Fiskalunion: Gemeinsam sind wir stark, getrennt vielleicht noch stärker?
Die beiden Volkswirte Reinhard Neck und Dmitri Blüschke haben kürzlich berechnet, wie sich eine Fiskalunion, also eine gemeinsame Steuer- und Ausgabenpolitik, auf eine Währungsunion wie die Euro-Länder auswirken könnte. Die Ergebnisse zeigen: Entscheidend ist die Gewichtung von Länderblöcken sowie Zentralbank.
In dem errechneten Modell gibt es drei Einheiten: Zwei Fiskal-Einheiten (den Kern und die Peripherie der Europäischen Währungsunion beschreibend) sowie eine gemeinsame Zentralbank. Diese Entscheidungsträger werden von unterschiedlichen Zielen angetrieben. Reinhard Neck und Dmitri Blüschke haben nun mit Hilfe des OPTGAME-Algorithmus spieltheoretisch berechnet, wie sich diese politischen Einheiten in verschiedenen Konstellationen verhalten. Simuliert wurde unter anderem ein Einbruch in der wirtschaftlichen Entwicklung ähnlich der Wirtschaftskrise 2007-2010 und der daraus entstehenden Schuldenkrise seit 2010 in Europa.
„Wir untersuchten die Konsequenzen von drei Szenarien“, so Reinhard Neck, der weiter ausführt: „Eine dezentralisierte Fiskalpolitik, die von unabhängigen Regierungen betrieben wird, wie in der aktuellen Situation; eine zentralisierte Fiskalpolitik mit einer unabhängigen Zentralbank sowie eine vollständig zentralisierte Fiskal- und Währungsunion.“ Für die letzten beiden Szenarien, in denen eine gemeinsame Steuer- und Ausgabenpolitik vorgesehen ist, haben die Volkswirte verschiedene Gewichtungen der Blöcke für den Verhandlungsprozess vorgesehen.
Die Berechnungen haben zum Ergebnis, dass die Gewichtungen für einen nachhaltigen makroökonomischen Erfolg entscheidend sind. „Wir konnten zeigen, dass Gewichtungen entsprechend der Anzahl an Staaten in den einzelnen Blöcken zu besseren Resultaten führen, als eine nicht-kooperative dezentralisierte Politik. Dies ist besonders dann der Fall, wenn die Fiskalunion mit der Währungspolitik einer gemeinsamen Zentralbank kooperiert.“ Wenn hingegen ein Block die Fiskalunion dominiert, können dezentralisierte Strukturen von Vorteil sein.
„Diese Ergebnisse können nur sehr vorsichtig auf die aktuelle Situation in der Euro-Währungsunion angewandt werden“, so Reinhard Neck. Viele Aspekte, wie beispielsweise die unterschiedliche Konkurrenzfähigkeit zwischen den beiden definierten Blöcken, konnten nicht berücksichtigt werden. Doch konnte, so Neck, anhand dieser aktuellen Studie gezeigt werden, dass spieltheoretische Analysen wie diese sinnvoll sein können, wenn es darum geht, unterschiedliche makroökonomische Strukturen und wirtschaftspolitische Konstellationen in einer Währungsunion zu untersuchen.