ungezählte erste Ausgabe erschien 1777 bei Kleinmayer als „Windische Sprachlehre“. Der Konkurrenzverlag Walliser (er druckt in Klagenfurt bis 1796) hat die Druckstöcke der Kleinmayer-Ausgabe verwendet und diese mit ausgetauschtem Titelblatt verkauft. Daher fehlt dieser Ausgabe das Motto „nil descit, qui sine ordine discit“, das der Kleinmayerschen Titelrückseite aufgedruckt war.
Walliser nennt das Werk nun „Neue vollständige Windische Sprachlehre“, ein Erscheinungsjahr ist nicht angegeben. Ansonsten ist der Inhalt völlig ident mit der Kleinmayer-Ausgabe, sogar der Paginierungsfehler für Seite „927“ (=127) ist gleich.
Auch Schulbücher, Ratgeber und Übersetzungen kurzer literarischer Werke werden gedruckt:
Gottfried Wolstein, (1738-1820):
Te Bukve od teh Pomory inu Bolesni te Govedine, teh ouz, inu teh suin sa prebivauze na desheli. sloshene od Ansheja Bogalubi Wolsteina. [Buch von Seuchen und Krankheiten der Rinder]. U Zelouzi: Kleinmayr 1792.
UBK Signatur: ES I 16690
Anton Janežić, (1828-1869):
Slovensko berilo za Nemce s kratkimi razjasnjenji in potrebnim abecednim imenikom. Slowenisches Lesebuch für Deutsche mit kurzen Erklärungen und dem nöthigen alphabetischen Nachschlagregister. V Celovcu: Natisnil in založil Janez Leon. 1854.
UBK Signatur: I ES 610560
Jožef Rozman, (1812-1874):
Cvetje keršansko-slovenske zemlje. Prdnim mladenčem in dekličem v darilo nabral in v venec povil. V Celovcu: Leon, 1857.
UBK Signatur: I ES 13065
[Blüten des christlich-slowenischen Landes. Den fleißigen Jünglingen und Mädchen zum Geschenk zusammengetragen und in einen Kranz geflochten von Jožef Rozman, Chorherr der Lavantinischen Domkirche und Leiter des bischöflichen Seminars in Sankt Andrä mit 9 Bildern in Klagenfurt 1857 gedruckt und im Angebot von Janez Leon]
Eines der wenigen illustrierten Bücher in slowenischer Sprache aus Kärnten.
Mit 9 Stahlstichen der „vaterländischen Patrone“: Mohor, Fortunat, Maksimilian, Viktorin, Miklavz, Rupert, Modest, Ciril, Method, Hemma und Sv. Lihard [Hl. Hildegard] mit Brotlaibchen, im Hintergrund die Kirche von Stein.
Als Chorherr in St. Andrä und Diözesanschuloberaufseher bemühte sich Rozman mit Slomšek um die Herausgabe von Schulbüchern und um die Vereinheitlichung der slowenischen Schriftsprache in den Schulen. Als Regens des Theologiestudiums und Professor für Pädagogik und Katechetik in St. Andrä verfasste er das erste slowenischsprachige Lehrbuch der Katechetik.
Bemerkenswert ist die Präsenz slowenischer Texte in deutschsprachigen Publikationen, zum Beispiel in der Zeitschrift Carinthia von 1811 bis 1832.
Urban Jarnik, (1784-1844):
„Na Slovenze“. In: Carinthia. Zeitschrift für Vaterlandskunde, Belehrung und Unterhaltung. agenfurt: Kleinmayr, 1811/5.
UBK Signatur: I ES 94200
Das Ethnonym „Slowenen“ wird hier zum ersten Mal (vorher „Windisch“) gebraucht, interessanterweise von den damit Bezeichneten selbst.
Matthias Achatzel / Matija Ahacel/Ahazel, (1779-1845):
Pesme po Koròshkim ino Shtajarskim snane, enokoljko popravlene ino na novo sloshene. V´ Zelovzi 1833. Natisnjene ino naprodaj per Janesu Leonu [Klagenfurt: Leon, 1833].
Mit 8 eingefaltete Seiten mit Notenbeispielen.
UBK Signatur: ES I 12439
Achatzel, bekannt auch als Matija Kobentar aus Gorintschach/Gorinčiče bei Sankt Jakob/Šentjakob war Philologe, Publizist und Sammler von Volksliedern.
Als Besonderheit gelten die Werke der religiösen und profanen Subkultur, die dem so genannten Bukovniki-Schrifttum zuzurechnen sind:
Andreas Schuster / Andrej Šuster – Drabosnjak, (1768-1825):
Marijin pasijon. Pasion tu je popisvanie od terpleinia Jesusa Kristusa inu niegove shalostne matare Marie Deviza. [S. l. s. n.], 1811.
