Geschützt vor dem spähenden Blick von oben: Drohnenkameras und Privatsphärenschutz
Omair Sarwar bemüht sich darum, dass die Bilddaten, die von Drohnen aufgenommen werden, nicht unsere Privatsphäre bedrohen. Dazu hat er in den letzten drei Jahren an der Alpen-Adria-Universität Klagenfurt und an der Queen Mary University in London geforscht. Zu Beginn nächsten Jahres möchte er seine Doktorarbeit abgeschlossen haben.
Auf der Website der Austro Control, der österreichischen Luftfahrtbehörde, lässt sich eine umfangreiche Liste von Drohnenbesitzerinnen und –besitzern herunterladen, die um Bewilligung für den Flug angesucht haben. Sie dürfen – in der Regel – Drohnen bis zu einer Höhe von 150 Metern mit Sichtkontakt fliegen. An Bord dürfen auch Kameras sein. Ohne eine solche Bewilligung darf man in Österreich keine Drohnen mit bildspeichernden Kameras, auch nicht solche UAV (Unmanned Aerial Vehicle), die als Spielzeug gelten, in die Luft steigen lassen. Omair Sarwar, Doktorand am Institut für Vernetzte & Eingebettete Systeme der AAU und an der School of Electronic Engineering & Computer Science der Queen Mary University of London, bemüht sich in seiner Arbeit um einen (technisch abgesicherten) Schutz der Privatsphäre, die durch Kameras in zivilen Drohnen bedroht ist. Denn: Auf Bildern, die aus dieser Entfernung geschossen werden, bleiben wir gut erkenn- und identifizierbar.
„Es gibt Algorithmen, die erkennen, dass es sich um ein Gesicht handeln. Mein Ziel ist es, die Identität der Personen zu schützen und gleichzeitig zu erreichen, dass die Fotos oder Videos dennoch in einer maximal möglichen Qualität aufgenommen werden können“, erklärt Sarwar. Der Trick dabei: Die Gesichter sollen verschwommen dargestellt werden. Dazu wurde in den letzten zwei Jahrzehnten schon sehr viel gearbeitet. Das Problem bei den bisherigen Technologien ist aber, wie Omair Sarwar erklärt: „Was sich technisch verschwommen darstellen lässt, kann jemand auch wieder technisch scharf stellen.“ Die Gefahr liegt also darin, dass die Privatsschutzmaßnahme wieder technisch revidiert werden kann und damit Gesichter identifizierbar werden. Omair Sarwar stellt daher seinen eigenen Algorithmus vor, der besser funktionieren soll: „Das, was ich vorschlage, ist robust gegenüber solchen Debluring-Angriffen.“
Sarwar ist seit Jänner 2015 als Doktorand im Erasmus-Programm; zuletzt war er für ein Jahr an der Queen Mary University in London. Bis Ende Jänner 2018 will er seine Arbeit abgeschlossen haben. Dabei wird er von Bernhard Rinner in Klagenfurt und Andrea Cavallaro in London betreut. Die ersten Schritte seiner Laufbahn unternahm Omair Sarwar noch in seiner Heimat Pakistan: Nach dem Bachelorabschluss in Avionics Engineering an der National University of Science and Technology in Islamabad arbeitete er zwei Jahre lang in der Satellitenkommunikationsforschung an der Pakistan Space and Upper Atmosphere Research Comission. Für das Masterstudium kam er nach Europa, wo er an der Luleå University of Technology in Schweden und an der Université Paul Sabatier im französischen Toulouse an Weltraumtechnologien arbeitete. Das Doktoratsstudium folgte direkt anschließend.
