Abschied von Karl Stuhlpfarrer
Die Alpen-Adria-Universität Klagenfurt trauert um Univ.-Prof. Dr. Karl Stuhlpfarrer, der nach langer, schwerer Krankheit am 5. November 2009 von uns gegangen ist.
Karl Stuhlpfarrer wurde am 23. September 1941 in Wien geboren. Er studierte von 1960 bis 1967 Geschichte und Germanistik an der Universität Wien. In seiner Dissertation, die 1969 publiziert wurde und 1979 auch in Italienisch erschien, beschäftigte er sich mit den „Operationszonen ‘Alpenvorland’ und ‘Adriatisches Küstenland’ 1943-1945“. Das bereits hier dokumentierte Interesse an der Geschichte der Alpen-Adria-Region sollte ihn sein Leben lang begleiten. 1968 begann Karl Stuhlpfarrer die Hochschullaufbahn als Vertragsbediensteter, 1970 wurde er Universitätsassistent an der Universität Wien. In seiner Habilitationsschrift bearbeitete er die Umsiedlung in Südtirol im Zweiten Weltkrieg. 1983 wurde er zum Universitätsdozenten für Neuere Geschichte mit besonderer Berücksichtigung der Zeitgeschichte und nach Gastprofessuren in Ljubljana und Trieste 1997 zum außerordentlichen Universitätsprofessor in Wien ernannt.
Seit 1. Dezember 1999 lehrte Karl Stuhlpfarrer als Ordinarius für Zeitgeschichte an der Universität Klagenfurt. Die Schwerpunkte seiner umfangreichen, viel rezipierten Forschungen betrafen den Zweiten Weltkrieg, die Nachkriegszeit und Minderheitenfragen. Er war Mitglied zahlreicher wissenschaftlicher Gesellschaften sowie jener Historikerkommission, die den Vermögensentzug in Österreich während der nationalsozialistischen Herrschaft und Rückstellungen bzw. Entschädigungen nach 1945 untersuchte.
In der Funktion des Vizedekans (2001/2002) und vor allem als Dekan der Fakultät für Kulturwissenschaften (2002–2007) trug er wesentlich zur Entwicklung „seiner“ Fakultät und als Korrespondierendes Mitglied der Slowenischen Akademie der Wissenschaften (seit 2007) zur Vertiefung der Beziehungen der Universität mit slowenischen und italienischen Universitäten bei.
Karl Stuhlpfarrer bestach durch großes Fachwissen, hohe soziale Kompetenz und vor allem ausgeprägtes demokratisches Bewusstsein, das ihn immer wieder zum Fürsprecher von Minderheiten werden ließ.
Mit ihm verliert die Alpen-Adria-Universität Klagenfurt einen hervorragenden Wissenschafter und inspirierenden Lehrer, aber noch viel schmerzlicher, einen außergewöhnlichen Menschen.
Er wird den MitarbeiterInnen und Studierenden unseres Hauses, die er stets zu begeistern wusste, sehr fehlen!