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Trauer um Paul Parin

Paul Parin, Mitbegründer der Ethnopsychoanalyse und Ehrendoktor der Alpen-Adria-Universität, gestorben

Am frühen Morgen des 18. Mai 2009 ist Dr.med. Dr.h.c. Paul Parin in seiner Züricher Wohnung im Alter von 92 Jahren gestorben. Paul Parin war als Schriftsteller und Psychoanalytiker international bekannt und seit 1995 Ehrendoktor der Universität Klagenfurt. Er starb so wie es sich viele Menschen wünschen würden. Er ist, nachdem er vorher noch mit Freunden zusammen war, im Bett eingeschlafen. Paul Parin war in den letzten Jahren erblindet und ist in den letzten Monaten immer schwächer geworden. Ein gut funktionierender Besuchsdienst von Freundinnen und Freunden (organisiert von Johannes Reichmayr) hat es ermöglicht, dass Paul Parin bis zum Schluss in seiner geliebten Wohnung bleiben konnte, in der so vieles an seine Frau Goldy Parin-Matthèy und seinen Freund Fritz Morgenthaler sowie die gemeinsamen Forschungsreisen erinnerte.

Zusammen mit Goldy Parin-Matthèy und Fritz Morgenthaler hatte Paul Parin aufgrund von Aufenthalten in Afrika grundlegende Studien zur Ethnopsychoanalyse verfasst. Er war nicht nur Mitbegründer der Ethnopsychoanalyse, sondern auch ein Schriftsteller, der zahlreiche historisch-realistische und phantastische Erzählungen publiziert hat. Nicht nur die Psychologie, sondern auch die Kulturwissenschaften verdanken ihm viel. Paul Parin kämpfte im letzten Jahr des Zweiten Weltkriegs noch als Militärarzt zusammen mit Goldy aufseiten der jugoslawischen Partisanen gegen den Faschismus. Jede Art autoritärer Machtanmaßung wurde von ihm kritisch kommentiert und bekämpft. Als sich in Jugoslawien der neue Nationalismus abzeichnete, der dann zu den schrecklichen Kriegen der 90er Jahre führte, sah er das früher als viele andere und gab als Zeichen seines Protests seine hohe Auszeichnung als Kriegsteilnehmer zurück. Autoritäre Stadtväter und Politiker in der Schweiz und Europa mussten zur Zeit der Jugendrevolte um 1968 und später jederzeit mit seinen öffentlichen kritischen Kommentaren als renommierter Psychoanalytiker rechnen. Wir verdanken Paul Parin u. a. äußerst anregende und klare Untersuchungen zu den Anpassungsmechanismen, über welche die Macht in die Seele der Menschen einwandert. Wenn es so etwas wie eine gelungene Einheit von Widerstand und Leben gibt, dann hat Paul Parin sie verkörpert.

Klaus Ottomeyer


Zur Person

Paul Parin wurde am 20. September 1916 im slowenischen Novikloster am Landgut seiner Eltern – eine jüdisch-ungarische Mutter und ein jüdisch-triestiner Vater – geboren, schloss 1943 sein Medizinstudium in Zürich ab, wo er seit 1938 bis zu seinem Tod lebte.

Neben wissenschaftlichen Publikationen veröffentlichte er zahlreiche Essays zu Politik und Kultur und mehrere Erzählbände und erhielt dafür zahlreiche Auszeichnungen: 1992 wurde Parin mit dem Erich-Fried-Preis ausgezeichnet. 1995 verlieh ihm die Universität Klagenfurt anlässlich ihres 25-jährigen Bestehens das Ehrendoktorat. 1997 erhielt er den Sigmund-Freud-Preis für wissenschaftliche Prosa der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung und 1999 den Sigmund-Freud-Preis der Stadt Wien.