„Klagenfurter Ausgabe“ von Robert Musils Gesamtwerk präsentiert. Staatspreis für Literaturkritik an Klaus Amann
Eines der größten Forschungsprojekte der Alpen-Adria-Universität fand eben seinen vorläufigen Abschluss: Die Herausgabe der „Klagenfurter Ausgabe“ (KA) sämtlicher Schriften von Robert Musil in digitaler Form. „Ein Jahrhundertprojekt und in dieser Art im deutschen Sprachraum einzigartig als erste digitale Edition“ beschreibt es Klaus Amann, der Leiter des Robert Musil-Instituts und jüngster Träger des Österreichischen Staatspreises für Literaturkritik.
Die „KA“ ist das Ergebnis von zehn Jahre langer Forschungsarbeit der historisch-kritischen Erschließung des Gesamtwerks Musils mit den Darstellungsmitteln digitalen Hypertexts auf DVD-ROM, also eine kommentierte digitale Edition sämtlicher Werke, Briefe und nachgelassener Schriften und der Transkriptionen und Faksimiles aller Autographen Robert Musils.
25 Jahre Sammeln, Sichten und Verbinden
Walter Fanta, der schon vor 25 Jahren mit der Sammlung und Ordnung von Musiltexten begonnen hat, ist Geschäftsführer der Internationalen Robert-Musil-Gesellschaft. Er, der Musilbiograf Karl Corino und Klaus Amann haben den rund 12.000 handgeschriebenen Seiten umfassenden Nachlass des bedeutenden, 1880 in Klagenfurt geborenen Schriftstellers Robert Musil für das Nachlesen und interaktive Navigieren innerhalb der Texte für die Musilforschung und die große Musilleserschaft aufbereitet. Auch bisherige Musilausgaben wurden integriert, weiters ein Vorschlag für ein mögliches Ende in zwölf (!) Kapiteln des Romans „Der Mann ohne Eigenschaften“, an dem Musil bis zu seinem Tod 1942 arbeitete.
Die DVD kostet 149 Euro und kann über die Webpage des Musilhauses bestellt werden. Die Einnahmen fließen in die Weiterentwicklung. Schon 2011 soll der aktuellen DVD-Edition, an der weltweit rund 50 Personen mitgearbeitet haben, ein Update folgen, das eventuelle Fehler ausbessern und die Inhalte weiter vertiefen soll.
Verdiente Anerkennung für Klaus Amann
Klaus Amann hat soeben den Österreichischen Staatspreis für Literaturkritik eingeheimst. Dies verkündete Bundesministerin Claudia Schmid bei der Eröffnung der BuchWien am 11. November. Die Verleihung erfolgt im Frühjahr 2010.
Die mit 7300 Euro dotierte Auszeichnung wird im Zwei-Jahres-Rhythmus abwechselnd mit dem Staatspreis für Kulturpublizistik vergeben. Der gebürtige Kleinwalsertaler Klaus Amann ist seit 1976 an der Alpen-Adria-Universität tätig und Mitbegründer des Kärntner Literaturarchivs. Er ist Autor von Büchern zur österreichischen Literatur, Herausgeber des Kärntner Literaturjahrbuchs literatur/a und als Jurymitglied des Bachmann-Wettbewerbs auch einem breiten Lesepublikum noch gut in Erinnerung. 2005 erhielt der Professor für Neuere deutsche Literatur, der sich wie kaum ein anderer auf unverhohlen tiefgehende und eindringliche Würdigungen auf andere SchriftstellerInnen (zuletzt auf Josef Winkler) versteht, den Kärntner Würdigungspreis für Geisteswissenschaften. Der Staatspreis für Literaturkritik ist eine wohlverdiente bundesweite Anerkennung für den nachhaltigen Verteidiger und Förderer von guter Literatur.
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