Smartphone wird öfter ersetzt als Jeans
Eine Studie der Arbeiterkammer in Kooperation mit der Alpen-Adria-Universität (AAU) hat die Nutzungsdauer von Gebrauchsgütern untersucht. Weder Wegwerfmentalität noch „geplante Obsoleszenz“ sind für die kurze Verwendungsdauer verantwortlich.
Drucker werden knapp vor Ende der Garantielaufzeit kaputt und Handys sind nicht länger als zwei Jahre funktionstüchtig: Oft gewinnt der Konsument und die Konsumentin den Verdacht, dass sich dahinter die „geplante Obsoleszenz“ verbirgt; es also technisch vorgesehen ist, dass die Geräte defekt werden und durch neue ersetzt werden müssen.
Wie eine Studie der Arbeiterkammer, die begleitet von Renate Hübner, Leiterin des Kompetenzfeldes Kulturelle Nachhaltigkeit (Institut für Organisationsentwicklung, Gruppendynamik und Interventionsforschung) durchgeführt wurde, zeigt, führt die technisch verursachte vorzeitige Obsoleszenz weit seltener zu raschen Ersatzkäufen als vermutet und langlebige Güter werden oft nicht so lange genutzt, wie technisch möglich wäre. Hübner erklärt dazu: „Wir müssen uns daher fragen: Wie gehen Menschen mit Gütern um? Und was führt dazu, dass Güter immer kürzer genutzt werden bzw. immer häufiger neue Güter gekauft werden?“
In der Studie wurde im Zeitraum von November 2014 bis März 2015 eine Online-Umfrage bei über 1.000 in Österreich lebenden Personen und 25 persönliche Interviews mit Konsumentinnen und Konsumenten durchgeführt. Ziel der Studie war die Erfassung der Nutzungsdauer und die Untersuchung der vielfältigen Gründe für das Ersetzen von Gebrauchsgegenständen. „Die Ergebnisse zeigen, dass eine längere Nutzungsdauer mit einem höheren Alter, Bildungsniveau und Einkommen der Konsumentinnen und Konsumenten einhergeht“, erklärt Hübner. Am längsten werden Küchenherd (10,8 Jahre), Kleiderschrank (10,5 Jahre) und Kühlschrank (9,4 Jahre) genutzt. Smartphones gehören mit einer Nutzungsdauer von 2,7 Jahren (ähnlich lang wie Hemden/Blusen) zu den am kürzesten genutzten Gütern der 21 abgefragten Produkte Sandalen (2,2 Jahre), T-Shirt (2,5 Jahre). Sogar Jeans werden länger genutzt (3,0 Jahre).
Die StudienautorInnen kommen darüber hinaus zum Ergebnis, dass die KonsumentInnen sich zwar eine längere Lebensdauer wünschen, allerdings aufgrund ihrer Produkterfahrungen der vergangenen Jahre und des Obsoleszenzdiskurses kaum Produkte erwarten.
Durch die Wechselwirkungen zwischen tatsächlich sinkender Produktlebensdauer und der Anpassung der Nutzungserwartungen daran entsteht eine Dynamik, die dazu führt, dass immer kürzere Produktlebensdauern als „normal“ empfunden werden. Zu den Hintergründen erklärt Hübner: „Es reicht nicht zu sagen, dass die Konsumierenden oder die Industrie an der kurzen Nutzungsdauer Schuld haben. Vielmehr liegt es an unseren eigenen Erwartungen hinsichtlich der Produktlebensdauer, an dem Einfluss der Werbung und an schnellen Produkteinführungszyklen, dass Altes immer schneller durch Neues ersetzt wird. Konsumenten- und Produzentenverhalten führen zu einem Prozess zunehmend kürzerer Produktnutzungsdauer.“
Das Institut für Organisationsentwicklung, Gruppendynamik und Interventionsforschung arbeitet gemeinsam mit der Arbeiterkammer Österreich zu Themen wie „Kritischer Konsum“. Eine entsprechende Rahmenvereinbarung wurde kürzlich abgeschlossen.