„Die Jugend von heute“: Jugendliche in marginalisierten Stadtvierteln in Klagenfurt
„Die Jugend von heute“ steht für einen problemlastigen Blick und reduziert sie häufig auf eine homogene Masse. Ein Projekt am Institut für Erziehungswissenschaft und Bildungsforschung stellt die Frage: „Wer sind diese Jugendlichen eigentlich?“.
Häufig sind es Jugendliche, deren Eltern eingewandert sind, die über wenig finanzielle Mittel verfügen und in Stadtvierteln leben, denen per se ein schlechter Ruf angelastet wird, die mit den Vorurteilen zu kämpfen haben. Perspektivlosigkeit, mangelnde Schulleistungen und Abschottungstendenzen sind weitere Zuschreibungen von außen, mit denen Jugendliche mit so genanntem „Migrationshintergrund“ ständig konfrontiert werden.
In einem kürzlich gestarteten Forschungsprojekt von Erol Yildiz und Marc Hill (Institut für Erziehungswissenschaft und Bildungsforschung) werden die Jugendlichen selbst gefragt: Welche eigenen Lebensentwürfe haben sie? Wie setzen sie sich mit dem Herkunftsland ihrer (Groß)Eltern und mit dem Land, in dem sie aufwachsen, auseinander? Welche Strategien nutzen sie, um weiterzukommen, selbst wenn sie über wenig Ressourcen verfügen, ignoriert und diskriminiert werden?
Die Feldforschung besteht aus dem Methodenmix Beobachtungen, Interviews und Fotodokumentationen. Zu den Forschungsgebieten gehört unter anderem St. Ruprecht in Klagenfurt – ein bewegter Stadtteil mit zahlreichen internationalen Bezügen, Orten und Verbindungen. „Es handelt sich um ein altes Arbeiterviertel, das vom Zuzug von MigrantInnen profitiert und sich ständig als ein urbaner Mittelpunkt von Klagenfurt weiterentwickelt“, so Marc Hill. „Aus unserer Perspektive ist St. Ruprecht ein wesentlicher Bestandteil von Klagenfurt, wo MigrantInnen kosmopolitische Pionierarbeit leisten“, fasst Erol Yildiz zusammen.
Ziel des Forschungsprojekts ist es, (post)migrantische Lebensentwürfe, Potenziale und Kreativität von Jugendlichen zu erfassen. Gesucht werden noch weitere Jugendliche aus St. Ruprecht und dem Fischl-Wohnviertel, die den Forschern etwas über ihre Einwanderungsgeschichte oder die der (Groß)Eltern berichten können. Die Forscher suchen aber auch ExpertInnen, die als Ansprechpartner in Frage kommen und das Forschungsprojekt so unterstützen möchten.
Das Projekt wird durch den Jubiläumsfonds der österreichischen Nationalbank finanziert.