Ernst von Glasersfeld
„Der Sperrholzcomputer und andere Geschichten.“
Der Erkenntnistheoretiker und gebürtige Österreicher Glasersfeld wird in diesen Tagen mit dem Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst I. Kl. ausgezeichnet und besucht als Ehrendoktor (seit 1997) auch „seine“ Universität Klagenfurt.
In seinem Vortrag wird er Episoden aus seinem Leben als Wissenschaftler vortragen, wie er sie in Erinnerung hat: „Erinnerungen sind eine persönliche Angelegenheit. Sie sind das, was einem in den Sinn kommt, wenn man zurückdenkt, nicht das, was seinerzeit geschehen sein mag. Was einem damals wichtig war, weiß man oft gar nicht mehr, denn man sieht das Vergangene mit den heutigen Augen. Der italienische Philosoph Giambattista Vico hat es vor dreihundert Jahren gesagt: Wenn wir an Dinge denken, die in der Zeit zurückliegen, so sehen wir sie im Rahmen der Begriffe, die wir heute haben. Und auch heute hat die Neuropsychologie und die Wissenschaft im Allgemeinen noch keine Ahnung, wie wir dieses Erinnern zustande bringen. Die Fähigkeit des Erinnerns ist ein Wunder, ebenso wie die Fähigkeit, sich seiner gegenwärtigen Erlebnisse bewusst zu werden.“
Ernst von Glasersfeld
Ernst von Glasersfeld ist als (Mit-)Begründer des Radikalen Konstruktivismus einer der einflussreichsten Denker der Gegenwart. Seine Ideen werden in vielen Wissenschaften diskutiert und rezipiert, in der Ökonomie und in den Managementwissenschaften, in der Medientheorie und in den Kommunikationswissenschaften, in der Wissenschaftsdidaktik, in der Pädagogik, in der Psychologie und in der Philosophie. In den letzten Jahrzehnten wird der Radikale Konstruktivismus zu einer Leittheorie in den Natur-, Kultur- und Sozialwissenschaften.
Ernst von Glasersfeld wurde 1917 als Sohn österreichischer Eltern in München geboren, ist in Italien und der Schweiz mehrsprachig aufgewachsen und lebt heute in Amherst, Massachusetts.
Im Folio-Verlag sind soeben seine „Unverbindliche(n) Erinnerungen. Skizzen aus einem fernen Leben.“ erschienen.
Die Denkweise von Ernst von Glasersfeld steht in einem engen Zusammenhang mit seiner Biographie, und nur wenige Theoretiker können von sich sagen, dass sie ihre Theorie in einem solchen Ausmaß gelebt haben.