Verein ASPIS erhält Dr. Alexander Friedmann Preis 2009
Ein Preis für Leistungen in der psychosozialen Beratung, Betreuung oder Behandlung sowie im Bereich der Wissenschaft, die vor allem über ethnische Grenzen hinausgehen.
Der Dr. Alexander Friedmann Preis 2009 wurde zwei Organisationen zuerkannt und am 23. November 2009 durch das Psychosoziale Zentrum ESRA in Wien verliehen. Die beiden ausgezeichneten Einrichtungen sind das Klagenfurter Forschungs- und Beratungszentrum für Opfer von Gewalt ASPIS und das Wiener Betreuungszentrum für Folter- und Kriegsüberlebende HEMAYAT.
ASPIS steht in enger Verbindung zur Alpen-Adria-Universität Klagenfurt und wird u. a. von Klaus Ottomeyer, Professor für Sozialpsychologie, wissenschaftlich betreut. ASPIS hat sich in den letzten Jahren besonders durch die Betreuung von traumatisierten Flüchtlingen aus Tschetschenien verdient gemacht.
Der von privater Seite gestiftete Preis ist dem Andenken von Dr. Alexander Friedmann und seiner Arbeit gewidmet und wurde heuer zum ersten Mal verliehen. Juryvorsitzender ist Dr. Clemens Jabloner, Präsident des Österreichischen Verwaltungsgerichtshofes.
Laudatorin Brigitte Lueger-Schuster, Psychologieprofessorin an der Universität Wien, würdigte ASPIS als „Teil und Motor der Kärntner Zivilgesellschaft, als Gegengewicht gegen Xenophobie, Menschenverachtung und Entsolidarisierung. ASPIS steht ganz konkret für jene Werthaltung, die Alexander Friedmann Zeit seines Lebens gelebt und eingefordert hat“.
Dr. Alexander Friedmann-Preis
Univ.-Prof. Dr. Alexander Friedmann (1948 – 2008) war Mitbegründer von ESRA und bis zu seinem Tod auch dessen Obmann. Sein großes Interesse galt der Transkulturellen Psychiatrie, einem Spezialbereich der Sozialpsychiatrie, und er baute am Wiener Allgemeinen Krankenhaus die Ambulanz für Transkulturelle Psychiatrie auf, die er bis zu seinem Tode leitete. Nicht nur in dieser Funktion, sondern auch in zahlreichen anderen Bereichen setzte er sich Zeit seines Lebens für Menschen ein, die durch Verfolgung, Flucht, Entwurzelung oder Folter schwer traumatisiert waren.
In seinem Sinne wird der Preis an Personen, Projekte oder Organisationen verliehen, die sich in besonderem Maße für traumatisierte Menschen engagieren, wie etwa für Verfolgte, Flüchtlinge, Angehörige von Minderheiten oder MigrantInnen. Ausgezeichnet werden Leistungen in der psychosozialen Beratung, Betreuung oder Behandlung sowie im Bereich der Wissenschaft, die vor allem über ethnische Grenzen hinausgehen.
Durch diesen Preis soll die Öffentlichkeit für die Probleme von traumatisierten Menschen sensibilisiert und auf den Wert gemeinnütziger Arbeit aufmerksam gemacht werden.
ASPIS
Der Verein Aspis ist eine unabhängige Einrichtung und bietet ein vielfältiges Hilfsangebot für traumatisierte Menschen. Wer Gewalterfahrung durchgemacht hat, leidet oft psychisch, psychosomatisch und physisch unter den Folgen der „extremen Situation“. Der Problemkreis „Traumatisierung“ erfordert besondere medizinische und psychologische Betreuung. Das multiprofessionelle Team ist spezialisiert auf die psychotherapeutische Arbeit und auf die Durchführung von psychotherapeutischen Begleitmaßnahmen. Außerdem gibt es eine enge Zusammenarbeit mit anderen Berufsgruppen und Behandlungseinrichtungen (Ärzten, Sozialarbeitern, Ausländerberatungen, UNHCR, etc.).
ASPIS. Forschungs- und Beratungszentrum für Opfer von Gewalt.
9020 Klagenfurt, Universitätsstraße 70, (+43-463) 2700-1673
aspis [at] uni-klu [dot] ac [dot] at
http://www.aspis.at
ESRA
Das psychosoziale Zentrum ESRA wurde 1994 als Beratungs- und Behandlungszentrum gegründet. Mit ESRA wurde eine innovative und professionelle Einrichtung geschaffen, die
den Überlebenden der NS-Verfolgung und deren Nachkommen umfassende Hilfe anbietet,
jüdische MigrantInnen und deren Familien, die in den letzten Jahrzehnten nach Österreich zugewandert sind, in ihrem Integrationsprozess unterstützt und als psychosoziales Zentrum für die jüdische Bevölkerung Wiens dient. Auf Grund der in jahrelanger Arbeit mit schwer traumatisierten Menschen erworbenen Erfahrung hat sich ESRA zu einem Traumakompetenz-Zentrum entwickelt, das – soweit es möglich ist – auch Menschen offen steht, die durch andere Erlebnisse traumatisiert wurden.
ESRA. Zentrum für psychosoziale, sozialtherapeutische und soziokulturelle Integration. Ambulanz für Spätfolgen des Holocaust- und Migrationssyndroms.
1020 Wien, Tempelgasse 5, Tel.: (+43-1) 214 90 14
http://www.esra.at