Die Klagenfurter Jesuitenchronik
Universitätsbibliothek Klagenfurt Handschrift PA 180,1-3
Sammelband aus drei Teilen aus dem 17. und 18. Jahrhundert Trägermaterial: Papier, Schrift: Kursive, Sprache: Latein
Band 1: 358 Seiten, erste Hand (Schreiber)
Band 2 und 3: 226 S., 369 S., viele weitere Schreiberhände
Einband: Halblederbände aus dem 18. Jahrhundert; Rücken mit Goldaufdruck: Annales collegii Clagenfurt. Soc. Jesu
Restaurierung: 2011 wurde in Band 1 das Papier gefestigt und Fehlstellen im Titelblatt ergänzt. In allen drei Bänden finden sich zudem viele Spuren älterer Instandhaltungsmaßnahmen.
Digitalisierung: 2011 erfolgte die Digitalisierung aller drei Teile; die Handschrift ist im Volltext über den Katalog der Universitätsbibliothek einsehbar.
Besitzgeschichte: Die Handschrift befand sich eine Zeitlang im Besitz des Geschichtsvereins für Kärnten. Sie wurde 1859 von Bibliotheksdirektor Ignaz Tomaschek in die Studienbibliothek zurück geholt.
Bedeutung und Inhalt
Die dreibändigen Annalen der 1604 offiziell gegründeten Klagenfurter Jesuitenniederlassung stellen durch ihre zeitliche Breite (1603/04 bis 1771) eine der unverzichtbaren frühneuzeitlichen Quellen zur Kärntner Landesgeschichte mit starken Bezügen zur österreichischen und europäischen Geschichte dar. Neben Ordens- interna (u. a. Beschreibung des Schullebens, Seelsorgearbeit in den Städten und ländlichen Pfarren, Nachrufe auf verstorbene Jesuiten) finden sich in ihnen Bezugnahmen auf die Geschichte Kärntens und der innerösterreichischen Länder, aber auch ausführliche Schilderungen der Ereignisse des Dreißigjährigen Krieges, der Kämpfe der kaiserlichen Armee gegen die Osmanen, der Bauernaufstände in Böhmen oder des Aufstandes der Ungarn 1681/82.
Alle drei Bände sind annalistisch angelegt. Der zuständige Haushistoriograph („historicus domus“) trug nach Einlangen der von der römischen Zentrale approbierten Berichte diese in das „Annalenbuch“ der Klagenfurter Ordensniederlassung ein. In diesem Sinne handelt es sich beim zweiten (1683-1730) und dritten Band (1731 bis 1771) um eine unmittelbare zeitgenössische Quelle, verfasst von unterschiedlichen Schreiberhänden.
Im Gegensatz dazu steht der die Jahre 1603 bis 1682 umfassende erste Band. Dieser ist im Nachhinein, und zwar um 1740/ 1742, von einer Hand, nämlich dem Haushistoriographen Pater Joseph Fleischer, verfasst worden. Der Inhalt ist rekonstruiert. Da infolge eines Brandes von der alten „historia domus“ nur mehr kümmerliche Fragmente erhalten geblieben waren, stützte sich der Schreiber bei der Rekonstruktion der Geschichte des Klagenfurter Kollegiums auf eine Vielzahl anderer Quellen wie etwa Johann Friedrich Löbers „Rosa centifolia“.
Band 1: Vorrede an den Leser (MP3)
Das Editionsprojekt
Die Edition der Klagenfurter Jesuitenchronik wurde in den 1990er Jahren von em. Univ.-Prof. Dr. Helmut Rumpler initiiert und steht nun unter der Leitung von ao. Univ.-Prof. Dr. Werner Drobesch (Institut für Geschichte, Alpen-Adria-Universität Klagenfurt) und Univ.-Doz. Dr. Peter Tropper (Archiv der Diözese Gurk). Der erste Band der auf insgesamt acht Bände konzipierten Gesamtausgabe des lateinischen Originaltextes (mit Übersetzung der Randglossen ins Deutsche und mit einer deutschen Inhaltsangabe der einzelnen Abschnitte) erscheint im Spätherbst 2014.
Christa Herzog & Werner Drobesch im September 2014
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