Wovon hängt die Motivation von SchülerInnen und LehrerInnen ab?
Eine Studie geht der Motivation von LehrerInnen einerseits und SchülerInnen andererseits auf den Grund.
Eine seit 2009 an der Alpen-Adria-Universität laufende Studie geht einerseits der Frage nach, welche unterrichtlichen Bedingungen die Lernmotivation von jungen Menschen positiv beeinflussen bzw. die Entwicklung nachhaltiger Motivation verhindern. Andererseits interessiert das Forscherteam, wie es um die Motivation der Lehrpersonen in Österreich bestellt ist und von welchen persönlichen, institutionellen sowie organisatorischen Bedingungen die Motivation zu unterrichten, abhängt.
Die Analyse der LehrerInnenmotivation ist ein bislang kaum erforschtes Feld. Insbesondere über den Zusammenhang von Lernmotivation der SchülerInnen und Unterrichtsmotivation der Lehrpersonen ist noch wenig bekannt.
Nach der Selbstbestimmungstheorie von Deci & Ryan, welche die Grundlage für die Untersuchung bildet, sind drei Faktoren für psychisches Wachstum, Wohlbefinden und Integrität von Menschen essentiell: Autonomie, Kompetenz und soziale Einbindung. Auf Basis diverser Untersuchungen gilt es mittlerweile als bestätigt, dass SchülerInnen, deren basale psychologische Bedürfnisse („basic needs“) erfüllt werden, den Lerninhalt tiefer verarbeiten, mehr Eifer an den Tag legen und nachhaltiger lernen. Druck und Kontrolle wirken sich langfristig entgegengesetzt aus und führen zu extrinsischer Motivation und zu Oberflächenlernen.
Interessanterweise zeigte sich in der Studie, dass die Unterrichtsmotivation der Lehrpersonen besonders mit der Selbststeuerungsfähigkeit der Lehrpersonen als auch mit der Unterstützung von Autonomie (z.B. Freiräume bei der Unterrichtsgestaltung), Kompetenz (z.B. Unterstützung durch KollegInnen) und der sozialen Einbindung (z.B. Arbeitsklima) an der jeweiligen Schule zusammenhängt. Im Gegensatz dazu spielten wahrgenommene organisatorische, bildungspolitische oder curriculare Einschränkungen oder der Druck der Eltern keine Rolle für die Motivation zu unterrichten.
Ferner konnten die Analysen Hinweise liefern, dass intrinsisch motivierte Lehrpersonen im Unterricht eher die psychologischen Bedürfnisse der SchülerInnen beachten als weniger intrinsisch motivierte LehrerInnen. Motivierte LehrerInnen schaffen somit Lernumwelten, die auch motivationsfördernde Bedingungen für ihre SchülerInnen bereitstellen.
Ein aktueller Befund aus dem Forschungsprojekt:
In diversen empirischen Forschungsarbeiten treten immer wieder Schwierigkeiten auf, die „basic needs“ als theoretisch definierte Konstrukte empirisch zu trennen.
Hannes König, Christina Marx, Almut Thomas und Florian Müller (Institut für Unterrichts- und Schulentwicklung) stellten sich daher nun die Frage, ob die SchülerInnen diese Faktoren überhaupt getrennt wahrnehmen oder ob nur ein eher holistischer Eindruck der Lehrperson wahrgenommen wird. „Bei der Studie kamen wir zu dem Ergebnis, dass eine eher ganzheitliche, intuitive Fähigkeit der Lehrperson wahrgenommen wird und dann dazu führt, dass sich Schülerinnen und Schüler eher selbstbestimmt motiviert fühlen“, so Florian Müller.
An der Untersuchung nahmen 5.900 10- bis 18-jährige Schülerinnen und Schüler und deren Lehrpersonen aus allen Schularten Österreichs teil.
Forscherteam des IUS:
Irina Andreitz
Barbara Hanfstingl
Florian H. Müller
A. Thomas