UBK: Faksimile, Klagenfurt: Mohorjeva Družba, 1990. Signatur: FA II 220517
Schuster war Bauer auf dem vulgo Drabósnjak Hof in Umberg (Gemeinde Wernberg) und ein autodidaktischer Volksschriftsteller, ein Vertreter der Bukovnik-Literatur. Die Marienpassion druckte er in der Badstube seines Hofes. Von ihm sind ein Weihnachts- oder Hirtenspiel und ein Passionsspiel überliefert und ein ebenfalls autograph erhaltenes Spiel vom Verlorenen Sohn. Seine geistlichen Volksschauspiele fanden starke Verbreitung, wurden oft abgeschrieben und adaptiert und von Laienschauspielern aufgeführt.
Ein neues Kapitel in der slowenischen Druckgeschichte wird 1848 aufgeschlagen. Als Folge der Märzrevolution erreicht das gedruckte slowenische Wort die breite politische Öffentlichkeit. 1850 erscheint Slovenska bčela, die erste gedruckte periodische Zeitschrift mit Klagenfurt als Erscheinungsort:
Slovenska bčela. Podúčen in kratkočasen list.
Herausgegeben von Anton Janežić (1828-1869). Celovcu: Kleinmajr, 1850.
Sie erschien von 1850 bis 1853.
UBK Signatur: I 13076
Slovenska Koleda za leto 1858, slovenskem ljudstvu v poduk in razveselovanje. Vredil Anton Janežić. Izdalo družtvo sv. Mohora. Celovec: Leon 1858.
[Kalender der Gesellschaft des Heiligen Hermagoras zu Klagenfurth]. Erscheint bis heute.
UBK Signatur: I 13109/1858
Anton Janežić (1828-1869), Slawist aus Lessach/Leše bei Sankt Jakob/Šentjakob war ab 1848 Slowenischlehrer in Klagenfurt. Er machte sich verdient um die Verbreitung und Stabilisierung der slowenischen Schriftsprache. Durch die Übersetzung von Gesetzestexten ins Slowenische, das Schreiben von Lehrbüchern und die Herausgabe von Zeitschriften trug er zur Pflege der slowenischen Sprache bei. Zudem gehörte er zu den Gründern der Hermagoras-Bruderschaft.
Der älteste gedruckte slowenische Gesetzestext ist ein kaiserliches Patent aus dem Jahr 1749. Im Landesregierungsblatt für das Kronland Kärnten – Deželni zakonik in vladni list za Koroško vojvodino – werden ab 1850 die Gesetzestexte nebeneinander in Deutsch und Slowenisch publiziert.
Deželni zakonik in vladni list za koroško kronovino. Landesgesetz- und Regierungsblatt für das Kronland Kärnten. Klagenfurth: Kleinmayr, 1850. Deutsch und Slowenisch. Erscheinungsverlauf: 1850-1853.
UBK Signatur: II 15175
Um die Mitte des 19. Jahrhunderts wird Klagenfurt zu einem mit Laibach/Ljubljana gleichrangigen Brennpunkt der slowenischen kulturellen Emanzipationsbewegung. Zum einen, weil hier mit Andrej Einspieler und Anton Janežič zwei engagierte Persönlichkeiten wirken, zum anderen, weil 1851 der neu gegründete Hermagoras-Verein seine Arbeit aufnimmt. Ein Meilenstein ist die Herausgabe der politischen Zeitung Slovenec, die von 1865 bis 1867 erscheint.
Slovenec.
Herausgegeben von Andrej Einspieler (1813-1888), redigiert von Janez E. Božič (1829 – 1884). Klagenfurt: Kleinmayer, 1865.
Die Zeitschrift wurde vom 14. Januar 1865 bis zum 25. April 1867 zweimal (Mittwoch, Samstag) und ab Dezember 1866 dreimal pro Woche (Dienstag, Donnerstag, Samstag) herausgegeben.
UBK Signatur: III 14042
Janez Božič (1829 – 1884) arbeitet ab 1864 als Priester in Klagenfurt. Nach der Gründung des Slovenec, der ersten politischen Zeitung in Kärnten, übernahm er 1865 die Redaktion mit dem Ziel, die slowenische Nationalidee zu befördern.
Die Hermagoras-Bruderschaft etabliert 1871 in Klagenfurt die erste Kärntner Druckerei, deren Hauptaufgabe es ist, slowenische Literatur zu drucken; Hermagoras/Mohorjeva kommt diesem Auftrag als Verlag und Druckerei – mittlerweile verstärkt durch die Verlage Drava und Wieser – bis heute nach.
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