Siegfried Stupnig, Maria Lind, Elisabeth Scheucher, Klaus Ottomeyer, Cornelia Seidl-Gevers | Foto: aau/KK

Flüchtlinge und Opfer politischer Gewalt werden grob vernachlässigt

Bruno-Kreisky-Preis für Verdienste um die Menschenrechte an das Forschungs- und Beratungszentrum Aspis an der Alpen-Adria-Universität

Am Freitag, 20. Mai 2011 wurde im Wiener Musikverein der Bruno-Kreisky-Preis für Verdienste um die Menschenrechte verliehen. Damit ausgezeichnet wurde unter anderem der Verein Aspis. Die Laudatio hielt André Heller, die weiteren Preisträger sind Esra, Hemayat, Daniel Barenboim und das West-Eastern Divan Orchestra.

Der Verein Aspis bietet Verfolgungsopfern, traumatisierten Flüchtlingen und MigrantInnen dolmetschunterstützte interkulturelle Psychotherapie, psychologische Beratung und psychotherapeutische Begleitmaßnahmen an. Die betreuten Menschen haben Traumata durch Vertreibung, Folter, Krieg und Vergewaltigung erlitten und leiden unter den Symptomen einer Posttraumatischen Belastungsstörung.

„Mit unserer Arbeit schließen wir eine für die Betroffenen schmerzhafte Lücke im Umgang mit Flüchtlingen und Verfolgten in Österreich, insbesondere in Kärnten“, so Klaus Ottomeyer, Professor am Institut für Psychologie und Obmann von Aspis. Nach Ergebnissen der WissenschaftlerInnen und BetreuerInnen werden schwer traumatisierte Flüchtlinge oft grob vernachlässigt und nicht selten sogar durch Bürokratie und Ignoranz retraumatisiert. Während es für Opfer von anderen traumatischen Erfahrungen wie Missbrauch, Familiengewalt und Katastrophenereignissen umfassende Unterstützungsprogramme gibt, werden Flüchtlinge durch die hiesigen Verfahren großen zusätzlichen Belastungen ausgeliefert. Seine Forschungsergebnisse stellt Klaus Ottomeyer unter anderem in dem jüngst erschienenen Buch „Die Behandlung der Opfer“ (Verlag Klett-Cotta, 2011) dar und bietet darin Behandlungsstandards, die das psychotherapeutisch und zwischenmenschlich Nötige praxisnah formulieren.

Wie groß der Bedarf einer solchen Begleitung ist, zeigen die Zahlen: 2010 wurden 148 Personen betreut, davon 102 Menschen in psychotherapeutischer Behandlung (1.265 Stunden) und 46 Menschen in psychosozialer Betreuung (1.379 Stunden). Aspis besteht aus einem Team von engagierten BetreuerInnen und arbeitet eng mit anderen Berufsgruppen und Behandlungseinrichtungen zusammen.

Der Verein wird großteils durch den Europäischen Flüchtlingsfonds und das Bundesministerium für Inneres finanziert. Zusätzliche Subventionen kommen Abteilung 12/Gesundheit des Landes Kärnten und vom Magistrat der Stadt Klagenfurt sowie von Spenden und Förderern. Das Preisgeld wird zur Gänze in den Verein eingebracht.

Weitere Informationen unter www.aspis.at.

 

Siegfried Stupnig, Maria Lind, Elisabeth Scheucher, Klaus Ottomeyer, Cornelia Seidl-Gevers | Foto: aau/KK

Siegfried Stupnig, Maria Lind, Elisabeth Scheucher, Klaus Ottomeyer, Cornelia Seidl-Gevers | Foto: aau/KK

 

Klaus Ottomeyer | Foto: aau/KK

Klaus Ottomeyer | Foto: aau/KK