Dieser bewegte Lebenslauf zeigt: Sarwar reist viel und er genießt es auch, zwischen vielen verschiedenen Orten zu wechseln: „Mein Toleranzlevel ist stark gestiegen: Ich habe viele neue Kulturen und Menschen kennengelernt und habe mich jeweils auf die lokale Küche eingestimmt.“ Ein Wehrmutstropfen bleibt dabei, wie er lachend eingesteht: „Leider konnte ich auf diesen Wegen nicht mein Deutsch verbessern: In Schweden kam ich gut mit Englisch durch, in England sowieso, und in Frankreich habe ich wenig geredet.“
Inhaltlich stand in seiner Karriere immer der Luftraum im Vordergrund, mal der Erde näher, mal entfernter. Nach den Sternen möchte er jedenfalls auch in Zukunft greifen: „Drohnen sind eine stark aufstrebende Technologie, die in den nächsten 10 Jahren viele Bereiche unseres gesellschaftlichen Zusammenlebens verändern werden. Vieles, was uns heute utopisch erscheint, wie etwa fliegende Taxis, wird bereits getestet. In diesem Umfeld entstehen neue Geschäftsfelder, die es zu erschließen gilt.“ Omair Sarwar möchte dabei bei seinem Kernthema, der Privatsphäre, bleiben, denn: „Kameras sind ein Teil der meisten zivilen Drohnen. Ich will mich für mehr Regulierungen und für entsprechende technische Lösungen einsetzen.“ Ob er das im akademischen Umfeld oder in der Industrie machen will, lässt er offen. Vielleicht fände sich, so sinniert er, auch eine Möglichkeit beides zu verbinden, also eine Stelle in einem forschungsnahen Unternehmen verbunden mit Lehre an einer Universität: „Ich will meine Begeisterung für das Thema an künftige Generationen weitergeben.“ Wo er arbeiten will, lässt er offen: „Für den richtigen Job, bei dem ich Zukunft mitgestalten kann, würde ich überall hingehen.“ Spricht man Sarwar auf die Gefahren an, die mit dem Einsatz von Drohnen einhergehen, sagt er: „Jede Technologie hat Vor- und Nachteile. Wir sollten daran arbeiten, die Nachteile zu reduzieren. Dann können wir alle vom technologischen Fortschritt profitieren.“
Auf ein paar Worte mit … Omair Sarwar
Was wären Sie geworden, wenn Sie nicht Wissenschaftler geworden wären?
Flugzeugwartungstechniker
Verstehen Ihre Eltern, woran Sie arbeiten?
Auf einem abstraktem Niveau, ja.
Was machen Sie im Büro morgens als erstes?
Ich überprüfe die Ergebnisse des gestrigen Tages und plane dazu passend die Aufgaben für den heutigen Tag. Und ich werfe natürlich einen Blick auf www.dawn.com, um über die Geschehnisse in meiner Heimat am Laufenden zu bleiben.
Machen Sie richtig Urlaub? Ohne an Ihre Arbeit zu denken?
Ja, ich plane üblicherweise einen mehrwöchigen Urlaub im Jahr. In dieser Zeit lese ich nicht einmal meine E-Mails.
Was bringt Sie in Rage?
Unpünktlichkeit
Und was beruhigt Sie?
Stille und die Nähe zur Natur
Wer ist für Sie die größte WissenschaftlerIn der Geschichte und warum?
Albert Einstein, aufgrund seiner Relativitätstheorie, die die Erforschung des Weltalls möglich gemacht hat
Warum fürchten sich so viele vor den Technischen Wissenschaften?
Die Menschen verstehen wissenschaftliche Konzepte üblicherweise nicht und fürchten sich daher, in einer wissenschaftlichen Karriere zu scheitern. In Wahrheit ist es aber so, dass jeder Verständnis dafür entwickeln kann, wenn es ein paar Menschen können. Ich denke, dass wissenschaftliche Konzepte praxisnah und visuell aufbereitet vermittelt werden sollen, um Menschen zu motivieren. Die komplexe Mathematik muss da wohl in den Hintergrund treten.
Wovor fürchten Sie sich?
Familienmitglieder und enge Freunde zu verlieren.
Worauf freuen Sie sich?
Ich freue mich darauf, mit meiner Arbeit zu besseren Privatssphäreregulierungen für kleine Drohnen beitragen zu können.