Gutes tun, und darüber mit den MitarbeiterInnen sprechen
Wenn Unternehmen Gutes tun, tun sie dies aus unterschiedlichen Gründen: Von Altruismus bis hin zu Imageaspekten – die Motive für sogenannte CSR-Maßnahmen sind zahlreich. Insbesondere aber müssen CSR-Maßnahmen von den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern als glaubwürdig wahrgenommen werden, denn sie sind es meist, die das „Gesicht“ eines Unternehmens bilden. Sie setzen die CSR-Maßnahmen um und tragen das Engagement nach außen. Sarah Desirée Schäfer untersucht die Wahrnehmung und Bewertung sowie die Wirkung von CSR-Maßnahmen und CSR-Kommunikation auf Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.
Ein großer österreichischer Energiedienstleister baut beispielsweise neben Kraftwerken in den Bergen auch Fischaufstiegshilfen, um den Schaden, der durch die Bauten entsteht, zu verringern. Nun ist es natürlich auch im Interesse des Unternehmens, dass die Belegschaft von dieser Maßnahme erfährt und das Engagement bzw. die Übernahme gesellschaftlicher Verantwortung nach außen trägt. Die Betriebswirtin Sarah Desirée Schäfer untersucht in ihrer Dissertation unter Betreuung von Sandra Diehl und Ralf Terlutter, wie die Kommunikation über solche Maßnahmen wahrgenommen und bewertet wird und wie sich in weiterer Folge die Maßnahmen auf die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter eines Unternehmens auswirken.
Über Jahrzehnte hinweg stand die Perspektive der Unternehmen im Mittelpunkt der Forschung zu Corporate Social Responsibility (CSR). Diejenigen, die die gesellschaftliche Verantwortung von Organisationen planen, sich dafür engagieren und das Engagement nach außen tragen, blieben währenddessen nahezu unbeachtet in der Forschung. In diesem Kontext setzt Sarah Desirée Schäfer mit ihrer Forschung an. Für sie sind die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Schlüssel, wenn es darum geht, eine Botschaft zu transportieren: „Sie sind das Gesicht eines Unternehmens. In Zeiten einer dichten Informationsflut und steigender Skepsis gegenüber CSR-Maßnahmen werden persönlich überlieferte Botschaften wichtiger. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wissen, was ein Unternehmen gut macht.“ Dabei nicht zu unterschätzen, sei die Wirkung von organisationalem CSR-Engagement auf die Belegschaft. Unter anderem trage erlebte Sinnhaftigkeit dazu bei, dass Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zufriedener sind.
Für ihre Forschung ist Schäfer im „echten“ Feld in Unternehmen unterwegs. Nachdem ein großer österreichischer Konzern bereits befragt wurde, will sie nun über die Grenzen des Landes hinausblicken, um so einen Vergleich herstellen zu können.
Das Überschreiten von Grenzen – seien es Fächer- oder Ländergrenzen – prägt auch die Ausbildungsbiographie von Sarah Desirée Schäfer: Sie hat Betriebswirtschaftslehre mit Fokus auf Handel in Stuttgart und London studiert und war dabei schon gleichzeitig berufstätig. Dann kam sie nach Klagenfurt, um hier Psychologie und Angewandte Betriebswirtschaft zu studieren. Wie sich diese Fächer verbinden lassen, erklärt sie so: „Mir sind Menschen sehr wichtig. Ein Unternehmen braucht Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die das lieben was sie tun. Ohne qualifiziertes und motiviertes Personal kann kein wirtschaftlicher Erfolg entstehen.“ So kam sie zu dem Themenkomplex „Business Ethics“ und zur Beschäftigung mit ethischer Führung. „Das greift meiner Meinung nach aber nicht weit genug. Es ist sehr viel effizienter, wenn die Verpflichtung eines Unternehmens, Entscheidungen zu treffen und Strategien zu verfolgen, die im Einklang mit den Werten und Zielen unserer Gesellschaft stehen, ganz oben in der Strategie des Unternehmens etabliert ist.“ So hat Sarah Desirée Schäfer ihre Forschungslücke gefunden. Nach dem Studienabschluss ging sie zurück nach Stuttgart, wo sie in einem größeren mittelständischen Unternehmen in der Beratung zu Business Intelligence tätig war. Schließlich war es die Universitätsassistentenstelle an der Abteilung für Personal, Führung und Organisation, die sie wieder nach Klagenfurt und zurück an die Universität gebracht hat. Nun bleiben ihr anderthalb Jahre, um ihre Dissertation abzuschließen. Sarah Desirée Schäfer betont, dass sie „die Kombination von Wissenschaft und Praxis liebt.“ So möchte sie nach dem Doktorat nach Möglichkeiten suchen, mit denen sich beides miteinander vereinbaren lässt. Gefragt danach, wie es um die CSR der Universität steht, antwortet sie: „Die AAU ist in puncto CSR gegenüber den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern richtig gut unterwegs. So wird insbesondere sogar für die Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftlern, da es ja auch noch andere Bereiche gibt, gut gesorgt: Es gibt Förderprogramme für Mobilität, Mentoring und Fortbildung. Insgesamt also ein vorbildliches Engagement.“
Auf ein paar Worte mit … Sarah Desirée Schäfer
Was würden Sie jetzt machen, wenn Sie nicht Wissenschaftlerin geworden wären?
Ich würde in der Beratung arbeiten.
Verstehen Ihre Eltern, woran Sie arbeiten?
Ja, das ist ja das Schöne an meinem Thema, dass jede und jeder damit schon mal konfrontiert war oder ist.
Was machen Sie im Büro morgens als erstes?
Mir mit meiner Kollegin einen Tee kochen, um für den Tag gerüstet zu sein.
Machen Sie richtig Urlaub? Ohne an die Arbeit zu denken?
Schwierig. Abschalten zählt nicht gerade zu meinen Stärken.
Was bringt Sie in Rage?
Ungerechtigkeit.
Und was beruhigt Sie?
Zeit in der Natur verbringen, egal ob bei einer Bergtour, Skifahren oder Laufen am Kreuzbergl.
Wer ist für Sie die größte WissenschaftlerIn in der Geschichte und warum?
Ganz klar: Thomas Edison. Denn ohne ihn gäbe es keinen Strom und unsere Welt ohne Strom – einfach unvorstellbar.
Wofür schämen Sie sich?
Mhm… ehrliche Antwort? … dafür dass eine Pflanze nach der Anderen bei mir stirbt.
Wovor fürchten Sie sich?
Vor derzeitigen politischen Entwicklungen.
Worauf freuen Sie sich?
Auf die Zukunft.